Living the Dream - 3 Monate Nordland-Roadtrip
Rundreise durch Schweden und Norwegen
April 2015 - Juli 2015



1. Teil - Småland (SE)

Um 6:15 Uhr ertönte die Durchsage in der Koje, aufzustehen. Das ist nun gar nicht Kindchens Zeit und ich sah uns schon dabei, ihn schlafend ins Auto zu tragen. Doch er stand auf, wir machten uns fertig und verließen die Kabine. Pünktlich 7:15 Uhr legten wir an. Da unser Auto ziemlich weit vorne stand, konnten wir auch bald aus der Fähre herausfahrend und waren nun endlich in Schweden angekommen.

Vor uns lag Trelleborg und als erstes brauchten wir eine Art Frühstück. Dank Navi fanden wir einen Supermarkt, der Samstag früh 7:45 Uhr noch leer war. Dafür gab's frische Semmeln, außerdem noch schwedische Kronen abgehoben und weiter ging die Fahrt auf der Route 9 in Richtung Ystad.

Nicht weit gefahren entdeckte ich im nächsten Dörfchen einen Spielplatz mit Picknicktisch und Aussicht auf die Ostsee. Der perfekte Platz für unser Frühstückspicknick (Foto rechts).

Anschließend ging es über Ystad weiter nach Kristiansand. Eine sehr entspannte Fahrt mit toller Rockmusik durch Flachland und ohne viel Verkehr. Eine Stunde später erreichten wir die Kleinstadt und mein Mann organisierte im Telia-Shop ein Datenpaket für mobiles Internet. 1 GB Daten für umgerechnet 5,00 €, das ist wirklich ein Schnäppchen. Mehr dazu gibt es hier.

Danach ein schnelles Mittagessen mit kurzem Stadtbummel und weiter ging's nach Älmult. Hier hatte ich den Campingplatz Sjöstugans Camping & Vandrarhem in Bökhult vorreserviert, da viele Plätze in dieser Jahreszeit noch geschlossen haben und wir vor Ort nicht lange suchen wollten. Wir bekamen eine ca. 15 qm große Hütte mit einem Doppelstockbetten, einer kleinen ausgestatteten Kochecke, Tisch, Stühle und Schränke. Perfekt für uns. Allerdings ohne fließendes Wasser. Erstmal alle Einkäufe, Koffer und Rucksäcke reingebracht und den restlichen Nachmittag verbrachten wir bei frühlingshaften und sonnigen 19 Grad am Strand des Sjön Möckeln, auf dem Spielplatz und dem Campingplatz. Willkommen zurück im Småland.

Nach dem Abendessen mussten wir noch einmal zum einkaufen für das Frühstück.

Danach drehten wir mit Stirn- und Taschenlampe eine Runde über den Campingplatz und entdeckten einen Bootssteg. Es war fast dunkel, als wir den äußerst wackeligen Steg betraten und hörten aus dem gegenüberliegenden Schilf Frösche quaken.

In der Nacht wütete ein Sturm und es regnete. Morgens war es sowas von kalt in der Hütte, dass das Aufstehen schwer fiel.

Als ich nach dem Frühstück das Geschirr spülen ging, sah ich mindestens ein Duzend Leute und Kinder das Laub zusammenfegen. Ich fragte, ob ich helfen kann, nahm mir kurzerhand einen Rechen und fegte mit. Kurz danach kamen meine beiden Männer nach und halfen auch mit. Nach zwei oder drei Stunden waren wir fertig und wurden mit allen anderen Helfern zu einem Snack eingeladen.

Am nächsten Tag lag doch glatt Schnee auf der Wiese. Es war eisekalt in unserer Hütte und wir wollten überhaupt gar nicht aus unseren warmen Decken kriechen. Verfroren standen wir irgendwann auf und zogen mehrere Schichten Klamotten an. Im Laufe des Tages beobachteten wir den Bagger, der gerade direkt vor unserer Nase ein Loch aushob.

Der Wind lies nach, die Sonne schien vom fast wolkenlosen Himmel und es wurde mit ca. 10 Grad angenehm warm.

