USA-Südwesten
Back to Nature oder "rocks around the clock"
17. Juni 2010 - 2. Juli 2010



5. Tag - Paria Wilderness, Coyote Buttes South

Heute gab es mal kein winziges Frühstück, wie normalerweise üblich in US-amerikanischen Motels, sondern eine große Auswahl zum satt werden. Der Tag fing gut an.

Wir packten unsere Wandersachen zusammen, füllten Rucksack mit Obst, Kekse und Wasser und fuhren den Highway 89 in Richtung Kanab.

Nach ca. 30 Meilen, wir waren bereits in Utah, tauchte ein Schild mit der Aufschrift Visitor Center auf, aber eigentlich suchten wir nach der Paria Contact Station, die als solche auf dem Highway 89 nicht ausgeschildert ist.

Nun gut, also beim Meilenmarker 21 in Richtung Visitor Center abgebogen und festgestellt, dass dies gleichzeitig die Paria Contact Station (BLM Contact Station) ist.

Sie hatte gerade erst geöffnet, es war kurz vor 9:00 Uhr. Wir traten ein und legten unsere zwei „walk-in Permits“ für die Coyote Buttes South vor. Für die South Area gibt es keine Lotterie wie für die North Area mit ihrer weltbekannten Wave. Leider haben wir bei der Lotterie für die Waves nicht gewonnen, dafür aber die letzten zwei Permits für die South Area ergattert, die nicht weniger spektakulär sein soll. Hier werden die ersten 10 Permits an die schnellsten vergeben, 10 weitere Permits das gleichen Tages gibt es für die Schnellsten noch vor Ort an der Paria Contact Station. So dürfen insgesamt nur 20 Personen an einem Tag in die Paria Canyon Vermilion Cliffs Wilderness Area eintreten. Später wurde uns auch klar, wieso.

Hier geht’s zur Webseite des BLM - Bureau of Land Management http://www.blm.gov/az/st/en/arolrsmain/paria/coyote_buttes/permits.html zur Vergabe bzw. Lotterie der Permits.

Der Herr in der Paria Contact Station jedenfalls kam uns sehr freundlich und kompetent entgegen, händigte uns kleine Permits für die Fontscheibe des Autos sowie für unseren Rucksack aus, damit wir als Permitinhaber sofort erkannt werden, sollte es zu einer Kontrolle durch die Ranger kommen. Außerdem überreichte er uns Wandermaterial sowie eine schwarz/weiß-Map der eingezeichneten House Rock Valley Road mit Wegbeschreibung zur South Area. Übersichtlich sah das ja nicht gerade aus. Nun gut, versuchen wir es mal. Noch ein schneller Blick auf die Tanknadel, was man eigentlich noch in Page tun sollte und schon ging’s los.

Ca. 5 Meilen hinter der Contact Station in Richtung Kanab zweigt links die House Rock Valley Road ab. Sie ist eine Gravel Road und eigentlich auch mit einem normalen Pkw zu befahren. 16 Meilen folgten wir dieser im Schneckentempo bis links eine Dirt Road in Richtung Lone Tree Reservoir abzweigt. Ab hier ist ein 4x4 mit viel Bodenfreiheit dringend erforderlich (Foto rechts).

Ein bisschen Bammel hatte ich ehrlich gesagt schon und meine Knie wurden weich, aber mutig voran ging’s los.

