USA-Südwesten
Back to Nature oder "rocks around the clock"
17. Juni 2010 - 2. Juli 2010



4. Tag - Horseshoe Bend, Antelope Canyon

Kurz nach Sonnenaufgang waren wir schon wieder auf den Beinen, da wir zeitig losfahren wollten. Das Frühstück ließen wir daher aus, packten die Koffer ins Auto und düsten los entlang des East Rim Drives.

Auf dem Weg lagen ein paar wunderschöne Aussichtspunkte auf den Canyon, wir konnten einfach nicht genug kriegen, denn so eine Naturgewalt sieht man sonst nirgends auf der Welt.

Wir fuhren bis zum letzten Aussichtspunkt, dem Desert View und bogen dort auf die Route 89 ab, die uns nach Page führte.

Die Fahrt war sehr schön, mit Rockmusik, strahlendem Sonnenschein, durch eine kahle aber attraktive Landschaft hin zum nächsten Höhenpunkt unserer Reise.

Kurz vor Page zweigte eine übersehbare kleine Piste nach links ab mit nur einem kleinen Hinweisschild Horseshoe Bend. Ich hatte gelesen, die beste Tageszeit zur Betrachtung des Horseshoe Bend wäre der Vormittag, da die Sonne noch nicht so hoch steht und die Felswände ringsherum keine störenden Schatten auf den Fluss werfen. Also nichts wie hin, es war genau 10:00 Uhr.

Wir parkten, stiegen eine steile Sandpiste nach oben und folgten dem sandigen Weg ins Nichts. Da soll was sein? Die Landschaft flach, rot, merkwürdig.

Nach ca. 20 Minuten aber tat sich plötzlich ein Abgrund auf, gigantisch groß und die Schleife des 1000 Fuß tiefen unten in grünem Schimmer mäandernden Colorado Rivers wurde sichtbar. Wir waren überwältigt! So gigantisch groß hätten wir es uns gar nicht vorgestellt (Foto rechts).

Ich brauchte eine Weile, um eine geeignete Position zum Fotografieren zu finden. Es gibt keine Absperrung, ein Tritt zu weit und man liegt unten. Die Welswände stürzen tief hinab. Schwindelfreiheit ist gefragt, möchte man direkt an die Kante, um den kompletten River auf’s Foto zu bekommen.

Mit meinem weitesten Weitwinkel (17mm) stieß ich schnell an die Grenzen meiner technischen Möglichkeiten. Der Himmel abgeschnitten, die Felsen im unteren Bildabschnitt störend. Ein Trick musste her. Zwei Hochkantfotos nebeneinander und zu Hause am PC als Gesamtbild zusammengefügt, perfekt :-)

Von dem wunderbaren Anblick wollten wir uns gar nicht mehr lösen, aber wir mussten weiter nach Page, da wir eine Tour gebucht hatten und die Zeit langsam knapp wurde.

In Page fanden wir uns gleich zurecht, so groß ist der Ort nicht und wir hätten unser Navi gar nicht nach dem Weg befragen brauchen. Unser Motel lag genau gegenüber des Anbieters, der uns in einer halben Stunde zu den Slot Canyons fahren wird. Perfekt. Wir meldeten uns an, hatten eine Phototour durch den Upper Antelope Canyon bereits vorgebucht und gingen schnell noch etwas frühstücken. Wieder zurück, bestiegen wir mit 8 weiteren Touristen ein etwas merkwürdige Gefährt und los ging die Fahrt durch Page und schließlich auf eine Sandpiste, die geradewegs zum Upper Antelope Canyon führt.

Es war 11:45 Uhr, die perfekte Zeit, die Beams zu sehen. Hierzu muss natürlich die Sonne scheinen und das tat sie auch mit voller Kraft. Es folgten einige Meilen durch Tiefsand, bevor wir den Canyon endlich erreichten. Wir liefen hinein und konnten ihn erstmal gar nicht genießen. So viele Leute, wie sich darin gerade aufhielten, haben wir sonst auf der ganzen Reise nicht gesehen. Alle wollten natürlich zur gleichen Uhrzeit im Canyon sein, um das einmalige Naturschauspiel auch zu erleben.

