Living the Dream - 3 Monate Nordland-Roadtrip
Rundreise durch Schweden und Norwegen
April 2015 - Juli 2015


7. Teil - Sognefjord und Nigardbreen (NO)

Mittlerweile haben wir alle drei schon eine schöne braune gesunde Gesichtsfarbe angenommen. Nicht, weil es hier besonders heiß wäre, sondern weil wir jeden Tag mehrere Stunden bzw. auch den ganzen Tag draußen sind. Eine Gesichtsfarbe, die zeigt, DASS wir so viel an der frischen Luft sind.

Im Wohnmobil nebenan gab es wohl einen Todesfall, denn es standen Krankenauto, Polizei und Leichenwagen am Wohnmobil und als ich in den Waschraum ging, sah ich, wie eine Person auf einer Trage schwarz eingepackt wurde. Mir wurde komisch.

Gegen 12:00 Uhr ging die Fahrt los.Auf der RV7 fuhren wir zurück, in einen Tunnel mit blau beleuchtetem Kreisverkehr und über die 2013 erbaute mautpflichtige (150,00 NOK) Hängebrücke von Brimnes in Richtung Voss.

Es folgte der 7 Kilometer lange Vallavik-Tunnel. Wie schon vermutet, gibt die Landschaft nicht sooo viel her. Aber bei Regen und tief hängenden Wolken sieht alles trist aus.

In Voss angekommen, erreichte ich endlich nach mehrmaligen Versuchen jemanden an der Rezeption des nächsten ausgewählten Campingplatzes. Ich wollte sicher gehen, dass auch tatsächlich eine Hütte für uns frei ist. Zwar hatte ich schon vor einigen Tagen angerufen und da hieß es, wir bräuchten nicht reservieren, es wäre immer etwas frei. Aber denkste, es war eben nicht immer was frei. Es war alles von einer größeren Reisegruppe wegreserviert worden. Immer etwas frei, pfff! Ich ärgerte mich. Wir parkten, die Männer gingen spazieren, während ich einen klaren Kopf für die Planänderung brauchte. Ich wälzte Campingführer und rief vier andere Plätze an, zwei waren zu teuer und zwei lagen auf einer anderen Route. Nämlich in Vangsnes am Sognefjord. Also fuhren wir eine Strecke, die ich gestern erst nach reichlicher Überlegung ausgeschlossen hatte.

Der Regen setzte uns langsam zu und wir bekannte noch schlechtere Laune, als wir am Tvinnefoss, einem riesigen Wasserfall ankamen, aber wegen Dauerstarkeregen nur drei Schritte gehen konnten. Es reichte für zwei Fotos (Foto rechts). Wir drehten genervt um und fuhren weiter.

Irgendwie war das der Tiefpunkt der Reise. Der Regen vermieste vieles, noch dazu die fehlenden Aktivitäten auf den norwegischen Campingplätzen. Es fehlen Wälder, Strände, Lagerfeuerplätze. Es fehlten Ideen, uns mit dem Kindchen zu beschäftigen, etwas zu basteln oder zu spielen.

Noch dazu, weil's gerade zur Stimmung passte, führte die Straße auf 500 Höhenmeter hinauf und wir landeten schon wieder im tiefsten Winter. Da, wo ich absolut nicht sein wollte. Links und rechts kilometerhohe Feldwände, dazwischen die Straße, die zum Glück nicht durch Lawinen oder Erdrutsche gesperrt war. Grauer Himmel, grauer Schnee, Endzeit.

Wir passierten mehrere Schranken, die zum Glück offen waren, denn einen anderen Weg nach Vangsnes gibt es nicht. Die RV13 schraubt sich über mehrere Serpentinen zum wilden Vikafjell hinauf. Schneemassen, Schneesturm und starker Schneefall bei 0 Grad verhinderten jegliche Sicht (Foto links). Wir ersehnten den höchsten Punkt, der schließlich auf 995 Höhenmetern lag, damit es endlich wieder nach unten geht. Meterhohe Schneewände säumen die Straße und ein kleiner Schneerutsch landete auch direkt auf eben dieser. Sagte ich schon, dass das nicht die geplante Route war? Endlich bergab. Der Schnee verschwand schnell je tiefer wir kamen und der Schneefall ging wieder in Regen über.

