Eraclea Minoa & Enna

Am Tag unserer Abreise stand uns noch die gesamte Zeit bis ca. 15:00 Uhr zu Verfügung, durften aber die 2-stündige Rückfahrt zum Flughafen nicht vergessen. Wir frühstückten zeitig und unterhielten uns dabei mit einem französischen Paar, die an unserem Tisch saßen. Das erste Mal auf dieser Reise, dass wir auf nicht italienische Touristen trafen. Wir sahen zwar hier und da mal ein deutsches Auto, aber unterhalten hatten wir uns mit sonst keinen anderen Touristen. Eine halbe Stunde später verabschiedeten wir uns vom netten B&B-Betreiber und fuhren davon.


Eraclea Minoa
Für heute stand noch etwas auf dem Plan, was wir unbedingt noch mitnehmen wollten, die Eraclea Minoa. Dafür fuhren wir die Staatsstraße 115 eine dreiviertel Stunde in Richtung Westen. Alles war hervorragend ausgeschildert, so ist leichtes Finden garantiert.

Am Zielort angekommen, suchten wir uns einen Parkplatz, mitten im Wald an einem Campingplatz. Aber andere Parkmöglichkeiten gibt es hier nicht. Es war noch recht ruhig, morgens 10:00 Uhr, wer geht schon um diese Zeit an den Strand? Außer wir natürlich. Doch nur zu schade, dass heute der letzte Tag in Sizilien war und wir diesen wunderbaren Strand erst jetzt entdeckten. Viel Sand, klares Wasser, endlos lang und beginnend bei den schneeweißen und 80 Meter senkrecht in die Tiefe brechenden Kreidefelsen. Ein schöner Anblick!

Wir spazierten den Strand entlang und unterhielten uns dabei, wie wir es so gerne tun, über alte Kindheitserinnerungen. Die Zeit verging und wir bemerkten nicht, wie spät es schon geworden ist. Nun mussten wir uns doch endlich von diesem Strand losreißen und die Fahrt zum Flughafen antreten.


Enna

Bis Enna fuhren wir ca. 45 Minuten. Wir sahen die Provinzhauptstadt schon von weitem 900 Meter hoch auf dem Berg thronen (Foto links) und nahmen direkten Kurs. Enna wird auch als „Belvedere Siziliens“ bezeichnet wegen des weiten Blicks auf Innersizilien, den Ätna und die Berge.

Mehr hat die Stadt leider nicht zu bieten. Keinerlei Hinweise auf Museen oder schöne Plätze im Reiseführer. Doch nur allein der Aussicht wegen hat sich der kurze Abstecher von der Autobahn gelohnt!

Am Castello fanden wir schnell einen Parkplatz und wollten uns noch die Befestigungsanlage ansehen, solange es uns die Zeit erlaubte. Sie besteht aus dem Castello di Lombardia mit dem Torre Pisana und dem achteckigen Turm Torre di Federico II (Foto rechts).

Wir stiegen die vielen Stufen des Turms nach oben und genossen diese wunderbaren Ausblicke als Abschluss unserer Reise.

Nun aber mussten wir uns doch ganz schön beeilen, wir hatten nur noch zwei Stunden bis zum Abflug und die Fahrt zum Flughafen würde schon alleine eine Stunde dauern. Also schnell die Stufen des Turms wieder hinab und zum Auto. Auf der Fahrt ließen wir die schöne Woche nochmals Review passieren und konnten sehr gute Vergleiche zu bisher bereisten europäischen Ländern und Inseln ziehen.

Am Flughafen angekommen, checkten wir ein, fast als letzte Passagiere, da die Massen am Check-In-Schalter für den Flug nach München schon vorüber waren. Noch schnell das Auto zurückgebracht, Gate gesucht, dessen Eingang gar nicht so einfach zu finden ist und gerade rechtzeitig zum Boarding angekommen. Glück gehabt! Doch mit gleich starten war wohl nichts, ein Gewitter zog auf und wir bekamen keine Starterlaubnis. Fünf Minuten später rollte der Flieger aber trotzdem zur Startbahn. Starterlaubnis genehmigt, obwohl es im Hintergrund blitze und das Gewitter immer näher kam! Nicht mal eine halbe Minute nach dem unsanften Start setzte der Flieger zur scharfen Linkskurve an und es wackelte wie verrückt. Wir starteten doch tatsächlich durch die Gewitterwolken hindurch. Alles vibrierte, Turbulenzen ohne Ende, aber als nach langen 10 Minuten endlich das Blau des Himmels zu sehen war, beruhigte sich die Situation und wir konnten den nicht mal zweistündigen Flug genießen. Um ca. 18:30 Uhr setzen wir in München auf aber leider ging damit auch ein lang ersehnter Urlaub zu Ende.

