Cefalù, Monreale & Palermo

Am heutigen Morgen strahlte die Sonne über Sizilien und es sollte auch den ganzen Tag so bleiben. Das Frühstück fiel kurz aus, wir packten unsere Sachen, bezahlten und verabschiedeten uns vom Casa Giulia. Wie geplant, führte uns die Rundreise in den Norden - es ging über Enna nach Cefalù. Ich muss schon ehrlich sagen, das schnell gewechselte Landschaftsbild gefiel mir immer mehr als das im Osten der Insel. Außer dem Ätna ist dort nichts, auch die Fahrt in den Süden war landschaftlich unspektakulär im Gegensatz zur jetzigen. Es ist zwar alles kahl und ausgetrocknet hier durch die Hitze, aber das ist nun mal Sizilien und macht den ganzen Reiz aus.

Wohin man sieht, überall gelbe Hügel, Steppe mit vereinzelten Bäumen und Büschen, keine Landwirtschaft, keine Vegetation, keine Häuser oder Ortschaften (Foto rechts). Wer diese Autobahn entlangfährt, sollte sein Auto schon vorher voll tanken, denn hier ist wirklich nichts und die Tankstellen im 50-Kilometer-Abstand.

Nach zwei Stunden erreichten wir Cefalù. Jetzt hieß es Augen aufhalten, denn unsere nächste Unterkunft hatte keine genaue Adresse, nur eine vage Beschreibung - immer Richtung "Poggio Maria" fahren und dann den Hinweisschildern "Atlantide B&B" folgen. Gar nicht so einfach.

Zuerst einmal durch den kompletten Ort, umgedreht, in letzter Sekunde "Poggio Maria" gelesen, tausend mal abgebogen und dann endlich die Hinweisschilder zum B&B. Es ging nur bergauf, 7 Kilometer lang, aber immer noch ausgeschildert. Als die Straße nun auch gar nicht mehr im Navigationssystem erfasst war, kamen uns die ersten Zweifel. Doch hier, noch ein Schild ... ups, dead end. Geradeaus ging es hinter dem Zaun nur noch einen steilen Abhang hinunter und wir befanden uns ungefähr 500 Meter über NN.

Aber links stand noch ein Haus, das ist es! Endlich da! Am Tor geklingelt und plötzlich schoss ein großer Hund die Einfahrt hinauf. So schnell wie der ankam, saß ich auch schon wieder im Auto. Aber dann tauchten endlich die Hausherren auf, öffneten das Tor und winkten uns herein. Ich sollte eine steile Einfahrt nach unten fahren. Tja, und dann standen wir mit dem Auto mitten auf der Terrasse der Villa, wunderschön am Hang gelegen und mit super Aussicht auf Cefalù und den Bergen (Foto links). Hier sprach man englisch und wir fühlten uns von Anfang an wohl. Das Zimmer war sehr modern, genau wie das ganze Haus. Sogar unsere Frühstückswünsche wurden gleich entgegengenommen.

Cefalù
Nun schnell umgezogen, Badesachen mitgenommen und den ganzen Weg zurück in die Stadt gefahren. Wir fanden einen Parkplatz, wussten aber nicht, wo wir ein Parkticket kaufen sollten, also parkten wir ohne. Naja, werden schon nicht gleich abgeschleppt. Wir befanden uns schon direkt im Zentrum der kleinen Stadt, alles war übersichtlich, also war verlaufen ausgeschlossen.

Der erste Weg war der zur Strandpromenade. Hier eröffnete sich ein schöner lang gezogener Sandstrand mit klaren und sauberen Wasser. Doch ziemlich überfüllt, die Sonnenschirme und Liegen reihten sich aneinander. Wir spazierten einmal die Promenade entlang bis an deren Ende und schon wurden die Badegäste weniger (Foto rechts).

Hier herrschte der meiste Tourismus auf ganz Sizilien, es gab Strandbars, Straßenrestaurants und Straßenverkäufer. All dies haben wir auf der weiteren Reise nicht mehr wieder gesehen.

