Kuba
Im Land der Lebenskünstler
12. November 2006 - 30. November 2006



6. Tag - Von Havanna nach Viñales
Nach einem reichhaltigen Frühstück verließen wir das Hotel und los ging die Fahrt ins 180 Kilometer entfernte Pinar del Rio. Aber erstmal aus Havanna rauskommen war gar nicht so einfach.

Wir fuhren den Malecón bis zum Ende, weiter nach Miramar, dort folgten wir den Hinweistafeln nach Pinar del Río und schon fanden wir uns auf einer Autobahn wieder. Nur leider die falsche, wie sich erst nach einer Stunde herausstellte, als die Autobahn zur Landstraße wurde und uns bis nach Güira da Melena im Süden der Provinz führte. Hier fuhren wir durch eine grüne Landschaft, waren umgeben von Bananenstauden, Palmen und Flachland. Der rot-braune Kontrast der Erde faszinierte mich. Wir fuhren weiter und weiter, kilometerweit.

Endlich da vorne – es tauchte nach endlos geraden Straßen ein kleiner Ort auf. Doch Wahnsinn, hier spielte sich das Dasein auf der Straße ab. Ob alt oder jung, groß oder klein, Hund oder Mensch, Fahrrad, Pferd oder Ochsenkarren. Die Häuser kaputt, die Straße dafür quirlig voll, die Erde rot und die Sonne brannte. In welcher Zeit sind wir hier bloß gelandet? Unter den herunter hängenden Starkstromkabeln spielten Kinder, die Leute sahen uns in unserem kleinen roten fahrendem Vehikel an, als wären wir nicht von dieser Welt. So viele Touristen verirren sich wohl nicht hier her. So wie heute haben wir Kuba nie wieder gesehen, doch dieses eine Erlebnis reichte für einen unglaublichen Kulturschock. Ich habe hier nicht fotografiert, es wäre mir äußerst unpassend und ebenso peinlich erschien.

Das nächste Dorf war ungefähr im gleichen Stil, nur noch lauter. Hier dröhnte von überall her Musik. Ein Wochenmarkt fand statt, lang gestreckt auf der Durchgangsstraße. Auch hier überall Leute auf den Straßen. Hinter dem Dorf mussten wir aber dann doch wenden, sind ja schließlich falsch gefahren. Die letzte Ortschaft ging es zur Hälfte zurück, hier und da abgebogen auf die Nebenschotterpisten und an der nächsten Ecke angehalten, um nach dem Weg zu fragen. Man frage eine Person und bekommt die Antworten von drei gleichzeitig. Wirklich sehr nett und hilfsbereit, aber verstanden haben wir gar nichts, bis wir schließlich in einer Sackgasse landeten. Wir mussten uns also weiter durchfragen, nichts leichter als das. Wir schlängelten uns entlang den Nebenstraßen des kubanischen Hinterlands und erreichten Stunden später endlich die Autobahn Richtung Pinar del Río.

Die Weiterfahrt war dafür umso besser, die Straße super befahrbar, wir konnten durchwegs 100 km/h fahren. Trotzdem war der ungewollte Abstecher für uns wahnsinnig interessant, auch wenn er uns 6 Stunden Zeit kostete. Wir lernten hier völlig andere Menschen kennen, als in der Großstadt. Während die Leute in Havanna für jede kleine Hilfe und jeden kleinen Tipp, Geld haben wollte, freuen sich die Menschen hier draußen, wenn sie etwas Gutes tun und einfach nur helfen können. Diese Gastfreundschaft sollten wir später auch noch genauer erfahren.

Kurz vor Pinar del Río wollten wir die Stadt umfahren um gleich nach Viñales zu gelangen, doch die Umgehungsstraße war aufgrund Überflutung gesperrt und Männer in Maschinengewähren baten uns, umzudrehen und die Autobahn zu benutzen.

In Pinar del Río ging’s weiter mit Verfahren. Keine Hinweisschilder, keine Straßennamen, herunter gekommene Häuser und viele Menschen auf der Straße. Wir fragten uns durch, wie immer. Der Tank wurde auch immer leerer.

Endlich fanden wir auch den Weg aus der Stadt heraus zum bekannten und beliebten Viñales. Wir steuerten ein Hotel an, das Los Jasmines. Doch bei der Ankunft mussten wir feststellen, dass alle Hotels in und um Viñales herum ausgebucht sind. Was nun? Nach Pinar del Río zurück in ein Hotel? Nee! Ganz sicher nicht! Blieben eigentlich nur noch Casa Particulares übrig, diese beliebten Gästehäuser. Aber wir können ja eigentlich gar kein spanisch und überhaupt. Nun gut, in 30 Minuten geht die Sonne unter, irgendwo mussten wir ja übernachten. Also fuhren wir in den Ort, fanden uns dort schnell zurecht, nur einmal fragen, den Hausherrn des aus dem Reiseführer herausgesuchten Gästehauses getroffen, er zeigte uns per Fahrrad den Weg und schon waren wir da. So einfach ist das.

Von seinem Haus waren wir gleich begeistert. Eine eigene Garage, ein hübsches Zimmer mit großem Bett und separatem Bad, alles sauber und sehr gepflegt. Das einzige Problem: Osnel und seine Frau Marie sprachen kein Wort englisch und wir kein Wort spanisch... vier wundervolle Tage vergingen hier viel zu schnell :-)

Wir bezogen erstmal das Zimmer, gleich danach boten sie uns das erste Abendessen an, wir haben immerhin den ganzen Tag nichts gegessen. Wir durften wählen zwischen Fisch, Hühnchen oder Schwein. Ich aß viermal Fisch (das reichte dann auch für die nächsten zwei Monate). Das Essen war fantastisch, als Beilagen servierte sie uns Reis mit schwarzen Bohnen, Kubas Nationalgericht. Dazu Salat und Mojito. Als Nachspeise gab es frisches Obst und Espresso. Wir waren begeistert und die Mägen gefüllt.

Zu den Casa Particulares kann ich nur sagen: Traut Euch! Auch wenn Ihr kein spanisch sprechen könnt. Man kommt schon zurecht und es gibt ja auch noch Hände und Füße! Hier in Viñales sind die Gästehäuser besonders zu empfehlen, nicht zuletzt, weil es hier unzählige davon gibt, sondern weil sich der Gast in diesem Ort auf eine wundervolle Art ganz besonders heimisch und herzlich willkommen fühlt. Empfehlungen kann man sich zudem auch im Hotel Los Jasmines holen.

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