Wir bummelten über den Platz, den Enten hinterher und hinein in den Wald. Dort sammelte das Kind Naturmaterial für ein Lagerfeuer und stapelte dieses an einem umgekippten halb verrotteten Baum. Der Mann chillte im Laub. Wir spazierten den Weg weiter, der auf die gegenüberliegende Seeseite führt (Foto rechts). Später holten wir ein Picknick und liefen zurück zum umgekippten Baum, setzten uns auf den trockenen Waldboden direkt am See und picknickten.

Nach der Nacht froren wir erneut. Was für eine Affenkälte. Diesmal war ich schlauer als gestern, legte mir am Abend vorher meine Sachen zurecht und wärmte diese eine halbe Stunde unter der warmen Bettdecke und wurschtelte darunter herum, bis ich die Sachen anhatte. Nach dem Frühstück gab's eine heiße Dusche, die mich etwas auftaute und wir beschlossen, weiterzufahren. Erste Planänderung schon an Tag 4. Aber es hatte keinen Sinn, das Kind fror und die zusätzliche Bettdecke auf dem Fußboden half auch nicht gegen die von unten aufsteigende Kälte. Selbst zwei Paar Socken waren zu dünn. Die letzten zwei Tage wurde es tagsüber ja wärmer (ist das da etwa ein leichter Sonnenbrand in meinem Gesicht?) und so wärmte sich auch die Hütte auf, aber heute waren nur 6 Grad mit Regen gemeldet, nichts mit aufwärmen. Wir hatten gestern Abend schon im Campingguide (den es kostenlos an der Rezeption gab, zu unserem Glück, wir hatten nämlich keinen), nachgesehen, wohin wir fahren könnten und fanden 60 Kilometer weiter östlich den Platz Mjölknabben in Urshult, der ganzjährig geöffnet und Hütten hat. In Windeseile packten wir zusammen, checkten aus und waren verschwunden.

Nach einem Besuch im Ikea-Museum im Geburtsort Älmhult fuhren wir zum Mjölsknabben Naturcamping am See Åsnen.

Wir kündigten unsere Ankunft zwar telefonisch an, aber die Rezeption war geschlossen und es regnete bei 6 Grad. Nochmal ein kurzer Anruf und wir durften in Hütte Nr. 2 einziehen, wo der Schlüssel steckte. Tolle Hütte, mit fließendem Wasser, dicken warmen Matratzen und das Beste, zwei voll aufgedrehte Heizungen. Endlich hatten wir es wieder warm. Der Platz liegt direkt in der Einöde, der nächste Ort 15 Kilometer entfernt und ringsherum gibt es nur Wälder und Seen (Foto links). Der dortige Supermarkt ist kleiner als klein und ich bekam nicht alles, was wir brauchten. Aber besser als frieren und Baulärm. Auf meinem Einkaufsausflug liefen vor mir immer wieder Rentiere über die Straße, ich zählte insgesamt fünf.

Am Morgen war es sooo schön warm in unserer Hütte. Da machte Aufstehen ja fast Spaß. Wie erwartet, nieselte es bei 6 Grad, aber zum Glück waren wir alle drei gut ausgestattet mit unserer Outdoorkleidung. Schönwetter kann jeder, aber im April in Skandinavien campen macht dagegen keiner, wenn ich die Campingplätze so anschaue. Mit uns gab es noch zwei weitere Gäste auf dem Camp.

Am Nachmittag wollten wir etwas kleines unternehmen und fuhren ein paar Kilometer in Richtung Süden bis zur Abzweigung nach Segersnäs. Dort steht im Wald eine über 100 Jahre alte Windmühle (Foto rechts), der Geruch der nassen Holzschindeln wehte uns direkt ins Gesicht. Die Tür der Mühle war geöffnet und so konnten wir einen Blick hineinwerfen. Danach schlenderten wir durch den Wald bis zu einer typisch småländischen Steinmauer. Dort verweilten wir und das Kind sammelte über eine Stunde lang Zweige, Moos und Blätter für ein Spiel-Lagerfeuer. In der Hoffnung, noch ein paar Rentiere zu entdecken, drehten wir eine Runde mit dem Auto entlang des Waldweges, aber leider erfolglos.