Den selben Weg zurück und ein Stück weiter kamen wir direkt in die mittelalterliche Altstadt. Schön sieht's hier aus, enge Gassen mit Eiscafés und kleinen Lädchen. Man könnte ewig bummeln gehen. Irgendwann bogen wir rechts ab in den Corso Ruggero, der sich direkt zum Domplatz öffnet. Der Normannendom ist das Wahrzeichen der Stadt und diente zu Beginn der Normannenzeit als Grabstätte und wichtiger Hafen (Foto links). Das Bogenportal wirkt streng und die Türme wuchtig. Der Bau des ältesten Domes Sizilien wurde bereits 1140 begonnen.

Naja, groß ist die Stadt ja nun nicht gerade und außer dem Dom und den Gässchen gibt's nichts zu sehen. Also hatten wir Handtücher und Badesachen nicht umsonst dabei und der Strand ist groß. Zurück zum Auto um alles zu holen, hatten wir doch tatsächlich ein Knöllchen unter dem Scheibenwischer kleben... Na klasse! Gleichzeitig sahen wir, wie andere Parker aus einem Geschäft herauskamen und sich ein Parkticket rubbelten. Aha! In den Geschäften kann man sie kaufen. Sonst waren überall Parkautomaten aufgestellt, nur hier nicht. Also kauften wir eins. Die italienischen Sätze auf dem Knöllchen konnten wir natürlich nicht übersetzen. Irgendwas mit 48 Stunden und Parkstation stand drauf. Wir vermuteten, dass wir uns innerhalb 48 Stunden bei irgendeiner Parkstation in Cefalù melden und "Strafe" zahlen mussten. Naja, erstmal hinten anstellen :-)

Wir gingen zurück zum Strand, viele Liegen mit Sonnenschirmen waren noch frei, wir zahlten nur die Hälfte dafür und gönnten uns den restlichen Nachmittag Erholung, Sonnenbaden und Wellenreiten im Meer. Das war herrlich! Nach zwei Jahren endlich mal wieder im Meer baden gehen, was wir sehr genossen haben.

Am Abend ging's mal wieder auf die Suche nach einer Pizzeria, wir fanden auch gleich mehrere am Straßenrand direkt am Strand. Doch zuerst wollten wir den Sonnenuntergang abwarten, schlenderten also ein zweites mal die Uferpromenade entlang, nochmals durch die niedlichen engen Gassen der Altstatt bis an deren Ende. Dort verweilten wir eine Weile, genossen die letzten Sonnenstrahlen des Tages (Foto rechts) und nahmen auf einer Mauer direkt über dem Wasser Platz.

Nachdem die Sonne im Meer untertauchte, machten wir uns auf den Weg in die bereits herausgesuchte Pizzeria. Aber irgendwie war das seltsam dort. Nicht so, wie wir Italien kennen. Sizilien scheint auch hier ein völlig anderes Land zu sein. Gastfreundschaft gegenüber Nichtitalienern wird hier wohl kleingeschrieben und wir kamen uns etwas verloren vor. In den Speisekarten wird zuerst die Antipasti vorgestellt, danach kommen die Vorspeisen, wie eine Portion Spaghetti, dann die Zwischengerichte, wie Salate, als nächstes die Hauptspeisen, bestehend aus Fisch und Fleisch oder Pizza und zum Schluss die Desserts. Ja nichts ungewöhnliches, nur für den Sizilianer schon, wenn man die Spaghetti als Hauptspreise bestellt und sonst nichts weiter. Da wird man schief angeguckt nach dem Motto: Ähm, da fehlt aber noch was. Nur der Bauch ist voll nach so einer Portion. Wir sind’s eben nicht gewohnt, den ganzen Tag nichts zu essen und dafür abends reinzuhaun. Die Pizza für Basti wurde schließlich erst dann gebracht, als ich meine Spaghettiportion verspeist hatte. Also Vorspeise erfolgt, nun konnte es mit der Hauptspeise weitergehen. Wieder ein Beispiel dafür, dass keiner – nicht mal Strandpizzerias – auf Tourismus eingestellt ist. Das soll ja nicht weiter schlimm sein und ist halt nunmal hier so, aber für uns schon sehr merkwürdig, weil wir das im restlichen Italien sowie Mittelmeer- und Atlantikregion noch nie erlebt haben und deshalb sehr verwirrend war. Jedenfalls bekam uns das späte viele Essen gar nicht gut und wir beschlossen, am nächsten Tag wieder auf Paninis mit Tomaten und Mozzarella zurück zugreifen.


