Living the Dream - 3 Monate Nordland-Roadtrip
Rundreise durch Schweden und Norwegen
April 2015 - Juli 2015



5. Teil - Buskerud - über Stavn nach Geilo (NO)

Heute fuhren wir weiter, unsere Route durch Norwegen ging endlich los. Ich hatte uns verschiedene Landschaftsrouten herausgesucht und diese miteinander kombiniert. Denn wenn schon Norwegen, dann auf den landschaftlich schönsten Straßen.

Zuerst fuhren wir aber zurück nach Hønefoss zum einkaufen und weiter auf die RV7. Hier beginnt die "Abenteuerstraße".

Am unteren Ende des Krøderensee wurde gerade ein Kreisverkehr gebaut und mit diesem eine neue Schnellstraße RV7, dessen Ende am oberen Krøderensee aus einem Tunnel wieder herauskommt. Somit kann man die südlich verlaufende Schleife der RV7 abkürzen. Wir aber blieben auf der alten Strecke und fuhren die Schleife aus.

Kurz vor Noresund hielten wir links an einem Aussichtspunkt mit Motel an, von dem aus wir eine schöne Sicht über den See hatten (Foto rechts).

Wir machten ein Picknick unten am Bootssteg und spazieren ein wenig den dortigen Campingplatz entlang.

Nach einer Stunde Pause ging die Fahrt weiter bis zum kleinen Ort Flå und schließlich zu unserem nächsten Campingplatz in Stavn.

Wir hielten an der Rezeption und eine ältere Dame öffnete. Ich fragte nach der gewünschten Hütte und ein Herr führte uns zu Fuß entlang des Flusses zum Campingcenter. Schön sah es hier aus. Die Besitzerin kam, wir erhielten die Schlüssel für Hütte Nr. 5, wechselten nette Worte und das Kind behüpfte ausgiebig das riesige Trampolin.

Eine sehr hübsche und gemütliche Hütte von ca. 12 Quadratmetern, mit einem breiten Bett unten und einem normalen Bett oben sowie einem dritten Bett an der Wand, Bettzeug, Kochecke mit viel Geschirr, Tisch mit 4 Stühle und Kühlschrank. Alles was wir brauchten zum guten Preis (Foto links).

Ein Blick hinter die Hütte lies uns weiter strahlen, eine Feuerstelle mit Grillaufsatz, Tisch und Bänke direkt in der Sonne, von den Hütten 4, 6 und 9 auch mit zu benutzen. Aber es war ja keiner da und so hatten wir alles für uns alleine (Foto rechts).

Die sehr sauberen Toiletten und kostenlosen Duschen befanden sich gegenüber, ebenso eine kleine Küche und Trinkwasserhahn sowie ein kleiner Spielplatz. Dort wurde gerade ein Loch für ein weiteres Trampolin ausgegraben. Noch dazu gratis WLAN mit schneller Leitung. Wir beschlossen, hier ein paar Nächte zu bleiben.

Am Abend sammelten wir Stöcke und bekamen Grillholz für unser erstes Lagerfeuer in Norwegen, Grillrost drauf und Veggi-Buletten, Hallumi und Maiskolben gegrillt. Die Sonne schien, T-Shirt-Wetter, nur beim Grillen kamen ein paar Regentropfen vom Himmel. Wie heißt es in Norwegen: Jedes Tal hat sein eigenes Wetter.

Die Tage hier waren wieder sehr erholsam, wir lebten in den Tag hinein, ohne große Action außer Trampolin springen, mit viel Sonne und T-Shirt-Wetter, draußen grillen, essen und spielen mit dem Kind.