Wir erreichten den Ort Vik und wenig später Vangsnes. Dort begutachteten wir beide Campingplätze und ich beschloss für uns, im Tveit Camping abzusteigen. Keine dumme Idee und zur Abwechslung mal Glück gehabt heute. Ein sauberer und gepflegter Platz erwartete uns, mit Spielplatz, Trampolin, Wandermöglichkeiten, Aussicht auf den Fjord, ruhige Lage unterhalb der Straße und tolle Hütten mit Vollausstattung (Foto rechts). Wir durften zwei Hütten besichtigen und entschieden uns für die größere Hütte Nr. 1 für gerade mal 350,00 NOK die Nacht mit Vergünstigung ab 3 Nächte. 4 Wochen und 10 Unterkünfte später hatten wir somit mal wieder fließendes Wasser in der Hütte. Ich übersah prompt das Waschbecken und lief aus Gewohnheit dreimal in die Küche um Wasser zu holen und wegzubringen. An diesen Luxus musste ich mich erst einmal gewöhnen.

Ansonsten zwei gemütliche Doppelstockbetten, Kochplatten, Geschirr, Kühlschrank, Tisch, Stühle, Sofa auf ca. 12 Quadratmeter, Veranda und Panoramafenster mit Fjordblick. Besonderheit des Platzes, man kann herkommen, die mit "ledig", also frei, gekennzeichneten Hütten können einfach bezogen wegen, auch wenn der Campingbesitzer gerade nicht zugegen ist. Dieser kommt dann am Abend und guckt, wer wo eingezogen ist. Gratis WLAN. Der Besitzer sagte, wir hätten Glück gehabt, dass die RV13 nicht gesperrt war, denn das war sie die letzten Wochen und Tage immer wieder.

Das Wetter wäre dieses Jahr laut ihm besonders verregnet, was nicht normal wäre. Tolle Zeit erwischt. Zumindest soll morgen mal die Sonne rauskommen.

Ich wärmte erstmal meine immer noch nassen und eiskalten Füße, die gar nicht auftauen wollten. Dann gab's was zu Essen und als der Regen aufhörte und später sogar mal die Sonne für 15 Minuten rauskam, zog es uns nach draußen. Die Männer stiegen herum, ich fotografierte, aber die Freude war nur kurz, denn schon zogen die nächsten Regenwolken über den Fjord (Foto links).

Am nächsten Morgen schien mal wieder die Sonne, nach zwei Regentagen freuten wir uns darüber sehr. Gegen Mittag zogen die Wolken soweit auf, dass sich ein Ausflug in die Umgebung und vor allem auch das Fotografieren lohnte. Es hatte zwar nur 10 Grad, aber Hauptsache Sonne. Wir fuhren zuerst über Vik auf der RV13 zurück auf den Pass, den wir gestern hinunterkamen. Hier soll ein toller Aussichtspunkt sein. Dieser war auch nicht schwer zu finden, er liegt auf geschätzten 300 Höhenmetern, also unterhalb der Schneefallgrenze, mit einer schönen Sicht über einen kleinen Ausläufer des Fjords und im Tal war sogar ein Regenbogen zu sehen (Foto rechts).

Nach ein paar Fotos fuhren wir wieder hinunter und steuerten als nächstes eine der ältesten Steingebäude des Landes an, die Hove Steinkyrkje aus dem Jahre 1170. Innen fanden gerade Gesangsproben statt für das Fest am Abend. Heute ist Pfingsten, was hier anscheinend groß gefeiert wird, nachdem was hier in Vik alles los war. Anschließend ging's kurz zum einkaufen und dann noch zur Hopperstad Stavkyrkje, eine 1131 erbaute Stabkirche, ebenso eine der ältesten des Landes (Foto links). Diese war geöffnet, aber mit 60,00 NOK pro Person reichlich überteuert.

