Living the Dream - 3 Monate Nordland-Roadtrip
Rundreise durch Schweden und Norwegen
April 2015 - Juli 2015


11. Teil - Småland (SE)

Nach nur drei Tagen wollten wir weiter, denn wir fühlten uns einfach unwohl hier auf dem Lövekulle Camping. Nach dem Frühstück verquatschten wir uns etwas, plötzlich zeigte die Uhr 11:15 Uhr und bis 12:00 Uhr ist Check-Out. Also schnell zusammengepackt, geputzt und ausgecheckt.

Zum nächsten ausgesuchten Campingplatz waren es zwei Stunden Autofahrt mit immer wieder heftigem Platzregen zwischendurch. Ich hatte den neuen Campingplatz wegen der Midsommerwoche vorreserviert. Die Strecke zog sich über Landstraße, aber wir hatten viel zu quatschen und so war die Fahrt dann doch kurzweilig. Um zum neuen Campingplatz zu kommen, führte uns das Navi in den Wald. Über eine löchrige und steinige Waldstraße ging's ca. einen Kilometer in den Wald hinein und ich dachte, die Koordinaten wären falsch. Dem Navi traute ich schließlich alles zu.

Aber dann tauchten Häuser und ein Wohnwagen auf. Wir sind im Forest & Lake Camping angekommen und wie der Name schon sagt, liegt dieses mehr als abgelegen im Wald zwischen zwei Seen. Die kleine Rezeption hatte geschlossen und würde erst wieder in einer Stunde, um 15:00 Uhr, besetzt sein. Wir guckten uns um und warfen einen Blick in die Hütte (Foto rechts). Eine mit einem Doppelbett und einem Ablagebrett. Ups. Die Küche, Toiletten und Duschen sind gegenüber in Containern. Wir guckten auch hier rein, alles sauber, alles vorhanden. Passt. Ein Servicegebäude befand sich gerade im Bau. Wir sind da nicht so etepetete, weil sich die Facilities in Containern befanden.

Während des Wartens machte ich in dem schon vollen Kühlschrank Platz für unsere Sachen und stopfte diese noch mit rein. Auf dem kleinen Platz steht noch ein Trampolin, aber leider nass vom Regen. Wir trafen auf den Besitzer und deren Kinder, alle sehr nett und in diesem Moment kam seine Frau Ulrike mit einem Quad angeknattert und wir konnten einchecken. Dieser Platz gehört dem SCR an und Ulrike fragte uns nach der Camping Key. Sowas hatten wir nicht und mussten eine Karte für 150,00 SEK bei ihr kaufen. Sie sagte, sie habe gerade die letzte Schulung zur Leitung eines Campingplatzes hinter sich, da wurde erklärt, dass dieser Camping Key sehr wichtig und Pflicht sei für Camps, die dem SCR angehören, und das waren immerhin 500 Plätze in Schweden. Komisch, dass wir auf allen vorherigen Campingplätzen nicht darauf aufmerksam gemacht wurden.

Nachdem alles erledigt war, wollten wir ein paar von den lecker aussehenden Keksen abkaufen, doch wegen den Umständen bzgl. der Campingkarte meinte Ulrike, wir können alle Kekse, Kuchen, Kaffee und eine wahnsinnig leckere selbstgemachten Rhabarberlimonade umsonst bekommen.

Insgesamt fühlten wir uns auf diesem Waldplatz in der bisher minimalistischsten, aber sehr gemütlichen, Hütte wohl. Es gab nur zwei Hütten, die andere war schon belegt, also war die Reservierung gar nicht verkehrt. Hinter den Hütten gibt es eine kleine Grillstelle und Tisch mit vier Stühlen aus Holz. Außerdem wirkte die Hütte wie ein kleines Hotelzimmer, man merkt den Eifer der neuen Besitzerin. Das Doppelbett bezogen mit Bettwäsche, schön gefaltet mit zwei Tagesdecken und zwei Handtücher drauf (Foto links). Auf dem Ablageregal stand ein Glasbehälter gefüllt mit Kekse, zwei Teebeutel und eine Tüte Kakao auf einem Tablett, zwei Teetassen und Löffel auf Serviette, daneben ein Wasserkrug aus Glas. Einfach liebevoll.

Den restlichen Tag regnete es viel, wir verbrachte die meiste Zeit in der Hütte, wo das Kindchen spielte. In einer Regenpause spazierten wir über den Platz, fanden eine Grillstelle, liefen zum See und zurück durch ein Stückchen Wald zu einem anderen See. Dort soll es eine schöne Off-Site Grillstelle geben und wenn wir dorthin möchten, würde Ulrike uns den Weg zeigen. Natürlich wollten wir, aber nicht heute bei dem Regen.

