Living the Dream - 3 Monate Nordland-Roadtrip
Rundreise durch Schweden und Norwegen
April 2015 - Juli 2015



6. Teil - Fv7 und Hardangerfjord (NO)

Sonne! Zwar nur bei 3 Grad, aber Hauptsache Sonne. Heute hatten wir einen langen Fahrtag vor uns. Ich schlief schlecht, war von 4:00 Uhr bis 6:00 Uhr wach, um 8:00 Uhr standen wir schließlich auf. Ich bin wahrscheinlich zu ausgeruht, denn tagsüber verspürte ich überhaupt keine Müdigkeit, obwohl ich gestern Abend noch bis Mitternacht gelesen hatte.

Gegen 10:00 Uhr saßen wir bereits im Auto, verließen Geilo auf der RV7 und passierten in Halne die Schilder "Hardangervidda" und eins mit dem Symbol der Landschaftsrouten RV7. Die Straße führte nach oben auf eine Höhe von 1000 Metern.

Doch wie bei der Planung nicht beachtet und in Geilo erst vermutet, ist die komplette Hochebene der Hardangervidda mit meterhohem Schnee bedeckt.

Dies gab zwar ein schönes Bild, vor allem auch wegen des strahlend blauen Himmels, wodurch sich die Konturen der schneebedeckten Berge abzeichneten (Foto rechts). Aber im Sommer, wenn hier alles blüht, ist das was anderes, als jetzt im Wintermonat Mai.

Wir machten einen Stop und spazierten kurz im Schnee.

Als nächstes hielten wir an der Fagerheim Fjellstue, leider ohne Aussicht, weil ja Schnee. Die vielen Parkbuchten, die schöne Aussichten freigegeben hätten, ließen wir alle rechts und links liegen und erreichten daher schneller als gedacht Norwegens größten Wasserfall Vøringfossen.

Da das Kindchen gerade eingeschlafen war, parkten wir auf dem dortigen Parkplatz, quatschten und warteten, bis er wieder erwachte. Danach gab's Mittagessen und anschließend liefen wir zum Aussichtspunkt, der auf 300 Metern Höhe liegt, blickten nach unten zum wundervollen 182 Meter hohen Vøringfossen und geradeaus auf eine weite spektakuläre Schlucht, die von schroffen Felswänden mit etlichen Wasserfällen umgeben ist.

Mit meiner Kameralinse konnte ich die gesamte Weite gar nicht erfassen, so dass ich Panoramas erstellen musste, um es irgendwie bildlich festzuhalten (Foto links).

Das Kindchen war von den vielen Wasserfällen genauso begeistert wie wir und wir konnten uns von diesem Anblick nur schwer lösen. Nach etlichen Fotos ging's aber dann doch irgendann weiter.

Es folgten einige Tunnel und die Straße schlängelte sich in Serpentinen hinunter nach Eidfjord. Der Kontrast war komisch. Zuerst standen wir im Frühling, dann zwei Tagen im verschneiten Winter und hier ist plötzlich wieder alles satt grün (Foto rechts). Ein Grünflash, und Unmengen gelber Löwenzahn. Frühling! Sonne! Herrlich!

In Eidfjord suchten wir zuerst das Hardangervidda Natursenter auf, das empfehlenswert sein soll. Aber bei einem Eintrittspreis von 120,00 NOK, also für uns zusammen 30,00 €, verging uns die Lust.

Also fuhren wir weiter, parkten das Auto im Herzen von Eidfjord und gingen in dem hübschen Ort spazieren.

Die Sonne schien bei 15 Grad. Wäre ja auch schade gewesen, das schöne Wetter in einem Museum zu verpassen.

Danach nahmen wir Kurs auf Kjeåsen, ein Bergbauernhof, der wie ein Adlernest in 530 Metern Höhe am Berghang liegt. Wir kamen an eine Schranke. Da die 5 Kilometer lange Straße sehr eng und 2,5 Kilometer davon durch einen unbeleuchteten Tunnel führt, wird die Schranken immer zur vollen Stunde für die Hochfahrt geöffnet. Für die Abfahrt immer zur halben Stunde. Wir mussten also 30 Minuten warten, damit 16:00 Uhr die Schranke aufging. Erst als wir ausstiegen sahen wir den Zettel an der Schranke hängen: Wegen Steinschlag gesperrt. Ach schade. Wieder eine Sache weniger, die wir unternehmen konnten.