Ich holte uns von der Rezeption Kartenmaterial und ließ mir zwei Wanderwege erklären, eine davon über eine Strecke von 3 Kilometern steuerten wir eines Tages auch direkt an und machten uns dafür gegen Mittag auf den Weg nach Veneli nahe dem Vassfaret Naturschutzgebiet. Die Dame an der Rezeption erklärte, dass entlang des Bergwald- und Kulturpfades 13 Informationsposten stehen und wir den blauen Punkten folgen sollen, die auf Steine gemalt wurden, um diese Jahreszeit allerdings schwierig zu erkennen, weil Schnee die Steine verdeckt. Würde man also an keinem Posten mehr vorbeikommen, habe man sich verlaufen. Außerdem sei es nass und matschig. Wir versuchten es trotzdem, so schlimm kann's schon nicht sein.

Also fuhren wir in Flå über die Brücke, nach ein paar Kilometern nach links und wieder rechts nach Veneli. Hier befindet sich eine Schranke und wir zahlten 60,00 NOK Maut, um die Pass-Straße zu benutzen. Eine schmale Schotterpiste führt hoch hinauf auf 820 Höhenmeter, vorbei an Wasserfälle und Bergseen.

Kurz vor Veneli parkten wir das Auto auf dem Parkplatz und liefen los. Nach ein paar Metern sahen wir links einen großen Wegweiser in alle möglichen Richtungen und alle Wanderpfade waren mit hellblau oder dunkelblau markiert. Rechts davon zwei große Informationstafeln. Los ging's.

Wir folgten einem schmalen Pfad hinter den beiden großen Informationstafeln. Den Weg fanden wir schnell, hellblaue Punkte an den Bäumen und dunkelblaue an Steinen machten es uns einfach. Wir erreichten die erste Tafel und schlagartig wurde der Weg nass, matschig und teilweise voller Schnee. Wir suchten nach trockenen Stellen drumherum, fanden die hellblauen Punkte an den Bäumen, matschten durch nasse Wiesen und brachen in teilweise wadenhohen Schnee ein. Die zweite Informationstafel war erreicht. Dahinter teilte sich offensichtlich der Weg und wir liefen wohl ab hier in die falsche Richtung, nämlich den bekannten hellblauen Punkten folgend.

Die Schuhe waren durchnässt, ebenso die Socken. Eine große Wiese glich einem Moor aufgrund des Tauwassers. Wir stiegen über einen Bach und weiter bergab. Keine weitere Inormationstafel. Anstatt umzudrehen liefen wir weiter. Auch noch in die falsche Himmelsrichtung. Das Kind hatte Hunger. Wir suchten uns ein trockenes Plätzchen in der Sonne. Vorne im Gebüsch stapfte es laut auf, ein Ast knackste, ein Vogel flog aufgeregt davon. Wir blieben sitzen, mit einem mulmigem Gefühl. Nach einiger Zeit hörten wir Stimmen und zwei Wanderer tauchten auf. Sie kamen aus der Richtung, in die wir gehen wollten. Wir wechselten ein paar Worte und ich fragte, ob in unserer Richtung ein Picknickplatz käme. Sie bejahte, ca. 10 Minuten von hier. Immer den hellblauen Punkten folgen.

Wir liefen also weiter und tatsächlich, vor uns taten sich Häuser auf, unter anderem eine große Übernachtungshütte mit einer wunderbaren Aussicht zum Vesletfjellet. Wo wir hier herausgekommen sind, wussten wir nicht. Wir wussten nur, dass wir schon längst vom Wanderweg abgekommen waren, denn laut Karte führt der Weg hinter der zweiten Tafel links an einem Sees entlang, wir liefen aber nach rechts. Wie auch immer, wir zogen alle drei die Schuhe aus, versuchten die nassen Füße zu trocknen und stellten die Schuhe in die Sonne. Das half zumindest ein bisschen.

Nach einer langen Picknickpause am sonnigen Picknickplatz fragten wir einen Mann, der da drüben in dem Haus irgendwas baute, wo wir eigentlich sind. Nybu, südlich von Veneli. Wir könnten entweder zurück durch den matschigen Wald oder die Stichstraße zurück nehmen, welche doppelt so lang wäre. Wir nahmen die Straße. Das Kind ist mittlerweile auf meinen Arm eingeschlafen und so trug ich ihn bergab und bergauf, ca. 5 Kilometer zurück zum Auto.