Unser erstes richtiges Ausflugsziel lag direkt an der Straße ein paar Kilometer nördlich, das Bjurkärr Naturreservat. Vom Parkplatz an der Straße spazierten wir einen breiten Wanderweg in den Wald (Foto links), der an einem Lagerfeuerplatz nach 300 Metern endete. Ein schönes Plätzchen, mitten im Buchenwald, umringt von unzähligen Vogelarten, ein Hirsch röhrte in der Ferne und ein kleiner Laubfrosch hüpfte auf den Fuß des Mannes.

Hinter dem Lagerfeuerplatz verlief der Weg weiter als Pfad und endete nach ca. 800 Metern an einer Pad.

Wir drehten um und machten am Lagerfeuerplatz erstmal ein Picknick. Zurück zum Auto fuhren wir die Straße weiter im Richtung Norden und bogen schließlich nach links ab auf die besagte Pad, die mit Bjurkärr ausgeschildert ist. Dort kamen wir an einem noch größeren Rastplatz heraus, parkten das Auto und verweilten auch hier ziemlich lang. Nach einem zweiten Picknick spazierten wir ein Stück in den Wald, die ganze Runde von 2400 Metern wäre für das Kindchen zu lang gewesen. An der ältesten Eiche, die im Jahre 1720 gepflanzt worden war, verweilten wir, das Kind spielte mit Natursachen und baute das nächste Lagerfeuer.

Noch ein Stück nach Norden kamen wir zum Odensee (Odensjö) mit schöner Aussicht, bis es schließlich zum letzten Stop ging, ins Naturschutzgebiet Husebymaden. Ein Naturreservat, in dem unzählige Enten und Wasservögel leben (Foto links).

Vom Vogelbeobachtungsturm hatten wir einen fantastischen Blick auf das komplette Gebiet. Hier gab's dann noch ein drittes Picknick und nach einem kurzen Stop im Supermarkt fuhren wir zurück zur Hütte.

Die Männer erforschten die Gegend und das Unterholz rund um den Platz und ich machte es mir auf der Veranda in der Sonne gemütlich.

Erst am Abend bemerkte ich, dass die Wiese plötzlich viel grüner geworden ist.

Nach dem Abendessen verbrachten noch einen schönen Abend mit einem fantastischen Sonnenuntergang am See (Foto rechts). Aus der Ferne röhrte wieder der Hirsch ein Abendlied. Eine wirklich einmalige Stimmung.

Dass wir Mitte April vom Wetter keine Wunder zu erwarten hätten, wussten wir ja, aber an Schnee glaubten wir nun auch nicht und prompt, schneite es am nächsten Morgen. Schnee, Hagel und strahlender Sonnenschein wechselten sich ab, vermiesten und verschönerten den Tag gleichermaßen.

Ich bereitete Proviant für unseren nächsten Ausflug vor, wobei es nicht viel zu tun gab, denn im Kühlschrank herrschte gähnende Leere. Wir mussten haushalten mit unseren restlichen sofort verbrauchbaren Lebensmitteln.

Heute ging es ins 45 Minuten entfernte Växjö, die Hauptstadt des bekannten "Glasreiches", welches uns aber nicht interessierte. Zuerst suchten wir einen Supermarkt. Einen richtigen Supermarkt, in dem es auch Käse gab, und Joghurt, und Brot.

Danach fuhren wir ins Zentrum und parkten das Auto, kauften brav einen Parkschein und spazieren eine kleine Fußgängerzone zum schönen Dom (Foto links).

Von da aus ging's in Richtung See und entlang schöner Spazierwege direkt am Ufer. Der Weg führt um den ganzen See herum, was uns aber zu weit war. Auf dem Rückweg überraschte uns ein Hagelschauer und am Auto angekommen, erwartete uns ein Strafzettel über umgerechnet 45,00 € wegen Überziehung der Parkzeit um 13 Minuten. Also immer schön die Uhr im Auge behalten.