Wir drehten um und fuhren die RV7 weiter. Bis nach Lofthus zu unserem nächsten Camp waren es noch 40 Kilometer, also 40 Minuten. Die Straße führte immer am Fjord entlang, zuerst am Eid Fjorden und dann am Sørfjorden, zwei Ausläufer des Hardangerfjords. Ab Eidfjord bis Lofthus hielt ich immer wieder an um Fotos zu machen, zu Mannes Leidwesen, hihi, aber hinter jeder Kurve tat sich nunmal ein neues fotogenes Landschaftsbild auf, das ich nicht verpassen wollte. Da musste er durch.

In Lofthus erwartete uns ein kleiner feiner Campingplatz, wohlgemerkt der günstigste aller Campingplätze, die ich in dieser Umgebung durchsucht habe.

Zwischen herrlich blühenden Obstbäumen und sattgrünen Wiesen mit viiiel Löwenzahn liegt er auf einer Anhöhe weit weg der RV7 mit gigantischer Aussicht auf den Fjord (Foto links). Ich war vom Anblick so hingerissen, dass ich unbedingt hier bleiben wollte, egal wie die Hütte aussehen mochte.

Wir checkten ein und durften uns eine 2-Bett-Hütte für 350,00 NOK und eine 4-Bett-Hütte für 450,00 NOK anschauen. Wir nahmen die größere, zwar teuere, aber die Aussicht und Lage entschädigte alles. Die Hütte ist ca. 12 Quadratmeter groß, hat ein Doppelstockbett, wobei das obere Bett sehr dicht unter der Decke ist, sowie zwei Einzelbetten, die auch als Sitzmöglichkeiten am dazwischenstehenden Tisch dienen müssen. Kühlschrank und Kochplatten ist vorhanden, aber kein Geschirr und keine Bettdecken. Letzteres gibt es gegen eine Gebühr von 20,00 NOK pro Nacht zum Verleih und Geschirr kann aus einem mehr als reichlich bestückten Schuppen entnommen werden. Auch Sandspielzeug gibt es im Schuppen.

Die Sanitäranlagen außerdem sehr sauber. Wir blieben für den Rest des Tages hier, genossen die herrlich warme Sonne, breiteten die Picknickdecke für das Abendessen auf der Wiese aus und relaxten.

Die Nacht in der Hütte war so kalt, dass ich nur schlecht schlafen konnte. Keine Ahnung, warum, die Heizung war jedenfalls nicht kaputt.

Für den nächsten Tag hatte ich uns ursprünglich die Trolltunga, zu deutsch Trollzunge, bei Odda, herausgesucht, las aber im ausführlichen Hardangerfjord-Guide, dass die Wanderung insgesamt 22 Kilometer lang ist, 8-10 Stunden dauert und nur von Mitte Juni bis Mitte September gemacht werden kann. Schade aber auch. Ich plante um und traf die Entscheidung, den Ausflug, der für morgen gedacht war, schon heute zu machen. Für morgen war ohnehin Starkdauerregen vorhergesagt, für heute nicht ganz so schlimm.

Als die Männer vom Blättersammeln zurückkamen, erzählte ich ihnen von meinem Plan. Der Plan war gut und plötzlich hatten wir es sehr eilig. Das erste Mal so eilig im Urlaub und mir gefiel das überhaupt nicht. Hatte ich mich doch so an das langsame und gemütliche Tempo gewöhnt, das diese Reise mit sich brachte. Naja, wir mussten ja nur Zähneputzen, wir hatten während des Frühstücks vorsorglich zwei Brotdosen sowieso eine Kanne Tee zubereitet. Also waren wir schnell startklar. Alles andere lag bereits im Auto.

Es war 10:45 Uhr, 11:20 Uhr würde eine Autofähre von Kinsarvik über Utne nach Kvanndal fahren, die uns eine Stunde Fahrtzeit ersparen sollte.

Um 11:10 Uhr kamen wir an der Fähre an und während die Männer im Auto sitzen blieben, suchte ich die Touristeninfo, um Tickets zu kaufen. Ich stand an einer Hintertür zum Supermarkt, in einem Friseursalon und vor der geschlossenen Touristeninfo. Keine Tickets.

Ich fragte schließlich bei der Lottoverkäuferin im Supermarkt, die mir sagte, dass man die Tickets auf der Fähre erwirbt. Aha, auch gut. Also zurück zum Auto und so standen wir zusammen mit einem anderen Auto in der Reihe nach Kvanndal. Alle anderen wollte nach Utne. Die Fähre kam, wir durften vorwärts reinfahren, die Passagiere nach Utne rückwärts. Fahrpreis 182,00 NOK, knapp 22,00 € für uns drei mit Auto. Ganz passabler Preis im Vergleich zum Museum, wobei man hier nicht irgendwo fährt, sondern auf dem Hardangerfjord im teuersten Reiseland der Welt, wo man für Sightseeingtrips Mondpreise bezahlt.