Unsere Fotogruppe allerdings hatte im Canyon Priorität, dafür haben wir auch ein schönes Bündel Geld hingelegt. Das Ergebnis war, dass unser Guide die restlichen Touristen im Canyon entweder weiterschickte oder anderweitig den Fotobereich freihielt, damit wir keine Leute im Bild hatten. Das war äußerst praktisch, wir konnten uns austoben, die Stative in Ruhe ausrichten, die Kameras einstellen, Fragen loswerden, besondere Formationen betrachten und natürlich die einmaligen Beams zu tausendfach fotografieren :-) Die Auslöser klickten, als die Sonnenstrahlen durch kleine Öffnungen am oberen Canyonrand wie Lichtsäulen auf den Boden der teilweisen dreißig Meter tiefen Schlucht fielen (Foto links).

Eigentlich mögen wir solche geführten Touren nicht, aber hier ging es leider nicht anders. Die Phototouren haben Vorrang und würde man alleine zum Canyon fahren, braucht man definitiv einen 4x4 UND Allraderfahrung, da die Sandpiste teilweise sehr tief und insgesamt ca. 5 Meilen lang ist. Und wenn man es bis nach hinten geschafft hat, muss man trotzdem den Weg für die Phototouren freimachen und kann selbst nicht in Ruhe fotografieren.

Wir durchliefen den Canyon bis zum Ende und wieder zurück und hatten dafür 2 Stunden Zeit. Die meisten Touristen verließen den Canyon nach 13:30 Uhr, wir konnten uns ausbreiten. Unser Guide beantwortete fleißig alle Fragen und nutzte die ruhige Zeit, uns besondere, fotogen geschwungene und bizarre Sandsteinformationen zu zeigen.

Am Ende der Tour versammelte sich die Gruppe wieder und wir fuhren zurück nach Page. Was für ein Trip. Wir freuten uns riesig, die Beams gesehen und ungestört oder Leute im Bild fotografieren zu können. Es hat sich also gelohnt, die etwas teuere Phototour mitgemacht zu haben :-)

Wir brauchten eine Pause und vor allem auch etwas im Magen. Der Danny’s gab allerdings nicht viel her. „Waaas? Salat ohne Fleisch haben wir nicht!“ Oh entschuldigen Sie bitte vielmals, dass ich mir diese Frage erlaubt habe. Natürlich gibt es kein Gericht OHNE Fleisch, wie hätte ich das vergessen können. Tja, als Vegetarier hat man es nicht so einfach hier. So gab’s nur eine süße „Nachspeise“, Hauptsache ich war satt.

Wir fuhren in unser Motel um unser Zimmer zu beziehen und anschließend suchten wir den Lower Antelope Canyon auf. Hier würden wir aufgrund der Tageszeit keine Beams mehr sehen können, aber den Canyon selbst wollten wir uns nicht entgehen lassen. Also nichts wie hin und dort traf uns dann erstmal der Schlag. 20,00 US$ pro Person Eintritt + 6,00 US$ Navajo fee wegen Indianerreservat. Keine Ahnung, wieso wir nicht einfach wieder umgedreht sind, wir zahlten jedenfalls brav, ärgerten uns, bekamen aber dafür eine private Tour nur für uns zwei. Wir stiegen von oben in einen schmalen Spalt hinein, kaum zu glauben, dass man da unten entlanglaufen kann. Schwups, waren wir im Erdinneren verschwunden. Der Guide führte uns den gesamten Canyon entlang, sprach kein Wort, ließ uns aber alle Zeit der Welt, besonders mir beim Fotografieren. Wir waren die einzigen hier, keine andere Touristen weit und breit. Außerdem macht der Lower Canyon optisch ein hübscheres Bild und ließ sich etwas einfacher fotografieren (Foto rechts). Plötzlich tauchte hinten doch noch einen Beam auf, um diese Zeit, das hätte ich nicht gedacht. Wir freuten uns und der Besuch hat sich trotz frechem Eintrittspreis sehr gelohnt.

Der Abend ist angebrochen, wir fuhren in den Wahweap-Bereich der Glen Canyon National Recreation Area zum Lake Powell. Die Abendsonne tauchte die umliegenden Berge in wunderschöne Farben und ließ den See glitzern. Wir waren immer noch begeistert von den Wundern des heutigen Tages und morgen gibt es schon das nächste Highlight.

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