Kuba
Im Land der Lebenskünstler
12. November 2006 - 30. November 2006



4. Tag - Havanna Centro
Um 6:00 Uhr lagen wir schon wieder wach im Bett, 7:00 Uhr gab's Frühstück und 8:00 Uhr ging unser Trip durch das Zentrum Havannas los. Vorgenommen hatten wir uns, die Calle Obispo, eine quirlige Geschäftsstraße, bis zum Capitolio zu laufen.

Weit gekommen sind wir nicht, nämlich nur vier Blocks, als wir mit einem netten Ehepaar ins Gespräch kamen.

Sie zeigten uns die Bar „El Gallo“ an der nächsten Ecke (Foto rechts), in der heute Abend ein Salsafestival stattfinden soll. An der Wand hängen Bilder des berühmten Buena Vista Social Club, die hier früher sangen. Wir waren beeindruck, das steht natürlich in keinem Reiseführer. Wir traten zu viert in die Bar, verewigten uns an der mit Unterschriften geprägten Wand und bestellten vier Mojitos, allerdings ohne Alkohol, schließlich war es erst 9:00 Uhr morgens :-)

Es war eine sehr nette Unterhaltung und wir erfuhren so einiges über Kuba und seine Einwohner.

Für jeden Kubaner gibt es z. B. monatliche Bezugsscheine für Grundnahrungsmittel, die unter anderem aus Brot, Zucker, Salz, Reis, Bohnen, Eier und Kaffee bestehen, in sehr geringen Mengen, die gerade mal einen halben Monat ausreichen würde. Fisch und Fleisch sind unerschwinglich, Kleidung und Benzin sind im Bezugsschein enthalten. Es ist schwer, über die Runden zu kommen und das wäre das Hauptproblem auf Kuba. Das monatliche Einkommen liegt bei umgerechnet 5,00 bis 10,00 Euro. Für die jungen Leute sind die Verhältnisse sehr deprimierend, sie sehen keinerlei Perspektiven. Geld ansparen ist nicht möglich, verreisen erst recht nicht.

Wir kamen natürlich auch auf Zigarren zu sprechen und ich weiß nicht, ob es ein Fehler war zu sagen, dass wir jemandem zu Hause Zigarren mitbringen sollten. Das Thema war erstmal hinten angestellt, stattdessen zahlten wir die Mojitos und sie nahmen uns mit in „ihren“ primitiven Einkaufsladen, die sogenannten „Bodegas“. Der Laden bestand aus vier Wandregalen, auf denen die Lebensmittel standen. Es war schockierend! Die Regale waren fast leer! Nur hier ein keiner Sack Reis und da ein paar Eier.

Wir traten wieder nach draußen und der nächste Weg führte uns in die nächste Gasse, der Kubaner trat in eines der vielen heruntergekommenen Wohnhäuser, wir sollten ihm folgen. Ab hier war uns die Sache nicht mehr ganz geheuer. Wir folgten eine steile Treppe nach oben und man bot uns an, Platz zu nehmen. Es sah schön aus hier in der Wohnung. Ein braunes Ledersofa, ein Glastisch, teuer aussehende Möbel und ein Teppich. 10 Personen sollen hier angeblich leben, die Wohnung hatte maximal 50 qm!

Nach kurzer Zeit kam er zurück mit vier Schachteln Zigarren. Hier ging der Zigarrenhandel los, auf was haben wir uns bloß eingelassen? Wir wussten bereits auf was wir beim Zigarrenkauf bzgl. Echtheit zu achten haben. Wir wollten die 80,00 CUC teure Kiste kaufen, hatten aber nur 50,00 CUC dabei, der Rest lag im Hotel. Also handelten wir den Preis auf 42,00 CUC herunter. Zähneknirschend, unzufrieden und plötzlich nicht mehr so nett willigte er schließlich ein. Laut seiner Aussage würde die Kiste in der Fabrik dreimal so viel kosten. Was nun von allem der Wahrheit entspricht, bleibt in den Sternen. Nach Geldübergabe und Erhalt der Ware - nein, wir sind hier nicht im Film - verließen wir das Haus durch die enge Treppe nach unten und waren froh, endlich wieder draußen zu sein...


Rundgang durch Havanna Centro:

Unser Tagesplan konnte nun endlich losgehen, aber zuerst nochmals schnell zurück ins nicht weit entfernte Hotel, um die Kiste zu verstauen. Trotzdem wollten wir immernoch die Calle Obispo zum Capitolio laufen, also nahmen wir denselben Weg zum zweiten mal. Wir schafften es dennoch nicht, ohne aufdringlich angequatscht zu werden. Bis wir ankamen, hatten wir gelernt, "No, gracias!" so bestimmend aber höflich zu sagen, dass die Leute endlich aufgaben.