Die Fahrt selbst war aber wegen des schlechten Wetters eher unspektakulär, tief hängende graue Regenwolken versperren die Weitsicht. Da, wo es am dunkelsten ist, wollten wir hin. Klar auch.

Nach Ankunft fuhren wir die Hardanger Landschaftsrouten RV7 bis nach Norheimsund und nach einem kurzen Stop mit Spaziergang am Hafen steuerten wir den Steinsdalsfossen an, ein 50 Meter hoher imposanter Wasserfall (Foto rechts). Es führt ein Spazierweg steil hinauf und verläuft an der Rückseite des Wasserfalls entlang.

Während der Rückfahrt auf der RV7 sahen wir von der Landschaft genauso wenig wie vorhin. Zufällig fuhr die Autofähre zurück nach Kinsarvik in 20 Minuten, um 16:35, die nächste erst wieder in 2 Stunden.

Also auf zur Fähre und innerhalb von 50 Minuten den Fjord überquert.

Ich ärgerte mich darüber, dass wir am Anfang unserer Reise das schwedische Småland so schnell verlassen hatten, anstatt noch eine Woche zu bleiben und die Fahrt nach Norden zeitlich nach hinten zu verschieben, um dann hier Anfang Juni zu sein und schöneres Wetter zu haben. Später lasen wir aber dann den entscheidenden Artikel im Reiseführer, der meine Laune wieder besser stimmte. Nämlich, dass es in dieser Region NUR regnet. Bergen wird die "Regenhauptstadt" genannt und im Mai fällt passend zu unserem Reisezeitraum der wenigste Regen.

Es gibt eine Art Wetterschneide, klimatische Unterschiede zwischen Fjord- und Flachland, also ist es vielmehr von Belange, ob man im sonnigeren östlichen Teil des Landes oder im regenreichen westlichen Teil, also hier in Fjordnorwegen, unterwegs ist.Temperaturunterschiede gibt es zwischen Trondheim in Mittelnorwegen und Kristiansand ganz im Süden so gut wie keine. Es ist das ganze Jahr so, genauso gut hätte es uns auch im Juli einregnen können. Es war einfach so und ändern konnten wir daran auch nichts. Die Route zu ändern und nach Süden zu fahren wäre somit Unsinn und auch schade gewesen und keiner gibt Garantie dafür, dass es dann dort nicht auch regnet. Also blieben wir bei unserer geplanten Route weiter nach Norden.

Am Abend klopfte der Campbesitzer an unsere Hütte und fragte, wie lange wir bleiben wollen. Er hätte ab morgen eine Reservierung für alle Hütten. Da erübrigte sich ja schon die Frage, wie lange wir bleiben wollen. Wir überlegten, schickten den Mann weg, der nach fünf Minuten wiederkam. Morgen würde es den ganzen Tag regnen, genauso wie die nächsten 7 Tage laut Wettervorhersage. Die nächste Unterkunft war schon rausgesucht und angerufen, ich zweifelte nur noch an der Streckenplanung, setzte mich also hin und wälzte Kartenmaterial, Reiseführer und Campingguides mit dem Fazit, dass Streckenführung so bleiben sollte wie geplant. Also morgen dann Weiterfahrt bei Dauerregen.

War schon ein bisschen unverschämt, uns aus der Hütte zu schmeißen, aber der Campbesitzer kam später noch einmal und sagte, wir könnten noch zwei Nächte bleiben, er hätte ungeplant. Doch die Idee, bei Regen zu fahren, kam uns nun gar nicht als die Dümmste vor. Die Route würde landschaftlich nicht mehr hergeben, als wir gestern bei herrlichstem Wetter gesehen haben, denn einen Teil der Strecke kannten wir schon und sobald die Sonne wieder scheint, würden wir nicht im Auto sitzen müssen. Schade zwar um diesen Campingplatz, weil wir uns hier wohl fühlen und noch nicht alles erkundet haben, aber bei Dauerstarkregen machen Erkundungen keinen Spaß, wir hätten nichts mehr davon und übermorgen müssten wir ohnehin weg.

Am späten Abend und auch schon letzte Nacht hörten wir immer wieder ein Donnern, wir der Donnergroll eines Gewitters. Ich ging raus und ortete die Richtung, aus der es kam. Es war genau gegenüber auf der anderen Seite des Fjords, hoch oben auf den schneebedeckten Berggipfeln. Wir vermuteten Schneelawinen, das wäre ja nicht unrealistisch.

weiter zum 7. Teil (Sognefjord, Nigardbreen, NO) Fotoalbum Hardangerfjord