Monreale

Unser Unterkunft in Cefalù verließen wir am nächsten Morgen zeitig, mussten aber noch zur Parkleitzentrale Cefalù fahren, um unser Knöllchen zu bezahlen. Auch wenn wir’s nicht übersetzen konnten, die erwähnten 48 Stunden müssen ja etwas zu bedeuten haben und zu Hause einen Brief aus Sizilien bekommen mit einem Bußgeldbescheid – nee danke! Auf dem Knöllchen stand die Adresse, die wir auch schnell fanden. Welche Geldstrafe uns wohl gleich blühen wird? Knöllchen an der Pforte abgegeben – 2 Euro! Das hat sich ja mal gelohnt! Aber wenigstens konnten wir nun unbeschwert weiterfahren nach Palermo.

Die Fahrt war kurz und wir steuerten direkt Monreale an, einen kleinen Ort 8 Kilometer westlich von Palermo entfernt, wo sich unsere nächste Unterkunft befand, ein Hotel.

In Monreale angekommen, hatten wir zu Beginn gleich einen etwas unschönen Eindruck. Wir mussten uns durch enge Gassen schlängeln, die Häuser sehen hier besonders heruntergekommen aus, ärmliche Verhältnisse, nicht wirklich prickelnd. Nachdem ich von Monreale so viel schönes hörte, war ich gleich etwas enttäuscht. Naja, erstmal abwarten und keine falschen Schlüsse ziehen. Das Hotel befand sich schließlich ganz am Ende der engen Gasse und es ging ganz schön bergauf. Doch endlich den Hotelparkplatz gefunden mussten wir einfach nur noch staunen. Wir befanden uns 325 Meter über der Stadt und sie lag uns in ihrer vollen Pracht und Größe zu Füßen! (Foto links).

Im Hotel eingecheckt und unser Zimmer bezogen, betrat ich den Balkon und staunte gleich noch mal, da wir das Zimmer mit dem größten Balkon überhaupt bekommen haben und mit demselben überwältigenden Ausblick auf Palermo.

Wir hielten uns gar nicht lange auf, denn es sollte gleich weitergehen zum bekannten Dom von Monreale, den wir auf Anhieb fanden. Er ist in der Zeit der Normannenherrscher entstanden und ist der größte und geschlossenste Sakralbau der Epoche. Und so sieht er auch aus, sehr beeindruckend! Die inneren Wände sind vollständig mit Goldmosaiken bedeckt und erzählen Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament. Der Dom von Monreale ist aufgrund der Mosaiken der Höhepunkt normannischer Kunst und sehr empfehlenswert!