Trotz des falschen Weges erfreuten wir uns an der tollen Aussicht, der Wärme und dem strahlend blauen Himmel. Vom richtigen Wanderweg hätten wir womöglich die selbe Aussicht gehabt.

Nach einem weiteren Picknick im Kofferraum fuhren wir die gleiche Mautstraße hinab, die wir herauf gekommen waren und hielten an einem Bergsee an. Das Kind hatte Spaß, vom Bootssteg aus Steine ins Wasser zu werfen und tobte sich aus. Danach hielten wir noch an zwei Wasserfällen direkt an der Straße an, liefen einen Hang hinunter um den Wasserfall besser sehen zu können, der von der Straße nicht einsehbar ist.

Erst gegen 19:30 Uhr kamen wir wieder am Campingplatz an.

Die darauffolgenden Tage gestalteten wir uns wieder sehr ruhig, und sehr schön. Das Trampolin musste einiges aushalten und nach einem Regennachmittag folgte wieder Sonnenschein. Insgesamt zählte dieser Campingplatz zu einem der Besten auf unserer Reise. Die Wander- und Ausflugsmöglichkeiten sind allerdings begrenzt. Es gibt einen Bärenpark, den wir nicht besuchten, weil zu teuer und Wanderwege im Vassfaret Naturpark.

Nach nicht ganz einer Woche ging die Reise weiter. Wir nahmen uns viel Zeit beim Zusammenpacken, denn auf der Strecke der RV 7 nach Geilo, ca. 100 Kilometer, würde es keine Besonderheiten geben. Also war's egal, wie spät wir losfuhren und in Geilo ankamen.

Die Landschaft mit schönen Seen und Bergen ringsherum zog an uns vorbei und in Gol machten wir einen kurzen Einkaufsstop. Einige Kilometer weiter erreichten wir Torpo und dort soll laut Reiseführer eine originale Stabkirche aus dem Jahre 1192 stehen. Die wollten wir besichtigen. Den Hinweisschildern gefolgt kamen wir zwar an einer Stabkirche heraus, aber diese war nicht sehr repräsentativ für die Stabkirchen Norwegens (Foto links). Zur Besichtigung geöffnet hat sie erst ab dem 01.06. So fuhren wir weiter und machten kurz hinter Torpo an einem Campingplatz ein Picknick. Danach wurden die Berge höher, die Straße stieg an und wir erreichten eine Höhe von ca. 800 Metern, die untere Schneefallgrenze. Alle Gipfel über uns sind schneebedeckt. Wir waren wieder im Winter angekommen.

Unser Campingplatz Øen Turistsenter liegt am Ortseingang von Geilo, im lieblichen Hallingdal. Ursprünglich plante ich von hier aus Wanderungen auf Europas größter Hochebene, der Hardangervidda. Doch die Dame an der Rezeption zeigte mir die Bilder zweier aktueller Webcamps, die Schnee, Schnee und nochmals Schnee zeigten. Keine gute Voraussetzung zum Wandern. Schade auch, hätte ich mir eigentlich denken können. Aber im Laufe der Route würden wir über die Hardangervidda fahren und uns vielleicht so ein ungefähres Bild machen können. Die Dame an der Rezeption erzählte mir stattdessen was von einen Spaziergang um den See Ustedalsfjorden. Wir nahmen die Empfehlung an, checkten aber erstmal in unserer Hütte ein.

Der Campingplatz gefiel mir nicht. Keine Natur drumherum, aneinandergeklebte Hütten, ein spärlicher Spielplatz, Baustellen, Eisenbahnlinie und Straße in unmittelbarer Nähe, aber gratis WLAN. Die Hütte ist sehr rustikal, eingerichtet mit einem Sofa und Esstisch im Wohnbereich, einer kleinen Küchenzeile mit Miniherd und Geschirr sowie zwei kleine Schlafnieschen mit jeweils einem Doppelstockbett und offenem Kleiderschrank. Insgesamt eine Größe von ca. 20 Quadratmetern.