Unsere persönlichen Eindrücke und Erfahrungen:

Sizilien ist kein Ort, an dem man Massentourismus antrifft. Es gibt zwar viele Touristen, aber vorwiegend Italiener vom Festland. Uns begegneten gerade mal sage und schreibe fünf Paare aus Deutschland und drei/vier Autos mit deutschen Nummernschildern. Von daher sind die Sizilianer nicht sehr auf ausländische Touristen eingestellt. Es gibt keine Hotelhochburgen, keine Restaurants mit englisch- oder sogar deutschsprachigen Speisekarten, keiner spricht englisch oder deutsch, man verständigt sich mit Händen und Füßen. Bei der Bestellung von Essen wird es Nicht-Italienern, die die Sprache nicht sprechen, schwer gemacht. Besonders im Restaurant, weil man nicht weiß, welche Gerichte sich hinter den Namen verbergen. Hier ist es ratsam, vorher ein paar Worte italienisch zu lernen oder sich vorher zu informieren, wie welche Gerichte heißen, die man gerne probieren möchte. In den Restaurants zählen Spaghetti als Vorspeisen, Fleisch- und Fischgerichte als Hauptspeisen, Salate als Zwischenspeisen und nicht zu vergessen die Desserts. Bestellt man nicht der Reihe nach alle diese Gänge, wird man angeguckt wie die ersten Menschen, die nicht alles auf einmal essen können, weil sie einfach keinen so großen Hunger haben.

Die meisten Tankstellen bieten Gebäcke und warmgemachte kleine Snacks an. Die sind aber nicht gerade der Hammer und landeten bei uns meist im Mülleimer. Wir bedienten uns schließlich häufig an Paninis, die es in vielen Varianten teilweise zu Hauf gibt und lecker sind.

Beim Autofahren passte ich mich schnell dem italienischen Fahrstil an, man muss sich einfach einreihen und darf sich nicht verrückt machen lassen, sonst kommt man überhaupt nicht voran.

Die Italiener scheinen alles nicht so genau zu nehmen. Es scheint keine Uhrzeit für etwas zu geben; zwei Rollerfahrer unterhalten sich und fahren dabei nebeneinander auf einer viel befahrenen Hauptstraße; Verkehrsregeln gibt es so gut wie keine, es wird sich überall hineingedrängelt; Bambinis scheinen keine Zu-Bett-geh-Zeiten haben, denn abends 22 Uhr spielten sie immer noch draußen mit anderen Kindern; größere Hunde laufen ohne Herrchen draußen herum, frei nach dem Motto, "die finden den Nach-Hause-Weg schon irgendwie".

Uns hat Sizilien überrascht! Waren wir von den genannten Gewohnheiten nicht so begeistert, hat uns alles andere um uns herum schon sehr angesprochen. Die Landschaft so kahl wie in Afrika, ausgetrocknet durch die Hitze, vereinzelt steht ein Baum oder ein Busch herum. Im Inselinneren gibt es mehr Hügellandschaft und Steppe als alles andere. Die Autobahn führt wörtlich durchs Nichts. Keine Städte, keine Dörfer, keine Tankstellen… Die Städte an den Küsten haben uns nicht vom Hocker gerissen, denn außer Taormina, Palermo und Marsala war keine besonders sehenswert. Dafür sind die Strände auf ganz Sizilien einzigartig schön, teilweise naturbelassen und nicht vom Tourismus überhäuft.

Wir haben nun Sizilien ausführlich und detailliert kennen gelernt. Pauschalurlaub wäre hier nichts für mich, denn die Entfernungen haben’s schon in sich. Man kann nicht mal eben von der Ostküste in den Westen oder nach Palermo fahren. Am sinnvollsten sind Pauschalurlaube wohl eher noch in Cefalù, denn von dort kommt man zumindest in ca- 1 ½ Stunden an die Ost- oder Westküste. Von Taormina aus sind die Entfernungen einfach zu weit.

Wer Pauschalurlaub machen möchte, sollte besser zu einem 4- oder mehr Sterne-Hotel greifen. Die gesehenen 3-Sterne-Hotels ließen von außen schon sehr zu wünschen übrig. Also lieber bissl mehr bezahlen, aber dafür keine unangenehmen Überraschungen erleben. Es ist eben keine reiche Insel und das bleibt dem Reisenden nicht verheimlicht. Aber so ist nun mal Sizilien, so haben wir Mensch und Natur erlebt und so wird uns die einzigartige Insel immer in Erinnerung bleiben.