Als ich am nächsten Morgen aus dem Bad kam, traf ich den Besitzer, der mich fragte, ob wir gestern die Grillstelle gefunden hätten. Ich verneinte und er bot sich an, Sie mir zu zeigen, mit dem Quad. Ich bejahte, sagte den Männern schnell Bescheid und wir düsten mit dem Quad in dem Wald. Eine ganz tolle, abseits gelegene Grillstelle mit allem, was man braucht, sogar Mückenschutzmittel und Brandbeschleuniger, mitten im Wald am See. Den Platz müssen wir einfach besetzen, solange wir hier sind. Danach ging's weiter durch den Wald zur Pferderranche, wo 18 Pferde, 6 oder 7 Hunde, 2 Hasen und andere Tiere wohnten. Die Pferde kann man reiten, wenn man möchte. Nach einer halben Stunde waren wir zurück und die Männer hatten schon den Frühstückstisch in der Küche gedeckt.

Heute war midsommarafton (Mittsommerabend), Freitag, der 19. Juni. Der midsommardag (Mittsommertag) ist der erste Samstag zwischen dem 20. und 26 Juni. Am Freitag vor dem Mittsommertag wird das traditionelle Mittsommerfest gefeiert, das zweitwichtigste Fest nach Weihnachten für viele Nordländer (außer Norwegen).

Das war heute und wir waren zufällig zu dieser Zeit auf diesem sehr privaten und kleinen, weil erst Oktober 2014 geöffneten, Campingplatz und wurden von den Inhabern persönlich zum Fest eingeladen. Die großen Familiencampingplätze ziehen auch große Feste auf, aber dieses hier war privat.

Eigentlich ist es ein Familienfest und die Familie erwartete jede Menge Besucher aus dem Verwandtschaftskreis, unter anderen auch viele Kinder.

Als ich den Männern die Grillstelle zeigen wollte, sahen wir Ulrike, wie sie Birkenzweige abknipste, um die traditionelle Mittsommerstange (midsommarstång) oder Maistange (majstång) damit zu schmücken (Foto links). Alles sollte mit Blumen verziert werden und so bat sie uns, Blumen unterwegs zu pflücken und mitzubringen. "Maj" geht auf das altertümliches Verb "maja" zurück und bedeutet „mit Blumen schmücken“. Wir liefen also zur Feuerstelle und zurück und pflückten dann auf dem Platz jede Menge bunte Blumen und sammelten diese an den Birkenzweigen. Sämtliche Familienangehörige duschten der Reihe nach im Container und ein älteres Ehepaar bereitete in der Küche das traditionelles Mittagessen vor. Jungkartoffeln mit Hering, Sauerrahm, Schnittlauch, Knäckebrot und Käse. Nun schloss sich der Kreis und ich verstand, warum sich gestern im ICA so viele Leute um die Frühkartoffeln versammelten wie vor einem Wühltisch.

Wir aßen auch zu Mittag, spazierten über den Platz zum See und warteten, dass das Fest begann. Es wurde mit Akkordeon eingeläutet und als wir vom Bootssteg zurück liefen, waren schon fast alle Gäste da. Die Maistange wurde geschmückt und unsere gepflückten Blumen fanden ihren Platz daran.

Dann überraschte uns ein Regenschauer und die Leute suchten blitzartig Unterschlupf. Wieder zurück, stand  auch schon die Maistange in der Wiese. Dann wurde es traditionell. Eigentlich wollten wir nur zuschauen, wurden aber herangewunken um mitzumachen. Wir stellten uns alle im Kreis um die Maistange auf und begannen, im diese herumzutanzen, wobei wir verschiedene Spieltänze machten, die wir lustigerweise aus Kindchens Waldspielgruppe kennen. Das erste Tanzlied war Små grodorna. Es handelt von Fröschen und wir imitierten beim Tanzen deren Bewegungen nach. Große Spaß für alle und die Tanzlieder dauerten ca. 20 Minuten.

Danach gab es für alle Tänzer und Kinder Zimtschnecken und Kekse und dazu ein leckere selbstgemachter Beerensaft. Es folgte ein zweites Spiel. Eine Reihe Frauen stand einer Reihe Männer gegenüber, davor jeweils eine Reihe aus 5 Holzscheitel, jeder hatte einen runden Holzstab und musste diesen mit einer bestimmten Bewegung in Richtung gegnerische Holzscheitel werfen und diese Treffen, sodass die umkippten. Die Sieger mussten dann versuchen, den König der Holzscheit in der Mitte zu treffen. Die Männer gewannen. Ich spielte bei den Frauen mit, weil sie noch eine brauchten (Foto links).

