Kuba
Im Land der Lebenskünstler
12. November 2006 - 30. November 2006



3. Tag - Fahrt nach Havanna, Havanna Vieja
Heute war ein aufregender Tag. Zuerst einmal standen wir bereits zeitig auf, als alles noch dunkel war, schmierten uns mit Mückenschutzmittel ein, impregnierten die Kleidung und marschierten hinaus auf den Strand.

Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, es war leer, ruhig, dunkel und wir genossen die Zweisamkeit beim Rauschen der Wellen. Eigentlich wollten wir den Sonnenaufgang beobachten, aber es waren zu viele Wolken da, so dass wir die Sonne gar nicht sehen konnten. Nach einer Stunde gingen wir zurück, pünktlich zum Frühstück. Danach machten wir uns auf den Weg um unser gebuchtes Mietauto abzuholen. Doch diesmal ging es nicht so leicht wie gestern, es kam nach 20 Minuten immer noch kein Bus, dessen Fahrer bereitwillig war, uns mitzunehmen. Alle fuhren an uns vorbei. Also entschieden wir uns für den Touristen-Sightseeing-Doppelstock-Bus. Mit 5,00 CUC pro Person eine ganz schöne Abzocke, dafür, dass es in Varadero eigentlich gar keine Sehenswürdigkeiten gibt, sondern der Bus nur von Hotel zu Hotel fährt. Nach einer halben Stunde kamen wir endlich im „Zentrum“ an und fanden schnell das Hotel und die Autovermietung Cubacar. Bevor wir das Auto nahmen, überprüften wir es genau auf Lack- und Karosserieschäden, Reifenprofil, Ersatzreifen, Lampen, Tankfüllung etc, was unbedingt immer anzuraten ist. Das ist ja in jedem Land üblich, aber nicht überall gibt es solche schlechten Straßenverhältnisse wie auf Kuba. Es ist auch üblich, vor Ort die Versicherung für das Auto zu zahlen, welche 10,00 CUC pro Tag beträgt. Beim Zahlen mit der Kreditkarte kostet es nochmals ca. 11 % mehr, also lieber in cash. Für die Kaution reicht die Kreditkarte, die auf einen Zettel notiert wird. Man hat somit von vornherein nicht die Möglichkeit, das Auto am Flughafen wieder abzugeben, denn nach Rückgabe in dieser Station wird der Zettel mit der Kreditkartennummer wieder vernichtet.


Der Weg nach Havanna:

Nun war selbst fahren angesagt und an das Auto musste ich mich erst einmal gewöhnen. Das Lenkrad saß ein paar Zentimeter zu weit rechts, was das Fahren nicht gerade gemütlich machte. Außerdem waren die Stoßdämpfer so was von kaputt, dass es nur noch krachte und knallte bei jedem kleinen Huckelchen.

Zuerst ging's zurück zu unserem Hotel, schnell die Koffer eingeladen, ausgecheckt und los ging's auf Entdeckungstour durch real Cuba.

Der Weg nach Havanna war leicht zu finden, einfach immer der Küstenstraße entlang, zuerst in Richtung Matanzas und dann weiter nach Havanna. Die Straßen waren gut bis sehr gut. Die meiste Zeit war sogar 80 bis 100 km/h drin.

So, und nun hieß es Augen auf! Nur auf was? Straßenschilder gibt es keine, es führen mehrere Straßen in alle Richtungen. Wo müssen wir hin? Wo sind wir eigentlich genau? Wo ist ein Hinweisschild? Wir sind völlig falsch gefahren. An einem riesigen Kreisverkehr angekommen, ging's eine Runde rum, bis ein Mann mit seinen Armen fuchtelte und uns etwas  wie "Ihr dürft hier nicht fahren" klar machen wollte. Verdutzt hielt ich einfach an, der Mann wollte noch mehr sagen. Es entwickelte sich ein kurzer Smalltalk. Herausgekommen ist die wahrscheinlich beste Hilfe, die wir jemals auf Reisen bekamen. Denn nachdem er mit unseren Straßenkarten ebenfalls nichts anfangen konnte, nahm er auf unserem Rücksitz Platz, führte uns 20 Kilometer durch die Stadt, durch wirres Straßengefitz und enge Gassen, da rechts, dort links, eine rote Ampel übersehen, Vollbremsungen, vorbei an Menschenmassen, zwischenzeitliche Unterhaltungen ... das war alles ziemlich aufregend und wir hätten den Weg ohne ihn nie nie nie gefunden! Was waren wir froh!

