Erice, Marsala & Selinunte

Es gewitterte die ganze Nacht, die Donner so laut, dass es im Zimmer vibrierte. Wir schliefen schlecht und als es am Morgen auch noch regnete, hofften wir, trotzdem noch Glück mit dem Wetter zu haben. Beim Aufstehen zogen dicke dunkle Wolken über die Berge, aber ein Fetzen Blau war schon zu sehen und die Sonne ließ sich kurz blicken. Das Frühstück fiel wieder etwas mager aus. Es gab Kaffee, zwei Croissants und vier Scheiben von einem Mini-mini-Brot, dazu Marmelade und Melone. Wir beeilten uns, denn heute hatten wir eine längere Fahrt mit vielen Stopps vor uns.


Erice

Los ging's um 9:30 Uhr. Wir fuhren zuerst Landstraße und dann ein Stück Autobahn nach Castellammare und dort ging's weiter auf der Route 187 Richtung Trápani. Doch vorher stand ein Stopp in Erice auf dem Plan. Erice schwebt in 700 Metern Höhe und liegt 14 Kilometer nordöstlich von Trapani. Mit seinen grauen Steinhäusern und den Kopfsteinpflasterstraßen- und Wegen wirkt es sehr mittelalterlich. Es fehlten bei unserem Rundgang eigentlich nur noch die Marktschreier, Pferdekutschen und Ritter, aber auch schon der Gedanke daran ließ uns gedanklich ins Mittelalter zurückversetzen (Foto rechts).

Leider steckt Erice zu oft in den Wolken, auch wenn sonst über ganz Westsizilien die Sonne scheint. So sollte es auch heute sein, doch es sah gleichzeitig unheimlich wie interessant aus, als die Wolkenfelder die Berge hochjagten, eine kleine Burg im Wald vernebelten und sich um die Mauern schlängelten. Leider verbarg sich uns daher auch die normalerweise herrliche Aussicht ins Tal.


Marsala
Nach einer Stunde verließen wir den Ort und fuhren weiter nach Trápani. Die Ausblicke auf die Stadt waren dabei sehr schön, aber hier gibt es außer Salzgewinnungsanlagen nichts zu sehen und selbst die fanden wir jetzt nicht so spannend, dass wir einen Stopp hätten einlegen müssen.

Also ging's geradewegs weiter nach Marsala und fanden dort zur Fiesta-Zeit ganz schnell eine Parklücke. Von der wunderschönen Barockstadt waren wir sehr überrascht. Die fröhlichen und beschwingten Fassaden wirkten anziehend und modern. Wir schlenderten durch die Gassen bis zur Piazza della Repubblica, das ist der wahre Salon der Stadt! (Foto links). Hier steht der Dom San Tomaso. Arkaden, Logia und ein Brunnen in der Mitte schmücken den Platz und geben ihm die besondere Note. Alles schien zu schlafen - auch nicht schlecht, so hatten wir eben die kleine Altstadt fast für uns alleine :-)


Selinunte

Mazara del Vallo ließen wir nach ca. 30 Kilometern hinter uns, ebenso wie Castelvetrano. Hier gab es für uns nichts weiter Interessantes zu sehen, also steuerten wir das nächste Ziel an, Selinunte. Gute Beschilderung sei Dank, der Weg dorthin ist super einfach. Für mich als unter 25-jährige war der Eintritt wieder vergünstigt. Für 15,00 Euro können sich die Besucher mit einem spaßigen Gefährt über das Gelände von Selinunte fahren lassen. Start ist am Eingang. Wir wählten aber unsere alteingesessene Variante - die zu Fuß.

Von Selinunte waren wir begeistert, genauso hatten wir uns schon immer griechische Tempelanlagen vorgestellt. Gleich vom Eingang aus ist schon der wohl besterhaltenste Tempel zu erkennen (Foto rechts). Wahnsinn, was da vor rund 5000 Jahren geschaffen wurde. Die Ausgrabungszone nimmt eine beachtliche Distanz ein. Leider liegt der Großteil der antiken Stadt immer noch unsichtbar unter Feldern, doch ein Blick hinüber zur Akropolis vermittelt die ungefähre Größe dieser Stadt. Zu Fuß brauchten wir bis dahin immerhin ca. 30 Minuten. Doch von der Akropolis ist nicht mehr so viel zu sehen, sie ist umgeben von riesigen Trümmerhaufen. Wir verweilten lange in Selinunte, da es uns schon mächtig beeindruckte.