Trotzdem wollte ich gerne noch Teleborgs Slott sehen und zum Glück fanden wir es Dank Navi ca. 3 Kilometer außerhalb des Zentrums. Dort machten wir erstmal ein Picknick und schauten uns danach das Schloss genauer an. Innen beherbergt es Gästezimmer und ich stieg mit dem Kindchen auf leisen Sohlen die Rundtreppe bis nach oben zu den Zimmern hinauf. Im Eingangsbereich fand ein Sektempfang statt und im 1. Stock eine Teestunde an einem großen runden Tisch. Die Türen standen jeweils offen und eine Bedienung erzählte uns etwas von einer Party um 18:00 Uhr. Nachdem wir alles gesehen haben, verließen wir das schöne Schloss wieder.

Nach dem Abendessen fotografierte ich wieder einen wunderschönen Sonnenuntergang und wir blickten in einen Sternenhimmel fernab von störenden Lichtquellen.

Am nächsten Tag zogen die Männer mit dem Auto alleine los in den Wald und als sie am Nachmittag zurück kehrten, bastelten wir aus gesammelten Baumrinde eine Vogelfutterschale. Am Nachmittag sammelten wir Stöcke und dicke Äste für ein echtes Lagerfeuer, das unser Übungslagerfeuer werden sollte. An der Feuerstelle fanden wir jede Menge Brennmaterial, wie Schilf und dünne Ästchen.

Ich legte das Brennmaterial zuerst auf, bestückt mit Feueranzünder, die dünnen Äste oben drauf und die dickeren Äste an den Rand. Das Strohfeuer brannte toll, aber das Holz wollte nicht richtig. Nachdem das Feuer schon fast wieder erlosch, legten wir alle drei schnell mit Schilf nach und hielte die Flammen aufrecht, bis auch das Holz brannte. Das Kind hatte sichtlich Spaß am echten Lagerfeuer, suchte Brennmaterial und legte immer wieder nach. Das Feuer brannte während des Sonnenuntergangs und dieser sorgte für eine ebenso grandiose Kulisse wie das Lagerfeuer selbst.

Der Mann und ich verbrachten noch einen romantischen Restabend mit Wäsche legen und Sockenmemory. Immerhin funktionieren Waschmaschine und Trockner hervorragend und wir hatten wieder saubere Sachen.

Ein weiterer Ausflug führte uns in das Agnäs Naturreservat. Auf einer Informationstafel stand ein Rundweg angezeichnet, also Sachen genommen und los.

Der Fahrweg, auf dem keine Autos fahren dürfen, führte uns ein Stück in den Wald hinein. Dann bogen wir nach links ab und folgten einem schmalen mit blauen Punkten markierten Trampelpfad (Foto rechts). Schön ruhig war es hier im Wald, wir raschelten durch das Laub und hörten laut und deutlich einen Specht in den Baum klopfen. Der Pfad mündete in den selben Fahrweg ein, der sich durch den Wald schlängelte und wir bogen nach rechts und bei der nächsten Abzweigung in einen Trampelpfad nach links ab. Hier stand auch ein Wegweiser mit der Aufschrift Agnäs udde 0,5. Der Pfad führte uns direkt an das Ufer des Sees und wir fanden selbstverständlich einen Picknickplatz vor.

Hier verweilten wir fast zwei Stunden, das Kindchen baute Lagerfeuer aus Laub, Stöcken und Steinen und wir picknickten natürlich. In der Zwischenzeit kamen andere Wanderer vorbei, verschwanden aber schnell wieder im Wald.

Zurück nahmen wir den Rundweg, wie er angezeichnet war. Ein insgesamt wieder sehr schöner Ausflug.

Zurück am Campingplatz gönnten wir uns aus Amy's Kafé ein paar Stückchen Kuchen, sensationell lecker, hausgemacht und sehr empfehlenswert.

