Las Vegas
30. Juni 2010



Heute standen wir extra schon um 5:00 Uhr auf, um den Sonnenaufgang über dem Bryce Canyon zu beobachten. Wir fuhren los, durch die Nacht, entdeckten viele Rehe am Straßenrand und pünktlich 5:45 Uhr standen wir am Bryce Point zusammen mit ein paar anderen Fotografen, die sich bereits aufgebaut hatten sowie einer ziemlich lauten japanischen Reisegruppe. Leider verhinderten die vielen Wolken die Sonne beim Strahlen auf den Canyon, dass sich die schönen roten Farben nicht so richtig zeigen wollten. Wir standen geduldige 45 Minuten in der „Kälte“, es hatte gerade mal 65°F (18°C), das waren wir gar nicht mehr gewohnt.

Nachdem die Sonne dann endlich da war, verschwand wie auf einen Schlag die japanische Reisegruppe und schon kehrte Ruhe ein.

Gegen 7:00 Uhr fuhren auch wir wieder, packten im Motel unsere Sachen ins Auto, gingen noch eine Kleinigkeit frühstücken und machten uns auf den Weg zurück nach Las Vegas.

Wir fuhren so schön gemütlich dahin, durch den Zion Nationalpark, den wir aufgrund Zeitmangels leider nicht mehr besuchen konnten und weiter in Richtung Valley of Fire. Unterwegs fuhren wir an einem Einkaufscenter raus und beim Aussteigen aus dem schönen klimatisierten Auto hat’s uns fast umgehauen. Ein Blick aufs Thermometer, 108°F (42°C). Uff, nee, also bei der Hitze machen wir heute sicher keine Wanderung mehr, denn ursprünglich wollten wir am Valley of Fire einen Stopp einlegen und den empfohlenen Trail wandern. Beim Fahren hielt ich kurz die Hand aus dem Fenster und spürte so heiße Luft, wie sie normalerweise aus einem Fön herauskommt. Kein Fahrtwind, der mir um die Nase wehen könnte, keine leichte Brise. Aber wen wundert’s, wir waren ja auch in der Wüste. Deshalb beschlossen wir, direkt bis Las Vegas durchzufahren, was letztenendes eine gute Entscheidung war, denn auch, wer keine Slot-Maschinen füttern möchte, sollte sich den Wahnsinn zumindest trotzdem mal ansehen.

Bei der Anfahrt auf der Interstate 15 sahen wir bereits die Hotels am Strip sowie auch die karge Wüstenlandschaft um Las Vegas herum. Kaum vorstellbar, dass bis 1931 hier nichts weiter vorzufinden war, als ein kleines Städtchen mit Bahnstation zur Durchreise. Tja, und heute stehen hier Hotelkomplexe der Superlative mit 140000 Luxussuiten, integrierten Amusement Parks, Showbühnen und Open-Air-Attraktionen. Der Hoover-Dam sorgt für preiswerten elektrischen Strom ... aber so wie es aussieht, wohl nicht mehr lange.

Die Interstate führt direkt parallel zum Boulevard und Dank Navi konnten wir die Ausfahrt zu unserem Hotel gar nicht verfehlen. Ein paar mal abgebogen, über Autobahnschleifen zum Strip, links, rechts, geradeaus, immer den Beschilderungen folgen und schon standen wir im kostenlosen Parkhaus des Hotel Mirage. Hier bleiben wir :-)

Im Eingangsbereich des Hotels erwartete uns, wie es so ist, eine riesige Halle mit Menschenmassen, einem breiten Check-In-Bereich, hinter dem ein Aquarium die Wand ziert. Das Hotel hat uns von Anfang an sehr gut gefallen.

Ich habe mal gehört, dass es eigentlich völlig egal ist, in welchem Hotel am Strip man nächtigt, es sind alle gleich gut und nobel, entscheidend ist dann wohl wirklich nur die persönliche Optik.

Ich hatte für uns eine Panoramasuite im 22. Stock mit Blick auf den Strip reserviert, was uns sehr beeindruckte. Das Zimmer war grandios, ca. 30qm groß, mit einem Flatscreen an der Wand und edlen Einrichtungen (Foto rechts). Aber ich denke, dass alle anderen Zimmer in den anderen Hotels sich nicht großartig voneinander unterscheiden.

Wer in einem der Strip-Hotels übernachten möchte, ist am besten beraten, auf die Promotions im Internet zu achten. Am Besten guckt man hier. Die Suiten werden einem förmlich nachgeschmissen und die Auswahl ist entsprechend groß. Zusätzlich werben viele Hotels auch mit Restaurantgutscheine oder Coupons für kostenlose Spielchips.