Weiter ging's ins Camp, das Kind musste sich auf dem Spielplatz austoben nach den letzten Regentagen. Danach fuhren wir noch ins Zentrum von Vangsnes, was eigentlich nur aus dem Hafen, dem Fridtjovspark und blökenden Schafsherden besteht. Von unten nicht zu übersehen die 26 Meter hohe Fridtjov-Statue. Wir liefen hinauf und hatten von oben einem wunderbaren Ausblick über den Sognefjord (Foto rechts). Bei dem sonnigen Wetter ist der Reisemonat Mai wirklich sehr schön, denn die schneebedeckten Berggipfel vor dem Blau des Fjordes und die grünen und bunt blühenden Wiesen ergeben ein wunderschönes Gesamtbild. Nicht umsonst steht überall geschrieben, dass Fjord-Norwegen im Frühjahr sowie im Herbst besonders lohnenswert wäre.

Der nächste Tag, wie sollte er anders sein ... verregnet. Was sonst. Wir schliefen lang, nachdem wir gestern Abend noch so lange gequatscht hatten. Nach dem Frühstück räumten wir auf, packten Koffer und putzten die Hütte.

Die Reise ging weiter. Zuerst nach Vangsnes um dort mit der Fähre nach Hella überzusetzen. Als wir am kleinen Fährterminal ankamen, stand die Fähre bereits da. Wir zahlten 115,00 NOK, waren die letzten und nach dem Einparken auf der Fähre fuhr diese auch schon los. Das war mal Timing. Wir fuhren auch nur 15 Minuten, gerade Zeit um auf die Toilette zu gehen und kurz aus dem Fenster zu gucken. Dann saßen wir auch schon im Auto und fuhren in Hella auf die RV55 in Richtung Sogndal. Mit ein bisschen besserem Wetter anstatt Dauerregen wäre die Strecke auch echt schön gewesen. Ich war froh, dass wir wenigsten gestern gutes Wetter hatten und vom Sognefjord doch noch etwas sehen konnten.

Von Sogndal war es nicht mehr weit bis Gaupne. Ich fand gestern im Internet zwei Campingplätze, rief aber nicht an, sondern wir fuhren einfach hin. Am ersten Campingplatz, dem Sandvik Camping in Gaupne, blieben wir prompt. Es sah hübsch aus hier, nette Hütten, nette Gegend, im ganzen Gelände stehen blühende Obstbäume auf blühenden Wiesen (Foto links). Es gibt Spielmöglichkeiten für Kinder, auch ein Trampolin, sehr saubere Sanitäreinrichtungen mit Kinderwaschraum, bestehend als Kinderdusche, Kindertoilette und Babybadewanne mit netten Bildern an der Wand.

Zur Low Season ist die Rezeption allerdings nicht besetzt und ich fand eine Notiz an der Tür, die besagt, man solle zum Hotel 200 Meter entfernt gehen, die gleichzeitig die Rezeption für den Campingplatz ist.

Ich checkte uns ein und wir bekamen Hütte Nr. 14. sehr nett, zwar mit 9 Quadratmetern sehr klein, aber mit einem Doppelstockbett, einem kleinen Tisch, Sofa und einem Stuhl, Kühlschrank und Kochplatte ausgestattet. Bettzeug und Kochutensilien mussten wir allerdings ausleihen. Aber kein Problem, schon 4 Stunden später musste ich nochmals zum Hotel fahren und nachfragen, wann wir dieses denn bekommen würden. Kind hatte Hunger und ich konnte nichts kochen.

Den restlichen Tag blieben wir hier, es hörte auf mit Regnen und die Sonne blinzelte am Abend sogar mal kurz durch.

Das Kindchen vergnügte sich auf dem Trampolin und wir liefen noch zu den Schafen, die eingezäunt hinter den Hütten grasten und blökten. Insgesamt nett hier und die Hütte auch relativ günstig.

Am nächsten Tag verzog sich der Regen, die Wettervorhersage hatte recht. Das freute uns sehr, denn heute wollten wir zur Nigardsbreen Gletscherzunge fahren, der nur bei guten Wetter richtig Sinn macht. Die einzige von drei Gletscherzungen, die ohne Weiteres erreicht werden kann.