Am letzten Tag auf diesem Naturcamp erwartete uns wieder sagenhaftes Frühlingswetter. Unsere heutigen Ziele wurden zuerst ein Autofriedhof im Wald und danach noch ein Naturschutzgebiet. Nun cruisten wir zusammen mit Rockmusik durch den Wald. "Lauter!" tönte es aus dem Kindersitz. Der Mann drehte lauter. "Noch mehr, lauter!" hieß der nächste Befehl und wir rockten über die Straßen bis zum Kyrkö Moor bei Ryd.

In einem Waldabschnitt liegt ein Autofriedhof aus den 40er und 50er Jahren, der so langsam von der Natur zurückerobert wird.

Ob man sich bei dem Anblick begeistern kann, ist Geschmackssache. Für mich ergaben sich ein paar gute Fotomotive, aber insgesamt wirkt es eher kriegsmäßig. Die Männer liefen voraus und ich folgte einem gelben Schmetterling mit der Kamera, doch als dieser wegflog, ging ich zurück auf den Weg und hielt vor zwei Auto inne für das nächste Foto.

Doch einen Fußtritt später zischte und zappelte etwas zu meinen Füßen blitzschnell unter ein Auto. Eine Schlange! "Uuuh! Äääh! Meine Güte!" Mehr fiel mir dazu nicht ein. Hatte ich so gar nicht mit Schlangen gerechnet. Dann sah ich die große Schlange zwischen den Autos liegen, eine kleine schlängelte hinterher. Mit schlottrigen Knien bückte ich mich und sah Big Mama unter dem Auto hervorzischeln. Etwas vom Schreck beruhigt konnte ich sie doch noch mit der Kamera festhalten (Foto rechts). Ich suchte meine Männer, aber als wir zusammen zu den Schlangenautos zurück kamen, waren beide verschwunden.

Zurück am eigenen Auto kam uns ein deutscher Reisender entgegen. Das Kind: "Haha, der Mann hat die gleiche Kamera wie Deine." Fast. Ich erzählte von den Schlangen und der Mann meinte gelesen zu haben, dass es in Schweden vermehrt Kreuzotter und Ringelnatter geben soll. Das kann ich nun bestätigen. Es waren zwei Ringelnatter.

Nach einem Picknick im Kofferraum rockten wir auch schon weiter und zwar die Straße zurück in Richtung Camp, aber mit Abbiegung kurz nach dem Örtchen Ugglekull zum Lunnabackens Naturreservat. Hier gibt es einen Wanderpfad über 2700 Meter und wir stiefelten los. Zuerst durch den Wald hinunter zum See und immer am See entlang. Die Bäume wurden grün, die Knospen kurz vor dem Aufspringen, der Frühling hielt Einzug und das konnten wir von Tag zu Tag immer mehr erkennen. An einem kleinen Bootssteg setzten wir unser Picknick fort und danach spazierten wir weiter am Wasser entlang.

An einer Stelle verweilten wir mit Stöcke sammeln. Das Kindchen in seinem Element sammelte und suchte, trug große dicke Äste zu seinem Lagerfeuer mitten auf dem schmalen Weg und als es nach gefühlten 1 1/2 Stunden durch seine Größe den Weg versperrte, gingen wir weiter (Foto rechts).

Der Weg führte uns noch durch Matsch und Wasser, über einen Holzsteg und eine breitere Forststraße entlang. Wunderschön war es auch mal außerhalb eines Waldes und zweimal rechts abgebogen erreichten wir gegen 19:00 Uhr den Parkplatz. Ich wollte nochmal schnell zum Kurrebo Aussichtspunkt, was sich lohnte, denn von oben bot sich ein hübsches Panorama über den Åsnen mit tief stehender Sonne.

Auf der Rückfahrt zum Camp hüpften schließlich noch ein Rentier und ein Hase vor dem Auto über die Straße und nach dem Abendessen auf unserer Veranda bei tollem Sonnenuntergang rettete ich dann zum Finale noch eine Monsterspinne aus dem Waschbecken der Herrentoilette. Was für ein tierreicher Tag.