Wir quatschten noch mit verschiedenen Leuten und Basti unterhielt sich mit jemandem, der in den 90ern und Anfang der 2000er durch Deutschland tourte, um auf Festivals, wie die LoveParade, Technomusik aufzulegen. Genauso sah er auch aus. Nach einer Weile schauten wir uns um und plötzlich waren die meisten Gäste verschwunden und die letzten verabschiedeten sich. Hm, wir hatten gedacht, dass noch mehr passiert, wenn das das zweitgrößte Fest des Landes ist.

Jedenfalls ist es nun für eine Woche lang von ca. 23:30 Uhr bis 1:30 Uhr richtig dunkel auf diesem Breitengrad und danach werden die Tage wieder kürzer. Insgesamt war es ein kleines, aber feines traditionelles Fest und wir durften dabei sein. Übrigens als einzige Campinggäste. Alle anderen Camper waren komischerweise nicht eingeladen. Eine große Ehre für uns.

Später bastelte ich für's Kindchen einen Blumenhaarkranz. Die ältere Schwedin aus der Hütte nebenan schenkte ihm ein paar Erdbeeren, die seeehr lecker schmeckten. Dann aber verdarben uns die vielen kleinen fießen Mücken das Essen draußen, sodass wir alles zusammenpackten und in der Hütte auf dem Fußboden aßen. Plötzlich klopfte es und die Frau von nebenan stand mit einer Schüssel Erdbeeren im Türrahmen und schenkte sie uns alle. Die Schweden sind wirklich total zuvorkommend und einfach nett. Die kleinen fießen Mücken zerstachen uns schließlich gänzlich, als wir nochmal draußen Blumen pflückten. Da half irgendwie kein Antibrumm mehr.

In der Nacht schlief das Kindchen dann auch unruhig und redete von Blumen und dem Fest. Das war anscheinend heute etwas ganz Besonderes für ihn. Ein schöner, gemütlicher und familiärer Tag mit absolut kostbaren Erinnerungen. Woanders hätten wir nie so ein tolles Erlebnis gehabt.

Für den nächsten Tag hatten wir uns den Store Mosse Nationalpark vorgenommen, den wir letztes Jahr schon besuchen wollten. Wir fuhren ca. 15 Kilometer bis zum großen offiziellen Parkplatz. Hier gibt es, wie immer, eine große Infomationstafel und sogar eine Snackbude. Es zweigen mehrere Wanderwege ab, ein kurzer zu einer Feuerstelle, der 300 Meter lange Kranichweg mit Infortafeln und ein Weg zum Naturum, einem Infohaus, das geschlossen hatte. Der linke Weg führt zu einem mehrstöckigen Aussichtsturm mit Blick über einen Teil des Parks bis zum See Kävsjön (Foto links). Weitere Wege führen in die Ferne.

Danach ging's weiter auf den zweiten Parkplatz am anderen Ende des Parks, ca. 2 Kilometer entfernt. Hier hatten wir uns auf der Parkkarte den Wanderweg "Svartgölsleden" zum See Svartgölen und zurück über die Runde "Östra Rockne runt", um nicht den gleichen Weg wieder zurück gehen zu müssen, herausgesucht. Der Wanderweg bis zum Svartgölen ist ein 2 Kilometer langer, breit ausgebauter Weg durch einen schönen Wald (Foto rechts). Zum Schluss führt dieser auf Holzstege über Hochmoor bis zum See. Dort angekommen wartete ein großer Picknickplatz mit mehreren Tischen und Bänken auf uns. Wir nahmen Platz und machten ein verspätetes Mittagessen.

Das Kindchen spielte unterwegs mit Baumrinde und malte Zeichnungen auf den Boden. Danach liefen wir den gut markierten und ausgebauten Wanderweg "Östra Rockne runt" bis zum Parkplatz zurück (Foto links). Auch ein sehr schöner Weg durch den Wald, ruhig, aber leider auch voller Mücken. Besonders nach Regenschauern oder auch nur nach Getröpfel marschierte die Kampfeinheit ein, um uns zu attackieren. Antibrumm war unsere Lebensrettung.

Nach insgesamt 4 1/2 Stunden im Park stiegen wir ins Auto und fuhren zurück zum Campingplatz. Insgesamt gibt es im Store Mosse kilometerlange Wanderwege und mit ein bisschen Glück könnte man sogar Elche sehen.

Zurück im Camp knetete ich gleich den Stockbrotteig, denn wir wollten doch unbedingt an der abgelegenen Grillstelle im Wald ein special Grillout machen. Das Kindchen wollte schonmal vorlaufen, aber auf halben Weg fing es an zu regnen und die Männer drehten um. In der Zwischenzeit packte ich alles ein, was wir brauchten, denn irgendwas vergessen wäre blöd gewesen bei der Wegstecke. Noch schnell den Teig eingepackt und als der Regenschauer aufhörte, ging's los. An der Grillstelle lag das Holz zum Glück trocken unter dem Tisch, so wurde nichts nass.