Gegen 11:45 Uhr ging's dann auch los, denn nun schien auch die Sonne. Die einzige Straße von Gaupne zum Gletschermassiv im Jostedalen Naturreservat ist die N604, in Gaupne unübersehbar ausgeschildert.

Nach ca. 40 Minuten erreichten wir Gjerde, von dort links den Hinweisschildern und eine enge Straße gefolgt, zahlten wir an der Schranke 40,00 NOK, um zum Parkplatz zu kommen. Von dort hatten wir schon eine tolle Sicht auf die Gletscherzunge mit dem vorliegenden halbgefrorenen Gletschersee (Foto links).

Dann ging die Wanderung los. Wir stapfte alle drei durch Schnee und kletterten über Felsen, beides wechselte sich ab (Foto rechts). Das Kindchen hatte großen Spaß am Klettern und lief die gesamte Strecke bis kurz vor der Gletscherzunge alleine. Wir balancierten über Bäche aus Schmelzwasser, beobachten rumpelnde Stein- und Schneelawinen links und rechts an den hohen Felswände und machten immer wieder kurze Fotostops. Ich würde nicht sagen, dass die Strecke kleinkindfreundlich ist, eher das komplette Gegenteil. Aber so gern das Kind auch getragen wird, hier herumzuklettern wollte er sich nicht entgehen lassen.

Kurz vor unserem Ziel war er aber dann doch ganz schön k.o., immerhin liefen wir fast eine Stunde und das war selbst für uns Eltern anstrengend.

Wir pausierten auf den Felsen, machten ein ausgiebiges Picknick und trockneten Schuhe und Füße in der Sonne. Der Gletscher lag nur noch einen Steinwurf von uns entfernt und wir wollten schon noch bis ans Ziel. Also Kräfte wieder animiert und weiter ging's.

Die meisten der Wanderer liefen links des Gletschebaches, wir verfehlten aber irgendwo die Abzweigung und liefen rechts davon. Links sieht man auch nicht mehr, als auf der ganzen Wanderung hierher. Da, wo wir hinliefen, türmte sich die Gletscherwand meterhoch auf und zeigte kleine Gletscherspalten und den Gletschermund, ein riesiges Loch im ewigen Eis, aus dem das Gletscherwasser heraussprudelt.

Als wir am Ziel ankamen, freuten wir uns alle drei gleichermaßen. Das Kind bejubelte mit "Wir sind daaaa!" sein Erfolgserlebnis. Er freute sich sehr darüber und machte ihn sehr stolz. Er traute sich aber nicht aufs Eis, dafür ich. Für ein Beweisfoto (Foto links).

Der Jostedalsbreen ist der größte Gletscher auf dem europäischen Festland. An der dicksten Stelle misst das Eis 500 Meter. Der Nigardsbreen gilt als die schönste Gletscherzunge des Jostedals-Gletschermassivs. Doch auf diversen Fotos sieht der Nigardsbreen größer aus, nun ist an der rechten Seite eine Eismasse abgebrochen und nicht mehr da.

Nach kurzer Verweildauer liefen wir den gleichen Weg zurück, den wir gekommen sind. Da, wo die Fußspuren im Schnee verliefen, um sicher zu gehen, nicht in eine Schneespalte abzustürzen. An der gleichen Stelle wie vorhin machten wir ein zweites Picknick, legten uns alle drei auf den Felsen in die Sonne und chillten eine halbe Stunde.

Auf dem Rückweg trafen wir eine britische Familie und wir unterhielten uns kurz, denn sie hatten auch ein Kleinkind dabei. Sie spendierten eine Packung Fruchtstückchen, die das Kindchen auf dem restlichen Rückweg verspeiste.

Kurz vor dem Parkplatz war er dann aber endgültig platt, legte sich quer über einen Stein und ließ alles hängen.

Nach ziemlich genau 4 Stunden kamen wir am Auto an und es gab erstmal eine Extraportion unserer Keksschokolade. Danach machten wir noch ein Abschlussfoto und fuhren zurück zum Camp, wo er sich schließlich noch ausgiebig auf dem Trampolin austobte. Was für eine Energie.

weiter zum 8. Teil Fv55, Oppland, NO) Fotoalbum Sognefjord und Nigardbreen