Die ersten 2 Meilen sind eine etwas wildere Gravel Road, danach wurde sie zur Sandpiste mit teilweise Tiefsand. Es folgten weitere 4 Meilen flacher bis tiefer Sand, in dem das Auto hin und wieder zu Schwimmen begann. Nach hinten raus sahen wir bereits gar nichts mehr, das Auto war nicht mehr weiß, sondern gelb vom Staub, zwischendurch lockerten steinige Bereiche den Sand auf, so dass kurz wieder Grip unter die Reifen kam, aber auch das Auto extrem beanspruchte. Durch Sand fuhren wir einen langgestreckten Hügel hinauf, ohne einem nochmaligen Versuch schafften wir die Passage und gelangten an die nächste Herausforderung, eine steile Felsplatte, auf der das Auto am liebsten wegrutschen wollte. Offroad pur, aber es hat Spaß gemacht :-) An der verlassenen Poverty Flat Ranch mit kaputter Windmühle teilte sich die Piste mehrmals nach links, rechts und geradeaus, so genau war das auf unserer Map nicht eingezeichnet. Selbstverständlich fuhren wir erstmal in die falsche Richtung, indem wir die Ranch links liegen ließen. Laut Map müsste die aber rechts von uns sein. Gewendet im Sand und wieder zurück zur Ausgangspiste. Ein nicht sehr lustiges Unterfangen, denn wenn wir uns jetzt einen Platten einfahren, der Sprit ausgehen würde oder wir uns in den Sand eingraben, könnten wir mit fremder Hilfe nicht so schnell rechnen und unsere Handys funktionierten hier nicht. Aber das nützte jetzt auch nichts, zweiter Versuch war angesagt, links die alte Windmühle, rechts die alte Ranche. Es war uns langsam unheimlich hier, in Horrorfilmen würden jetzt aus der alten Ranche Zombies auftauchen... Schnell weg! Endlich fanden wir einen anderen Weg, der zumindest in Richtung Norden führt und nach weiteren 3 Meilen Sandpiste passierten wir ein Tor mit dem Eingangsschild „Coyote Buttes South - Cottonwood Cove“,  Puh, geschafft! Später las ich, dass wir hätten weit vor der Ranch abbiegen müssen, aber das Hinweisschild existiert nicht mehr. Wir sind also definitiv zu weit gefahren. Aber egal, wir waren da und fuhren weiter bis zum Parkplatz. Hier stand bereits ein Auto, wir gesellten uns dazu.

Da die Anfahrt ausschließlich mit einem geländetauglichen 4x4 machbar, sehr aufwendig und umständlich ist, verirren sich nur sehr selten Touristen in dieses Gebiet. Je nach Wetterlage und Jahreszeit kann der Tiefsand zum Verhängnis werden. Außerdem ist zu beachten, dass es laut Mietvertrag der Mietwagenfirmen verboten ist, befestigte Straßen zu verlassen und man hier draußen in der Wildnis und Einsamkeit keinerlei Versicherungsschutz mehr genießt. Wer sich dieses schwierige Unterfangen nicht zutraut, sollte sich lieber einer geführten Tour anschließen und sich nicht alleine ins Abenteuer stürzten.

Wir speicherten die GPS-Daten und wanderten los in die verlassene Weite zum spektakulärsten Teil der Coyote Buttes South. Was uns hier erwartete, beeindruckte uns vom ersten Moment an und ohne die Coyote Buttes North zu kennen, stelle ich die Behauptung auf, dass die South Area mindestens genauso beeindruckend oder zumindest genauso sehenswert und durch ihre Abgeschiedenheit mein ganz persönlicher Geheimtipp ist.

Was die Natur hier geschaffen hat, ist einmalig und faszinierend zugleich. Umwerfende Farben und Gesteinsstrukturen, hier ist jeder Stein etwas Besonders.

Wir als Naturliebhaber und ich als Fotografin fanden eine Fülle an Details, wir konnten uns nicht statt sehen und verbrachten drei Stunden in diesem Gebiet, wo wir Freiheit und Abenteuer ausleben konnten.

Ich kann es nur schwer beschreiben und denke, die Fotos zeigen, was ich eigentlich sagen will.