Nach dem die Sonne untergegangen war, zauberte das Abendrot mit dem schmalen Neumond, dem Abendstern und einem dunkelblauen ruhigen See ein einmaliges Bild. Mystisch, wie auf einem anderen Planeten. Ein Anblick, der uns flashte (Foto links). Anders kann ich das nicht beschreiben.

Aus der Ferne hörten wir Abendrufe diverse Tiere, welche die Stimmung perfektionierten.

Da wir morgen weiterziehen wollten, mussten wir heute Abend, als das Kindchen schlief, unsere Sachen zusammenpacken.

Vom diesem Camp konnten wir uns allerdings nur schwer lösen. Im Nachhinein bereute ich sogar die Entscheidung, nach nur einer Woche weitergezogen zu sein, denn es hätte nicht geschadet, ein bisschen später in Richtung Norden weiterzufahren. Zu diesen Zeitpunkt konnten wir die Ausmaße unserer zur Verfügung stehenden Zeit und die Größe Landes noch nicht abschätzen.

Nach dem Frühstück räumten wir also die Hütte auf, putzten kurz durch und checkten aus. Wir hatten eine Strecke von 2 1/2 Stunde vor uns. Die Fahrt zog sich lang hin. Geschwindigkeitsbegrenzung, Vorsicht wegen diverser Rentiere und Baustellen, tanken, Stadtgeeier durch Växjö.

Unser nächstes herausgesuchtes Camp lag in Eksjö, zur Vorsaison gibt es leider nicht viele ganzjährig geöffnete Campingplätze. Da muss man nehmen, was man kriegen kann.

Nach 1 1/2 Stunden legten wir eine Picknickpause an einem See ein (Foto rechs). Hier waren wir wieder die einzigen, daran haben wir uns zur Vorsaison schon gewöhnt. Wie, als ob man als Reisender um diese Jahreszeit das Land für sich alleine hat. Es gab einen Spielplatz und das Kindchen tobte sich erstmal aus.

Wir wählten das Eksjö Camping, bekamen Hütte Nr. 7 und richteten uns ein. Der Platz liegt am Stadtrand von Eksjö am Hunsnäsen See (Foto links). Man hört die Stadt und deren Industrie, waren wir doch die Stille der Natur gewohnt.

Die Hütte selbst ist gemütlich, zwei Doppelstockbetten, Kühlschrank, Geschirr, aber kein fließendes Wasser und keine Kochplatten. Dafür eine Milrowelle, in der wir zumindest unser Teewasser aufkochen konnten, was aber aufgrund der dann sehr heißen Tassen umständlich war.

Auf dem christlichen Platz gibt es eine hübsche Minigolfanlage, ein Café, saubere und warme Sanitäreinrichtungen. Die Rezeption öffnete nur von 8:30 Uhr bis 9:30 Uhr. An der Tür steht geschrieben, wie man sich verhält, wenn man hier übernachten möchte. Camper suchen sich einen Platz und checken am nächsten Morgen offiziell ein und für eine Hütte rufe man eine Nummer an und warte 20 Minuten.

Beim Einchecken am nächsten Morgen nahm ich mir die Prospekte mit Aktivitäten in der näheren Umgebung mit. Heute wollten wir das Auto stehen lassen. Das traf sich ganz gut, denn der Strafzettel musste bezahlt werden und zur nächsten Bank in Eksjö City waren es von unserer Hütte aus nur 800 Meter zu Fuß.

Zuerst kamen wir an einem hübschen Wasserturm vorbei, um den sich ein Fluß schlängelt (Foto rechts). Dann überquerten wir zwei Straßen und standen auch schon auf einer niedlichen Geschäftsmeile. Hier wirkte alles hell und freundlich mit niedrigen Häusern und das ist es wohl auch, warum es hier fotogener aussah als auf anderen geschäftigen Straßen. Wir fanden schnell die Handesbanken und wir machten eine Überweisung per Bareinzahlung, so fielen zumindest keine Gebühren an.