Die Sanitäranlagen nicht weit entfernt, normal sauber und mit gratis Duschen.

Danach parkten wir am ausgeschilderten Badeplatz des besagten Sees und spazierten los. Am Fekjo Kulturminnepark entdeckten wir eine Hütte mit Holzklangstäbe sowie einzelne aus Holz, Eisen oder Granitsteine gebaute Klangstäbe, das sogenannte Hus for vindteikningar og klangfargar. An dieser Stelle drehten wir um und ich guckte mit Hilfe einer Räuberleiter durch die Fenster eines geschlossenen Hauses.

Gegen 19:30 Uhr zurück in der Hütte backte ich Pfannkuchen. Dann erstarrten wir bei drei mittelgroßen Schocks innerhalb von 20 Minuten. Der Rauchmelder piepste plötzlich ohrenbetäubend los wegen des Qualms vom Pfannkuchen backen, eine eklige große haarige Spinne saß zwischen dem Knäckebrot in der Packung, in die mein Mann gerade griff und dann war auch noch sein Ehering seit der Räuberleiter verschwunden, aber glücklicherweise in der Jackentasche wieder aufgetaucht. So wurde der Tag doch noch aufregend....

Am nächsten morgen der erste Blick aus dem Fenster: es schneite! Wohl auch schon eine ganze Weile, denn der Schnee lag und wurde mehr. Aber irgendwie auch kein Wunder. Wir sind auf einem über 800 Meter hohen Berg im größten Skigebiet Norwegens, im Mai. Ist ja nicht so, dass jetzt Hochsommer wäre.

Wie auch immer, wir hatten nichts vor heute und spielten mit dem Gedanken, ins Tropicanabad nach Gol zu fahren, dem größten Frei- und Hallenbad Norwegens mit tropischem Flair. Aber 200,00 NOK Eintritt (ca. 23,00 € pro Erwachsener) schreckten uns ab, auch die lange Fahrt von 50 Kilometern. Hier in Geilo gäbe es auch noch das Dr. Holms Hotel mit Schwimmbad und Indoorspielplatz. Ich rief dort an um zu fragen, ob man diese Einrichtungen auch als Nicht-Hotelgäste benutzen darf. Man darf, kostet aber 100,00 NOK pro Erwachsener und 50,00 NOK pro Kind. Wären also auch 30,00 € gewesen und wir ließen das Vorhaben bleiben.

Insgesamt stellt sich heraus, dass sich nach bisher fünfeinhalb Wochen Urlaub so etwas wie ein Alltag eingeschlichen hat. Wir wurden träger, unternahmen weniger, was aber wahrscheinlich eher an der Umgebung lag, die Bastelideen wurden weniger und das Kindchen verlor langsam die Lust an allem, was am Anfang der Reise noch neu war, wie Stöcke sammeln, Lagerfeuer bauen, aus Blumen etwas basteln. Dies lag aber wiederum wohl daran, dass es hier wenig Blumen gibt, denn anstatt Frühling sind wir in Geilo wieder im Winter angekommen und wir bewegten uns immer weiter nördlich, so dass der Frühling mit seinen noch nicht vorhandenen Blumen immer wieder von vorne anfing.

Zum Anderen gibt es hier auf norwegischen Campingplätzen nicht die Möglichkeit, einfach von der Hütte direkt in den Wald oder in die Natur zu gehen, weil die Plätze an Straßen oder in Ortschaften liegen. Aber genau das fehlte und genau das war es, was die Beschäftigung des Kindchens bisher so einfach machte. Die Norweger haben ein ganz anderes Verständnis für Camping. Dort dient es zur Durchreise, in Schweden wiederum sind Campingplätze dafür da, in der Natur zu sein.

Wie auch immer, wir wussten an dieser Stelle schon, dass wir die geplanten 7 Wochen Norwegen auf ca. 3 Wochen runterkürzen und dann wieder nach Schweden zurück fahren werden.

weiter zum 6. Teil (Fv7 und Hardangerfjord, NO) Fotoalbum Buskerud