Palermo
Nun ging’s aber endlich in die sizilianische Hauptstadt. Dort stellte sich die Parkplatzsuche als sehr kompliziert dar, da an den Straßenrändern der Hauptstraßen Parkverbot herrscht. Bleiben also nur Nebenstraßen übrig und fast jede davon darf nur einseitig befahren werden. Wir bewegten uns also im Kreis, bis wir nach 20 Minuten Suche endlich fündig geworden sind. Die Orientierung fanden wir schnell, denn wir kannten ja jetzt schon ein paar der Straßen.
Nach rechts abgebogen liefen wir geradewegs dem Theater Massimo entgegen (Foto rechts) und sahen dort die berühmt berüchtigten roten Doppeldecker-Sightseeingbusse. Cool, die gibt’s ja hier auch, an die hatte ich gar nicht gedacht. Nur wie finden wir jetzt die Haltestellen der Busse? Wir liefen erstmal zum Hafen, vielleicht würden wir ja unterwegs etwas sehen. Gesagt getan und richtig vermutet, denn am Hafen angekommen, bog vor unserer Nase ein Bus nach rechts ab und hielt an der erst besten Haltestelle. Wir liefen schnell über die Straße, doch beim kaufen der Tickets hat’s uns fast umgehauen. 20,00 Euro pro Person! So viel haben wir für eine Sightseeing-Tour noch nie bezahlt, nicht mal in Schottland, wo es nun wirklich teuer ist. Aber gut, was soll’s? Immerhin gilt das Ticket für beide Fahrten. Es gibt nämlich zwei Linien, Linie A und B. Wir hatten die zweite erwischt und würden danach noch mit der A-Linie fahren, um es auch auszunutzen. Wie üblich konnten wir über Kopfhörer alles Wissenswerte über die Stadt erfahren, und das war reichlich viel.
Beide Linien beginnen am Teatro Politeama (Foto links). Die Linie B fährt weiter über den Giardino Inglese, die Parallelstraße zurück und Richtung Westen zur Villa Malfitano, weiter zum Castello della Zisa, Richtung Osten zurück zum Markt namens Mercato del Capo, der Straße folgend zum Teatro Massimo, schließlich zum Hafen und zurück zum Ausgangspunkt. Diese Route war nicht so spannend, deshalb erhofften wir uns von der Linie A nun etwas mehr.
Nach dem Start am Teatro Politeama ging’s geradewegs zum Teatro Massimo, bogen dort links ab und fuhren am Quattro Canti vorbei. Weiter zum Palazzo Steri und vorbei am Orto Botanico fuhren wir nun die Straße in Richtung Südwesten, ließen den Stazione Centrale links neben uns, kamen zum Palazzo Reale und wenig später zum vorletzten Haltepunkt, der Cattedrale. Hier stiegen wir aus. Diese Tour hatte wahrhaft mehr zu bieten und wir beschlossen, dem Großteil nochmals zu Fuß abzulaufen. Doch zuerst spazierten wir zurück zum Triumphbogen, um die Via Vittorio Emanuele komplett abzulaufen.
Danach stand eine ausführliche Besichtigung der Cattedrale auf dem Programm. Der Dom wurde 1185 gegründet und bestand zu diesem Zeitpunkt eigentlich nur aus der Kirche und dem im Normannenstil gehaltene Chor. Die Seitenfassade im spätgotischen Stil und das Hauptportal sind katalanisch beeinflusst. Ein sehr eindrucksvolles Gebäude stand hier vor uns (Foto links). Die Kuppel passt optisch nicht wirklich zum Stil, sie wurde, wie auch das Innere, erst Ende des 18. Jahrhunderts erbaut.
Wir gingen weiter, an der Via Maqueda bogen wir kurz nach rechts ein und besichtigten die Kirche Santa Caterina mit ihrem schönen Brunnen im Vordergrund. Nach einem kurzen Abstecher nach links in die Via Roma, um zu sehen, ob heute Markttag ist (leider vergeblich), steuerten wir das Meer an. Hier entdeckten wir einen kleinen Palmenpark (Foto links) und liefen am Wasser entlang in Richtung Botanischen Garten. Bis zum Hauptbahnhof liefen wir die Via A. Lincoln hinauf und bogen dann nach rechts in die Via Roma ab. Unsere Füße konnten uns schon gar nicht mehr tragen, außerdem ist es mittlerweile Abend geworden und wir bekamen Hunger. Auf der anderen Straßenseite fanden wir ein Bistro, in welchem wir uns satt aßen.

Heute war außerdem der Tag, an dem das Fußball-WM-Endspiel stattfand. Palermo war aufgeregt. Die Leute wollten schnell nach Hause, drängelten sich durch die Straßen, hupten die Massen zusammen, gerade so, dass sich die Autofahrer nicht alle anschubsten, um endlich vorwärts zu kommen. Es war 18:00 Uhr, 20:00 Uhr würde das Spiel beginnen. Als wir uns gegen 19:30 Uhr auf den Weg zum Auto machten, waren die Straßen bereits leer. Es war ein leichtes, aus der Stadt zu finden. Keine Staus, keine Hektik, kein Gedränge, alle waren schon zu Hause. Als wir im Hotel ankamen, fiel bereits das erste Tor für die gegnerische Mannschaft und der Hotelportier war sichtlich bedrückt. Auf dem Zimmer entluden wir wie immer unsere Bilder, stellten eine Collage mit Fotos zusammen, um sie anschließend per E-Mail über’s Handy zu verschicken, als plötzlich ein Tor für Italien fiel und Palermo außer sich geriet. Von unserem Balkon aus hatten wir ja die beste Aussicht. Als aber zwei Stunden später das Siegestor für Italien geschossen wurde, ging da unten die Post ab, aber so richtig! Es war 22:30 Uhr und die Nacht erweckte zum Tag. Wir bekamen mehrere Feuerwerke geboten, ein Blitzgewitter am Horizont, Musik, Gejubel und Gehupe. Die Stadt hat gerockt, es war der Wahnsinn! Allerdings zog in der Nacht das Gewitter über Monreale und es donnerte so laut, dass im Zimmer alles vibriert und unsere Nacht daher kurz ausfiel.

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