Es wurde warm. So warm, dass wir den Schatten suchten. Den Kleiderbasar am Marktplatz ließen wir links liegen, ebenso die hübsche weiße Kirche rechts und gingen geradeaus in eine Fußgängerzone, die uns zu den Holzhäusern brachte, für die Eksjö bekannt ist.

Mit grün werdenden Bäumen, einer blühenden Wiese und dem blauen Himmel sah das Stadtbild besonders einladend aus (Foto links). Ein Picknick folgte, nach einem Spaziergang im Karree ein zweites und schließlich ging's zurück zum Marktplatz und von da aus zum Campingplatz.

Am nächsten Tag unternahmen wir einen Ausflug zum 11 Kilometer entfernten Skurugata Naturreservat (Foto rechts). Das Auto geparkt gab's erstmal ein Picknick und anschließend wanderten wir den Weg mit dem Hinweisschild "Skurugata 600 Meter" hinunter. Dieser führte wunderschön durch den Wald. Bald bogen wir links ab und standen am Anfang der Schlucht. Keine Schlucht, in die man reinschaut und schon das Ende sehen kann. Vielmehr wussten wir nicht, was uns dort so alles erwartete. Wir stiegen etwas bergab, gerade so leicht, dass das Kindchen an der Hand selbst laufen konnte. Wir kletterten über umgefallene Bäume und moosbewachsene Steine. Allen voran das Kindchen.

Angekommen an einem Tümpel matschte er mit allen Stöcken darin herum, die er finden konnte und mir fiel auf, dass die Schlucht in dem Prospekt ganz anders aussah.

Bald liefen wir weiter und schon nach wenigen Minuten erreichten wir den spannenden Teil. Es ging meterweit hinunter, über dicke Geröllsteine und Baumstämme. Hier war es für das Kindchen schwieriger zu laufen, also hoch auf den Arm mit ihm und weiter. Gute Schuhe sind zwingend zu empfehlen, ein Kleinkind auf dem Arm allerdings nicht. Aber umdrehen brauchten wir auch nicht mehr, wir hätten das Ende der Schlucht ohnehin bald erreicht.

Dachte ich. Stattdessen ging es steinige Wege hoch und runter und als wir so an einem höheren Punkt standen, blickten wir plötzlich und ohne Vorwarnung eine tiefe Senke hinunter, eingerahmt von ungefähr 35 Meter senkrecht hoch in den Himmel ragenden glatten Felswänden (Foto rechts).

Auf der anderen Seite der Senke ein Geröllhaufen hinauf. Ähnlich dem, der hier hinunter führt. Also Kind wieder auf den Arm und los durch das kalte Tal.

Oben angekommen, verlief der Weg erstmal ein bisschen geradeaus, wir passieren ein Wanderschild und direkt dahinter wiederholte sich der Spaß. Eine zweite große Senke tat sich auf, wieder Kind hoch und los. Aber auch diese bewältigten wir, Wanderanfänger sind wir ja schließlich nicht.

Am Ende der Schlucht zeigte ein Hinweisschild geradeaus zum leichten Weg und links den Hang hinauf zum schweren. Da gab es nichts zu überlegen, wie liefen geradeaus. Der Weg machte eine Linkskurve und führte uns direkt auf einen Aussichtshügel.

Wunderschön konnten wir von hier oben die Weite überblicken. Über endlose Wälder, den See bei Eksjö und kleine Erhebungen am Horizont. Dieser Berg ist mit 337 Meter über dem Meeresspiegel eine der höchsten Erhebungen im Småland.

Weil es so schön warm und sonnig war, verweilten wir ca. 1 1/2 Stunden hier. Alleine. Das Kindchen sammelte und baute und spielte und machte sich schmutzig. Doch allmählich wurde es aber kühler und der Wind heftiger, also nahmen wir den 500 Meter langen Wanderweg zurück zum Auto.

Mittlerweile hatte ich ein neues Camp herausgesucht, so packten wir am Abend alle Koffer und Lebensmittel ins Auto und fuhren am nächsten Tag weiter.

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