Wir machten uns fertig für eine ausgiebige Stadtbesichtigung. Da das Mirage ziemlich in der Mitte der Hotelkette liegt, wussten wir gar nicht, ob nach links oder rechts. Nachdem wir über die Außenroll"treppe" auf die Straße gelangten, bogen wir schließlich nach rechts ab in Richtung Eiffelturm.

Ich hatte mir Las Vegas immer so vorgestellt, dass alle Hotels unterirdisch miteinander verbunden sind und man eigentlich gar nicht hinaus gehen müsste. Dem ist aber nicht so.

Wir bummelten von einem Hotel zum nächsten, den Strip entlang in Richtung Luxor. Links und rechts vorbei an den Hotelkomplexen. Das Ceasar's Palace, römischen Palästen nachempfunden, passierten wir gleich als erstes (Foto links). Der berühmte Fontana di Trevi aus Rom dominiert den Eingangsbereich.

Wir überquerten die Straße und standen in Klein-Venedig. Vor dem Venetian glitten Gondeln unter der Rialtobrücke hindurch. Im Inneren überraschte uns italienisches Flair, fast stilecht schlenderten wir durch die Gassen Venedigs, mit künstlichem Himmel, hübschen Laternen, Restaurants, einer kleinen Brücke über dem Fluß, auf dem singende Gondoläre die Gäste umherfahren.

Weiter ging's vorbei am Harrah's und Imperial Place zum Paris, mit seinem Eiffelturm halb so groß wie der Echte, sogar mit Aussichtsdeck. Drinnen geht es französisch zu, im typischen Stil und Klänge von der Seine, natürlich alles viel niedlicher als in Paris selbst.

Am Planet Hollywood vorbei mit seiner Mega-Leuchtreklame liefen wir weiter zum MGM, überquerten hier den 16-spurigen Boulevard auf der Brooklyn Bridge und standen vor'm New York-New York, das von einer steilen Achterbahn umrundet ist. Mit 12,50 US$ für zwei Minuten ein teurer Spaß. Außerdem darf natürlich die Freiheitsstatue nicht fehlen.

Wir waren jetzt schon ziemlich k.o., es hatte gefühlte 45°C und sobald es uns zu heiß wurde, flüchteten wir in eines der vielen Kasinos zum Abkühlen. Die häufigen extremen Temperaturunterschiede von 20°C waren definitiv nicht gesund, aber am letzten Urlaubstag war das auch schon egal.

Es ging weiter zum burgartigen Excalibur, Disneyland. Wie süß, aber wir gingen nicht hinein. Stattdessen liefen wir noch kurz hinter zur Pyramide von Luxor mit der Sphinx. An unserem Anreisetag fuhr uns das Taxi auf dem Weg zum Hotel schon hier vorbei und wir konnten den nächtlichen Laserstrahl aus der Spitze sehen, den man angeblich sogar im Weltall erkennen soll.

Hier drehten wir um, das Mandelay Bay sparten wir uns, schließlich mussten wir die gefühlten 10 Kilometer wieder zurück. Meine Füße waren jetzt schon platt und durch die Solen merkte ich bereits das heiße Straßenpflaster. Aber jammern nützte nichts, wenn wir noch mehr sehen wollten.

Also ging's zurück zum Bellagio, dem Drehort von "Ocean’s Eleven" (Foto links).

Die Sonne ging bereits unter und das bedeutete alle 15 bis 30 Minuten ein Wasserballett auf dem See. Wir würden später wiederkommen, um es uns bei Nacht anzusehen.

Wir gingen hinein und schlenderten durch den großen Wintergarten, der vor Blütenpracht und überdimensionalen Ameisen und Schnecken überquillt.

Schließlich waren wir nach ziemlich genau sechs anstrengenden Stunden Hotels und Casinos betrachten sowie zum Essen einkehren zurück beim Mirage.

Es wurde dunkel in Las Vegas. Wir hielten uns nur noch in der Nähe des Mirage auf, denn so viel laufen konnte ich bald nicht mehr. Noch kurz auf's Zimmer zum Ausruhen und Füße ausdampfen lassen, Schuhe gewechselt und schon waren wir wieder am Start.