Unscheinbar in einer der vielen engen Altstadtgassen lag das Hostal del Tejadillo, ein 3 1/2 Sterne Stadthotel. Wie abgesprochen bekamen wir einen Mojito und eine Life Band fing an, kubanische Musik zu singen. Das waren nun unsere ersten Eindrücke der angeblich "alten Dame der Karibik".


Rundgang durch die Altstadt:

Nach Inspizierung des schönen und gepflegten Hotelzimmers entschieden wir uns für einen Stadtspaziergang durch die Havanna Vieja, die sich direkt vor der Haustür befand. Nach ein paar Schritten quatschten uns schon die ersten Leute an, ob wir nicht mit einer Pferdekutsche fahren wollten. Wir lehnten dankend ab.

Havannas Vieja ist nicht sehr groß, aber es machte Spaß, durch die Gassen zu streifen. Sofort fielen die Kontraste zwischen zerfallenen und perfekt restauriert auf, frei nach dem Motto: Gegensätze ziehen sich an!

Unser Weg führte zum Plaza de la Catedral und gleich beeindruckte uns die Catedral de San Cristobal aus dem 18. Jahrhundert (Foto links). Die zwei Türme sind asymmetrisch. Lange Zeit wurden hier sogar die sterblichen Überreste von Christoph Kolumbus aufbewahrt, weshalb die Kathedrale auch als die Kolumbus-Kathedrale bekannt ist.

Wir bogen nach links in die O`Reilly ein und kamen am Plaza de Armas heraus. Schön grün ist es hier und im Mittelpunkt steht das von Palmen umringte Denkmal Carlos Manuel de Cépedes (Foto rechts).

Wir liefen weiter zur Hafenstraße San Pedro und diese hinunter bis zum Plaza de San Francisco d’Asís, eine der elegantesten Ecken der Altstadt. Hier gibt es mehrere Straßencafés und Restaurants, die Handelsbörse von 1909, eine kleine Kirche, internationale Modeläden und ein schöner Löwenbrunnen. Leider auch viele und große Touristengruppen, weshalb wir uns hier nicht länger aufhielten.

Um die Ecke gebogen standen wir auch schon direkt vor dem Rummuseum. Ein paar Minuten warten und eine deutschsprachige Führung begann. Leider war die Führung kurz und knapp und die Dame erklärte viel zu schnell. Sie führte uns durch verschiedene Räume, vorbei an lagernden Rumfässern bis hin zu einem großen Eisenbahnmodell, anhand dessen der gesamte Produktionsprozess erläutert wird. Nach der Tour gab es eine kleine Verkostung, wir durften den neuen 7-jährigen probieren, den es in Europa noch gar nicht zu kaufen gibt. Im sogenannten Herrenhaus gibt es an die 30 verschiedene Sorten zu kaufen sowie einige Souvenirs.

Die Plaza Vieja lag auf unserem Weg. Es ist ein Platz aus dem 18. Jahrhundert und erst jetzt fielen uns die zahlreichen Säulen auf. Ab hier schlenderten wir ziellos durch die Gassen der Altstadt und ließen die faszinierenden Gegensätze auf uns wirken. Neben abrissfälligen Ruinen türmen sich Kirchen und Paläste. Die bunten Häuserfassaden mit ihren schönen Verzierungen zogen uns nahezu magisch an. Die Menschen leben ohne jegliches Zeitgefühl, sie fühlen sich wohl in ihrer Stadt, lieben ihre Musik, die aus einigen Häusern zu hören ist und rauchen ihre geliebten Havannas. Das ist so wirklich ursprünglich, so wirklich Kuba, wie wir es uns vorgestellt haben. Havanna Vieja haben wir an diesem Tag ganz abgelaufen, morgen ist das Centro dran.

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