Kuba
Im Land der Lebenskünstler
12. November 2006 - 30. November 2006



7. Tag - Valle de Viñales
Wir haben gut in unserem Casa geschlafen und wurden verwöhnt mit einem obstreichhaltigem Frühstück. Das Wetter ist wieder schön geworden und die Sonne schien. Also sagten wir unsere Reittour für heute fest zu.

Valle de Viñales :

Punkt 10 Uhr ging's auch schon los, ein älterer Herr fuhr uns mit seinem Fahrrad voraus, wir folgten ihm durch Schleichwege und Hinterhöfe durch das Dorf zur kleinen Pferdekoppel. Pferde gibt es überall, sie dienen als Zugtiere, genau wie die Ochsen, oder zum Ausreiten.

Unser Guide William stand auch schon mit drei Pferden bereit, wir zwei bekamen jeweils ein weißes. Chupa Chupa und Paléma :-) Und los ging's. Was für ein Spaß, wir sind beide vor einigen Jahren das letzte Mal geritten.

Die Tour dauerte insgesamt 4 Stunden, wir ritten durch saftig grüne Wiesen, entlang rot-braunen Pfaden, vorbei an Ananas-Pflanzen, Tabakfeldern, Bambusbäumen, Mais, Zitrusbäumen und Königspalmen, quer durch die Sierra de Viñales. Wir bestaunten Fauna und Flora, beobachteten Vögel, die es bei uns nicht zu sehen gibt. Kleine Hütten mit Strohdächern verschönerten auf eine ganz besondere Art das Landschaftsbild, in deren Nähe grasten Pferde oder Ochsen. Aus den Feldern erheben sich im Hintergrund die bizarren Mogoten, die man "Elefantenbuckel" getauft hat, eine lang gezogene Bergkette aus Kegelkarstfelsen. Dieses Tal ist einfach traumhaft und zu Pferd oder zu Fuß am schönsten zu erkundschaften (Foto rechts).

Merkwürdigerweise, auch wenn ich gar kein spanisch kann, verstand ich so gut wie jedes Wort, was William uns während des Ausfluges erzählt hat.

Gemütlichen Schrittes ritten wir dahin und nach zwei Stunden erreichten wir eine Hütte, an der wir eine Pause einlegten (Foto links). Wir traten näher und begrüßten die Familie, die hier wohnt und sich gerade eine Suppe in einem großen Kessel zubereitete, der auf einer Lkw-Stahlfelge seinen Platz fand. Wir trafen hier den ersten deutschen Reisenden, der ebenfalls mit dem Pferd ankam. Und es tat mal richtig gut, sich mit jemanden in deutsch zu unterhalten und unsere bisherigen Eindrücke und Erlebnisse mitzuteilen, die doch schon lange auf der Zunge brannten.

Nach ca. einer halben Stunde führten uns drei der Bewohner samt Kinder und Hund über ein Feld zu einer kleinen Höhle. Einer von ihnen sprach brockenweise englisch und konnte so ein paar Erklärungen für uns übersetzen. Es sah beeindruckend aus, der Weg zur Höhle glich einem Urwald, überall Lianen, hohe Palmen und riesige Bananenstauden. In der Höhle nisten Vögel und nachts fliegen einige Fledermäuse herum. Ein kleiner Bach mit sauberem Wasser, welches sehr gut für die Haut wäre, fließt hindurch. Nach einiges Fotos ging es wieder nach draußen.

Wir durchquerten das Feld zu einer zweiten Hütte. Hier wurden gerade Kaffeebohnen zum Trocknen ausgebreitet (Foto rechts). Denn diese Gegend sowie das gesamte Viñales-Tal ist vielmehr eine Kaffee- und Tabakplantage.

Wir betraten eine Trockenscheune für den Tabak, auch "casa del tabaco" genannt. Hier werden die grünen Blätter einzeln getrocknet, indem sie wie eine Kette auf eine Schnur gezogen werden. Danach "reifen" sie für 55 Tage in Bananenblättern, wobei sie schließlich ihr Aroma entwickeln.

Zurück zu den Pferden bekamen wir einmalig zu sehen, wie die einzelnen Tabakblätter zur Zigarre gerollt werden. Die Enden werden für den besseren Zusammenhalt mit Honig beschmiert. Alles weitere danach kann man sich jetzt bestimmt denken. Richtig, wir "durften" probieren. Wir als absolute Nichtraucher! Aber wie heißt es in Kuba so schön: Wer nicht einmal an einer Zigarre geraucht hat, der ist nicht in Kuba gewesen :-)

Nach diesem einstündigen Stopp schwangen wir uns wieder auf die Pferde und ritten davon. Mehr im Trab als gemütlich, aber es war herrlich und dieser Ausritt ein ebenso tolles Erlebnis wie dieses beeindruckende kubanische Hinterland.

Am Nachmittag kamen wir im Casa an und mussten uns nun wohl oder übel um das Mietauto kümmern. Denn in Kuba sagen die Mietwagenbestimmungen, dass nach einer bestimmten Kilometergrenze eine Art Inspektion zu machen ist, die über die Vermietstation Cubacar oder Havanautos erfolgt. Blöderweise war gerade unser Auto in 300 Kilometern fällig. Wir suchten in Viñales das Cubanacan-Büro, fanden es auf der Hauptstraße und man beschrieb uns alles ganz ausführlich. Wir müssten nach Pinar del Río in das dortige Cubacar-Büro fahren, dort würde die Inspektion 40 Minuten dauern, was auch immer das für eine Inspektion sein mag, und danach könnten wir weiterfahren.

Wir beschlossen, noch einen Abstecher zur größten Höhle Kubas zu machen, zur Cueva de Santo Tomás. Den Weg dorthin fanden wir schnell, einfach nur 15 Kilometer in Richtung Moncada fahren, die Höhle ist bereits überall ausgeschildert. Dort angekommen mussten wir leider feststellen, dass die letzte Führung für heute schon längst begonnen hat. Auf dem Rückweg nahmen wir den netten Herrn von der Anmeldung mit zurück in den Ort. Er machte uns auf der Fahrt auf einige Dinge aufmerksam, die wir gar nicht gesehen hatten, etwa eine Bergkette, die mit etwas Fantasie aussieht wie das Gesicht des Volkshelden Jose Martí oder auf das „casa taller raices“, in dessen Garten aus Baumstämmen geschnitzte Figuren stehen.


Spaziergang durch den Ort Viñales:

Den restlichen Tag verbrachten wir noch mit einem Bummel durch den Ort, besuchten die Plaza mit ihrer Dorfkirche und den kleinen Souvenirständen und liefen die Straßen hoch und runter.

Hier war es ganz anders als in Havanna. Hier wollte uns keiner irgendetwas aufdrängeln. Das ist eben das Landleben und das hat uns wesentlich besser gefallen als in der Großstadt. Doch auch das skurrilste im ganzen Land sahen wir hier. Es waren Schilder mit der Beschriftung „socialismo o muete!" oder "Viva Fidel!"

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