Das Capitolio ist dem amerikanischen Capitol sehr ähnlich und wurde nach 17 Jahren Bauzeit 1929 fertig gestellt (Foto links). Es zählt zu den imposantesten Gebäuden der Stadt mit einer 90 Meter hohen Kuppel in Stahlskelettbauweise. Ein Teil kann besichtigt werden, außerdem ist hier die Akademie der Wissenschaft untergebracht. Wir traten ein und standen auch gleich unter der Kuppel auf einem Mosaikboden. In der Mitte liegt ganz klein abgesperrt unter einer runden Glasscheibe ein goldener aus Südafrika stammender 24-karätiger Diamant. Eine hübsche Idee, zudem soll er den Kilometer null der Autobahn von Havanna nach Santiago kennzeichnen. Aber noch mehr faszinierte uns die sich auftürmende Bronzefigur „La República“, die über 40 Tonnen schwer und mit Gold überzogen ist.

Wir besichtigten die linken und rechten Gebäudeteile, im linken ist das Museo Nacional de Historia Natural beherbergt.

Auf der anderen Seite des Capitolio befindet sich die Zigarrenfabrik "Partages" (Foto rechts), die eigentlich unser nächstes Ziel sein sollte ... aber kaum am Eingang angekommen, einen Blick hinein riskiert und schon hatten wir den nächsten schon langsam nervigen Havannesen an der Backe. Wir zögerten am Eingang nur ganze drei Sekunden, ob wir hineingehen oder nicht und das wurde gleich ausgenutzt, um uns zu fragen, ob wir eine Stadtrundfahrt mit einer Pferdekusche machen wollen, Zigarren kaufen möchten und uns jemand in die Fabrik reinbringen soll. Wir fühlten uns so überrumpelt, dass wir weiterliefen. Schade aber auch, Touristen haben wohl einfach nicht die Gelegenheit, mal einfach stehen zu bleiben...

Naja egal, wir liefen zurück, vorbei am Chinesenviertel Barrio Chino, durch den Parque de la Fraternidad Americana und geradewegs auf den Paseo de Marti (Prado) zu (Foto links), eine schöne Flaniermeile mit Grünstreifen in der Mitte. Auch hier quatschten uns die Leute an, ob wir hier etwas kaufen, dort ein Foto machen wollen. Wir lernten zu ignorieren. Traurig aber wahr, denn so hatten wir keine Möglichkeit mehr, einfach nach Lust und Laune mit den Leuten zu sprechen.

Nach rechts führte irgendwann eine Straße in Richtung Museo de la Revolución (Foto unten rechts) und schon wieder machten wir den Fehler stehen zu bleiben. Also so langsam wurde es echt nervig, wir wurden sogar schon verfolgt.

Leider stellten wir heute und an dieser Stelle fest, dass von der Lebensfreude, von der alle erzählen, gar nichts zu sehen ist im Gegensatz zu gestern. Stattdessen wird man immer und überall, an jedem Haus, an jeder Ecke und bei jeder Gelegenheit genervt. Betteln ist in Kuba verboten, also wird eben in Form von "Angeboten" versucht, an Devisen zu kommen. Jeder Kubaner darf Devisen besitzen, ohne mehr nachweisen zu müssen, woher er sie hat. So vielseitig, temperamentvoll und kontrastreich Havanna auch ist, doch heute lernten wir die Schattenseiten der Stadt kennen.

Über den El Parque de los Martires mit einem Denkmal Máximo Gómez’ und vorbei am Castillo de San Salvador de la Punta gelangten wir schließlich direkt an den Malecón (Foto links). Das Meer war ruhig, es peitschte heute nicht an die Mauern, wie wir es auf Fotos gesehen hatten. Wir schlenderten die Straße bis etwa zur Hälfte und drehten dort wieder um. Die wunderbare Uferstraße ist so etwas wie ein Symbol der Stadt, was man immer wieder besuchen muss. Nach einer längeren Pause in einem Straßencafé kehrten auch wir zum Malecón zurück, um den schönen Sonnenuntergang zu beobachten. Man sieht ihn aber wohl in den Sommermonaten besser als im Frühling. Die Sonne versank hinter den Häusern.

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Fotoalbum Havanna Centro