Außerdem ist hier wirklich alles vorhanden, Anti-Mücken-Spray, Verbandskasten, Servietten, Gewürze, Brennstoff, Holz natürlich, eine Axt, dicke Handschuhe für den Grillrost. Wir breiteten uns aus, aber so richtig wollte das Feuer nicht brennen, nur mit genügend flüssigen Brennstoff und unserem Grillanzünder kam dann doch noch ein anständigen Feuer zustande. Buletten, Veggiewürste und Stockbrot schmeckten hervorragend, noch dazu im Wald weit offsite vom Campingplatz, einfach perfekt. Genau das, was wir schon die ganze Zeit mal noch machen wollten. Ein tolles Lagerfeuer und Abendessen (Foto links). Sogar die  Sonne kam raus und bald war der Himmel sogar wolkenlos.

Auf dem Rückweg zum Campingplatz bogen wir noch zum anderen See ab, der ruhig in der Abendsonne lag.

Am nächsten Morgen packten wir nach dem Frühstück alles zusammen, checkten aus und verabschiedeten uns von Ulrike und ihrer Familie. Sie hatte für uns den Kuchen vom Vortag eingepackt und geschenkt.

Es ging weiter, denn wir hatten die Hütte nur für 2 Nächte reserviert und danach wegen der Mittsommerwoche ein anderes. Denn bei der Reservierung schrieb die Besitzerin, dass die Hütte sehr klein wäre, vor allem mit Kind. Ich wollte aber hierher, weil es ja ein Naturcampingplatz ist. Also buchten wir zumindest nur zwei Nächte. Aber sooo klein und beengt fanden wir es gar nicht, auch dass wir einen Gemeinschaftskühlschrank- und Küche hatten, störte uns nicht. Ein paar Tage länger wäre also nicht verkehrt gewesen. Aber das wussten wir vorher natürlich nicht. Hier fühlten wir uns wohl und uns fiel der Abschied sehr schwer. Weil die Leute so nett waren, die ganze Familie und überhaupt alle anderen, die zur Familie gehörten.

Wir fuhren zum Jälluntofta im gleichnamigen Ort. Dort angekommen, konnten wir nicht gleich einchecken, weil die Hütte noch belegt war. Komisch, dass wir dann von den 7 anderen freien Hütten keine bekommen haben. Wir gingen in der Zwischenzeit auf dem Spielplatz mit Trampolin und machten auf einer Bank ein kleines Picknick mit dem geschenkten Kuchen. Danach konnten wir die Hütte beziehen. Eine schöne Hütte, ca. 12 qm groß, gemütlich eingerichtet mit Doppelstockbett, Küche aus Holz, zwei Kochplatten, fließendes Wasser, Kühlschrank-Gefrier-Kombi und ausklappbarem Extrabett, was zusammengeklappt als langer schmaler Ablageschrank diente, ein Tisch und vier Stühle und draußen eine große möblierte Veranda (Foto rechts).

Die Männer gingen spazieren, weil das Kindchen seine neue Wasserspritzpistole ausprobieren wollte und ich richtete uns währenddessen häuslich ein. Den restlichen Nachmittag und Abend blieben wir wegen Gewitter drinnen.

Die folgenden zwei Tage verbrachten wir auf dem Platz. Das Kindchen tränkte mit der Wassersprize das Dach der Veranda, bis alles klaschnass war. Am Ufer konnten wir einen Schwarm Kaulquappen beobachten, sammelten Blätter und Äste und bauten bei Regen Kleckerburgen im Sand. Ein Hoch auf unsere Regensachen.

Der Papa organisierte Kopierpapier aus der Rezeption, weil Kindchens Zeichenblock alle ist. Er träumte nachts sogar davon und murmelte im Halbschlaf etwas von "mein Zeichenblock". Aus den gesammelten Naturmaterialen bastelten wir kleine Blätterkronen, kneteten und bestückten mal wieder Salzteig. Irgendwie muss man sich bei diesem Saukackwetter die Zeit vertreiben. Zwischendurch regnete es, mal länger, mal kürzer, wir gingen mal zum Strand oder nur so spazieren und drehten wegen Regen wieder um. Natürlich klarte es am Abend dann mal auf und die Sonne kam sogar raus (Foto rechts).

Wir wollten wieder packen, weil kurzfristig umgeplant. Basti fühlte sich hier auf dem Platz so unwohl wie ich im Lövekulle. So ist das eben manchmal. Als das Kindchen schlief, packten wir also noch ein bisschen zusammen und verquatschten uns bis tief in die Nacht.

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