Caltabellotta
Die Zeit verging heute besonders schnell, denn es ist schon wieder 17:00 Uhr geworden und wir liefen zurück zum Auto - es stand noch mehr für heute auf dem Programm. Weiter ging's auf der Landstraße nach Sciacca und dort bogen wir ab in Richtung Caltabellotta. Die Straße dort hoch schlängelte sich und es bescherte sich uns eine weite Sicht über das Land. Irgendwo dort unten schien es zu regnen, denn es entwickelte sich ein riesengroßer Regenbogen, beginnend im Tal und endend in den Bergen, auf die wir gerade zufuhren. Der Regenbogen macht sich natürlich ganz gut auf den Landschaftsfotos.
Wie viele Orte in Sizilien klebt auch Caltabellotta abenteuerlich am Berg (Foto links). Im Ort angekommen fanden wir ein Hinweisschild zum Castel, wir folgten diesem und jagten das Auto enge und steile Gassen hinauf, so dass es die Strecke mit seinen 50 PS gerade so schaffte. Die Räder drehten an einigen nassen Stellen durch, da es hier geregnet hat. Doch wir kamen irgendwie vom Weg ab und landeten an den Toren eines Klosters. Hier oben über den Dächern der Stadt war es ruhig, wir waren alleine - fast alleine.

Ein Mann humpelte weiter hinten langsam auf unser Auto zu, ließ seine Blicke nicht mehr von uns los. Wir lenkten um und fuhren ca. 50 Meter weiter, ich schoss schnell ein Foto und plötzlich kam der Mann wieder zum Vorschein. Wir fuhren noch ein Stückchen weiter und hielten erneut an um ein Schild zu lesen. Und schon wieder tauchte er hinter uns auf. Eigentlich humpelte er und konnte gar nicht so schnell laufen, wie wir gefahren sind. Das war uns unheimlich. Als er in seiner Bauchtasche herumkramte setzen wir uns in Auto und düsten davon. Wieder die steilen und engen Gassen hinab kamen wir am Zentrum des Ortes heraus, machten noch ein paar Fotos und fuhren davon.


Siculiana Marina

Eigentlich wollten wir zum Sonnenuntergang die Tempelanlagen in Agrigento besichtigen, doch die schlossen ihre Tore in genau 15 Minuten (19:00 Uhr) und ich griff zu Plan B. Frau ist ja auf alles vorbereitet :-) Also fuhren wir die Landstraße weiter in Richtung Agrigento und folgten in Siculiana der Abzweigung Siculiana Marina. Nach schon wenigen Minuten erreichten wir unser Ziel, einen wunderschönen flachen Natursandstrand. Die Sonne stand tief, es befanden sich gerade mal eine Hand voll Menschen hier. Es ist der wohl schönste Strand, den wir auf unserer gesamten Reise gesehen haben. Im kleinen Ort Siculiana befinden sich zwar Hotels und Restaurants, aber klein und gemütlich, ohne Trouble, ohne Hektik, ohne viel Tourismus. Wir blieben eine Weile und beobachteten einen traumhaft schönen Sonnenuntergang, bis die rote Kugel hinter dem Meer verschwand.

Nun hieß es aber, ab nach Agrigento. Wie wohl das nächste und letzte B&B auf unserer Reise sein wird? Es wurde schnell finster, in schon 45 Minuten. Die Unterkunft fanden wir diesmal schnell und einfach. Ohne enge Straßen, aber leider daher auch keine Weitsichten. Wir sind angekommen und freuten uns, auch damit wieder einen Glücksgriff gemacht zu haben. Der Hausherr sprach gutes und verständliches englisch, zeigte uns das schöne Zimmer und erklärte, wo es zum nur 700 Meter entfernten Strand und dessen Promenade entlang ging. Aber 22:00 Uhr wollen wir nicht mehr ins Restaurant, sonst wären wir wieder mit überfüllten Mägen ins Bett gegangen. Also liefen wir ein Stück durch die Straßen und fanden eine Panini-Bar. Paninis waren jetzt genau das richtige. Wir gaben unsere Bestellung ab, eine Verständigung mit Händen und Füßen. Aber mittlerweile haben wir’s gelernt: „Una Panina con Pomodoro e Formaggio“.

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