Wer die ganze Gegend erkunden will, sollte lieber zwei Tage bleiben anstatt drei Stunden. Aber wir hatten in unseren 13 Tagen Südwesten noch mehr vor, deshalb brachen wir hier ab und wanderten zurück zum Auto. Dort stand doch tatsächlich ein Rancher vor uns, der die Permits kontrollierte. Kaum zu glauben. Das Auto neben uns hatte kein Permit und der Rancher suchte nach den Besitzern. Wir hatten jedenfalls niemanden gesehen. Das einzige, was wir an Leben sahen, waren Fußspuren kleinerer Tiere im Sand und ein paar Pflanzen.

Nachdem wir den Weg hierher schon so gut bewältigten, traten wir  fröhlichen Mutes den Rückweg an, fuhren bis zur verlassenen Ranch, fanden dort gleich den richtigen Weg und durchfuhren die Sandpisten, als ob es nichts lustigeres gebe. Natürlich mussten wir auch jetzt wieder sehr aufpassen und uns zusammenreißen. Konzentriert fuhr ich die Sandpiste bis zur House Rock Valley Road und parkten schließlich am Wire Pass Trailhead.

Hier schrieben wir uns brav in das vorgesehene Büchlein ein, hinterlegten eine Spende von 6,00 US$ und wanderten los zu in Richtung Buckskin Gulch. Es ging durch einen Wash den Wire Pass entlang, dem wir einige Meilen folgten, entlang hoher Canyonwände und verlassener Wildnis. Es war still und heiß, ab und zu ging ein erfrischendes Lüftchen. Wir erreichten einen weiteren Slot Canyon und folgten diesem bis zu einer Gabelung, an der wir nach rechts weiterliefen. Wir standen mitten im Buckskin Gulch, keine Menschenseele weit und breit (Foto links).

Das Echo wiederholte unsere Worte und wir wanderten den Canyon noch ein Stück entlang. Um bis ans Ende zu gelangen, müssten wir allerdings zwei Tage laufen und im Canyon übernachten. Wir drehten also nach ca. 2 Meilen um und wanderten zurück. Wieder war es so unheimlich und still, plötzlich ein Geräusch. Wir blieben stehen und lauschten. Nichts. Als wir weiterliefen, erschreckte uns wie aus dem Nichts eine Eule, die plötzlich wenige Meter über unseren Köpfen die steilen Felswände hinauf flog.

Zurück am Auto brannten die Füße, denn auf den Steinen ließ es sich nicht sehr bequem laufen. Die Sonne stand schon tief und auf dem Weg zurück nach Page kamen wir noch am Parkplatz zu den Toadstool Hoodoos vorbei. Der Parkplatz befindet sich 1.5 Meilen von der Paria Contact Station entfernt und ist wegen eines Hügel auf der Route 89 nicht gleich zu erkennen. Von der anderen Seite aus fährt man zuerst eine S-Kurve und passiert danach den Meilenstein 19. Gleich dahinter zweigt eine Einfahrt zum Parkplatz ab, der direkt an der Straße liegt.

1.7 Meilen mussten wir zu den Toadstool Hoodoos allerdings noch gewandert und unsere Füßen taten schon ganz schön weh. Zuerst den Fußspuren und dem Wash gefolgt, zweigte schließlich ein Pfeil nach oben auf einen gut erkennbaren Pfad, bis der erste Hoodoo auftauchte. Wir waren mal wieder ganz alleine und genauso unheimlich war es auch schon wieder. Zuerst noch sah alles verklüftet und steinig aus und dann kamen wir plötzlich auf ein flaches und unwirklich aussehendes Plateau. Wir hatten Glück, denn die Sonne stand gerade noch so hoch, dass sie die Hoodoos anleutete, bevor sie hinter den Felsen verschwand. Nach 19:00 Uhr Sommerzeit braucht man gar nicht mehr herzukommen, da die Sonne dann schon verschwunden ist.

Wir blieben nicht so lange, waren vom heutigen Tag schon ganz schön k.o. Dafür war die Rückfahrt nach Page umso schöner, denn die untergehende Sonne leuchtete die Berge und die Landschaft wieder beeindruckend rot an.

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