Zurück zum Bellagio. Wir wollten das Wasserballett ansehen und kamen auch gerde rechtzeitig. Zu wunderschönen klassischen Klängen wechselten die weiß beleuchteten Fontänen von zig Metern Höhe ihre Formen so anmutig, dass ich dabei eine Gänsehaut bekam. 10 Minuten nach Schluss begann die nächste Show, zu ruhigerer Musik und in anderen Formen. Wenn auch nur eine einzige von diesen tausenden Düsen verstopft sein sollte, was man als Zuschauer wohl kaum wahrnehmen würde, wird ein Taucher zur Reparatur verdonnert. Ich bin mir sicher, dass auch diese Reparatur völlig unbemerkt vorgenommen würde, denn wehe, eine Show muss ausfallen.

Wir streiften noch etwas herum, guckten uns die Lichter und die vielen anderen Springbrunnen an den benachbarten Hotels an und hatten sogar Glück, rechtzeitig am Mirage zu sein um den rotglühenden Ausbruck eines Minivulkans zu sehen.

Wenn wir schon an unserem Hotel sind und das Auto gleich da oben in der Garage steht, können wir auch noch eine Runde über den Strip fahren. Gesagt, getan. Wir fuhren einmal den Strip hoch und runter und schließlich mit dem Navi weiter zur Fremont Street Mall, dem "alten" Las Vegas. Wir parkten auf einem öffentlichen und gruseligen Parkplatz in der Nähe und mussten ca. einen halben Kilometer laufen. Geheuer war mir das nicht, aber was soll's. Die Kamera hatte ich wohlweislich im Hotel gelassen. Dennoch schade, denn die zwar weit weniger spaktakulären Kasinos aber dafür die originelle Light & Sound Show unter der gesamten Dachlänge von 300 Metern ist sehr sehenswert und ein super Fotomotiv. Hier wurde auf zwei Bühnen live gesungen und auch in den Kasinos durften wir zugucken. Doch 23:00 Uhr wurde die Musik ausgeschaltet und die Show war vorbei. Also gingen wir zurück zum Auto, durch die gruseligen dunklen Straßen und fuhren zurück in den Wahnsinn.

Gegen Mitternacht hatten wir definitiv genug vom vielen Laufen. Um den ganzen Strip zu sehen, also auch vom Mirage nach hinten bis zum Stratosphere Tower, vorbei am Treasure Island und Circus Circus hätten wir einen Tag länger bleiben müssen. Auch, um eine der Las Vegas-Shows anzusehen. Diese müssen allerdings ziemlich zeitig im Voraus reserviert und dafür tief in die Tasche gegriffen werden.

Die Buffetmahlzeiten der Kasinos nahmen wir auch nicht in Anspruch, da es günstigere und variantenreiche Food Courts gibt. Auf großes Restaurantessen hatten wir keine Lust, oder bessere gesagt, auch keine Zeit, denn wir wollten schließlich noch das Nachtleben nutzen, wenn wir schonmal hier sind.

Denn was wäre Las Vegas ohne zumindest ein paar Dollar auf den Kopf zu hauen. 50 US$ haben wir von Anfang an schon verabschiedet, aber der Spaß war's wert. Wir gingen ins Mirage und versuchten uns an Blackjack und Roulette, hatten unser Geld zwar auch binnen einer halben Stunde verdoppelt, aber eine halbe Stunde ist schon irgendwie viel zu kurz. Also wieder eingesetzt und weitergespielt, drei Stunden, bis wir den letzten Cent verzockt haben :-) Es war überraschend wenig los im Kasino und ab 2:00 Uhr leerte es sich sichtlich. Egal, hauptsache wir hatten unseren Spaß und wenn wir schon mal ins Kasino gehen, dann gleich richtig, denn wir hatten zuvor noch nie ein Kasino von innen gesehen.

Um 3:00 Uhr zogen wir uns zurück ins Zimmer, kopfschüttelnd und voller größenwahnsinniger Eindrücke. Ich weiß gar nicht, was ich von Las Vegas halten soll. Definitiv ist es eine Stadt, die man gesehen haben muss, spektakulär und verrückt, grenzenlos und voller neuer Ideen. Andererseits spiegelt sie kompletten Irrsinn wider, der nie zur Ruhe kommt. Wasser und Strom wird verschwendet und das mitten in einer vegetationsarmen, flachen Wüstenlandschaft mit durchschnittlich kaum mehr als 10 Zentimeter Niederschlag pro Jahr. Eigentlich müssten wir ein schlechtes Gewissen haben, ein Teil dieses Vergnügens gewesen zu sein und uns am Wasser- und Stromverbraucht erlabt zu haben. Aber: Wer Las Vegas nicht kennt, kann meinen Eindrücken nicht folgen. Deshalb ...

Viva Las Vegas!

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