6. Tag - Wanderungen auf den Pico Ruivo und Caldeirao Verde

Heute wollten wir es noch einmal mit zwei Wanderungen im Zentralmassiv probieren, in der Hoffnung, nicht zu viele Wolken würden uns die Sicht nehmen.

Wir fuhren auf den Achada do Teixeira in 1592 Metern. Von dort beginnt ein Wanderweg auf Madeiras höchsten Berg, dem Pico Ruivo mit 1862 Metern. Die dicke Wolkendecke, die wir durchfuhren, hang noch zu tief, um uns vom Wandern abzuhalten.

Plötzlich lag ein riesiges Loch gefüllt mit Kieselsteinen auf dem Weg. Basti musste mich hindurchguiden, damit wir keinen Reifenschaden davon trugen. Wir fragten uns, wie viele Autos vor uns schon durch dieses Loch gefahren sind.

Am Parkplatz angekommen, war dieser noch wolkenfrei und es eröffnete sich ein strahlend blauer Himmel.

Gerade losgelaufen, schon stiegen die Wolken an und umhüllten die drei parkenden Autos. Glück gehabt! Wir konnten uns während der gesamten Tour reich von der Sonne bescheinen lassen :-) (Foto rechts).

Der Weg war einfach, aussichtsreich und zog sich entlang dem Bergrücken. Nach ca. einer Stunde erreichten wir auch schon die Berghütte des Pico Ruivo.

Weiter bergan ging es auf einem Treppenweg und wir erreichten nach ca. 10 Minuten die Gipfelsäule. Wow!! Was für ein Panorama! Trotz den Wolken. Das gesamte Massiv lag vor uns, die Täler blieben leider versteckt.

Wir machte ein kleines Picknick und mittlerweile ist es schon richtig warm geworden, auch auf dieser Höhe. Es gibt zwei Aussichtsplattformen, die ein Holzsteg miteinander verbindet. Vom unteren aus hatten wir eine schöne Sicht auf den Pico Grande und vom oberen auf den Pico do Arieiro.

Auf dem Rückweg zum Auto waren die Wolken schon ganz schön weit nach oben gestiegen und die Wanderer, die uns begegneten, mussten den ganzen Weg im Nelben laufen, während wir vor 1 1/2 Stunden herrlichen Sonnenschein hatten. Der frühe Vogel .... jaja, ich weiß schon, hihi.

Vier von fünf Rucksäcke bekam diese Wanderung von uns. Den fünften hätten wir vergeben, wenn die Wolken nicht wären.

Auf der gleichen Straße, die wir hier hinauf kamen, liegt ein weitere Wandereingang. Doch zuerst mussen wir wieder dieses riesige Schlagloch bewältigen.

Dort angekommen, war der Parkplatz Rancho Madeirense schon randvoll und wir ergatterten gerade noch die letzte halbe Lücke. Direkt neben dem Auto führte der einfache und breite Weg neben der Levada do Caldeirão zum Parque das Queimadas, dem wir folgten. Am Picknickplatz überquerten wir die Pflasterstraße, liefen vorbei an ein paar Häusern und einem Ententeich (Foto rechts). Dahinter wieß uns ein Wegweiser in die richtige Richtung. 6,5 Kilometer würden es noch sein bis zum grünen Kessel Caldeirão Verde, unserem Ziel.

Die ersten zwei Stunden allerdings verliefen ziemlich langweilig und wir dachten schon daran, wieder umzudrehen. Der Weg war lehmig und die Pfützen, die der nächtliche Regen hinterlassen hatte, verschmutzten unsere Hosen fast bis zu den Knien. Ein älteres Paar mit Sandalen gaben schon ziemlich zeitig auf, nachdem sie feststellte, dass ein Schlammweg einfach nichts für Sandalen ist. Komisch, wäre ich nie drauf gekommen....

Bald aber tat sich eine kleine Aussicht auf und wir blickten zur Nordküste. Wenig später stießen wir auf einen 50 Meter hohen Wasserfall (Foto links) und wir beschlossen, doch weiterzugehen. Vielleicht wird's ja noch besser.

Und wie gehofft, wurde es nun endlich interessant. Wir mussten einige schwindelerregende Stellen überwältigen, die nur mit Drahtzäunen gesichert waren.

Danach tauchte der erste Tunnel auf, der nur 20 Meter lang und nicht weiter spektakulär war. Doch das änderte sich bereits nach ein paar Minuten, denn vor uns lag ein weitere Tunnel, der mit 200 Metern Länge schon etwas unheimlich schien (Foto rechts). Er war nicht nur stockfinster, sondern bestand größtenteils aus Pfützen und Schlamm und war zudem so niedrig, dass wir sehr gebeugt gehen mussten. Und unsere Taschenlampe, naja, die kleine Funsel hat's gerade so getan, dass wir zumindest unsere Köpfe nicht an der Decke anstießen. Das Licht reichte keinen Meter, die Batterien waren schon ziemlich am Ende.

Wieder ans Tageslicht gekommen, vergaben wir der Wanderung drei Rücksäcke, weil der Tunnel so schön gruselig war, hihi.

Es folgte ein dritter Tunnel, ca. 100 Meter lang und mit einem Knick in der Mitte, so dass wir das andere Ende nicht sehen konnten. Er war noch ein Stückchen niedriger und enger als der vorherige, so dass wir schon einen halben Entengang hinlegten.

Nach einen vierten aber kurzen Tunnel eröffnete sich die grandiose Schlucht der Ribeira Grande.

Eine halbe Stunde später standen wir plötzlich im Caldeirão Verde, einem beeindruckenden Kessel mit senkrecht hochstehenden Wänden. Hier konnte ich tolle Fotos von den zahlreichen kleinen Wasserfällen schießen.

Ein einziges Wanderpärchen befand sich mit uns noch hier, die aber bereits den Rückweg antraten. Wir verweilten noch, machten wie immer ein Picknick und ich fotografierte eines meiner schönsten Bilder während des gesamten Urlaubs (Foto links).

Nach der ausgiebigen Rast mussten wir auch irgendwann wieder zurück, denn es ist schon 16:30 Uhr geworden und vor uns lagen vier Tunnels, 6,50 Kilometer und 2 1/2 Stunden Gehzeit.

Wir waren sozusagen die letzten Wanderer hier im Kessel und die Tunnels waren am Abend, als die Sonne hinter den Bergen verschwand, noch ein bisschen gruseliger und unheimlicher. Was waren wir froh, als wir alle vier hinter uns gebracht haben.

Schließlich vergaben wir den letzten halben Rucksack, also insgesamt dreieinhalb von fünf, denn die ersten vier Kilometer vom Parkplatz aus sind wirklich nicht sehr spektakulär und eindrucksvoll. Erst die Tunnels und der Kessel machten die Tour reizvoll und einzigartig.

Heute sind wir ingesamt 20 Kilometer gewandert und freuten uns wahnsinnig auf das Abendessen im Hotel.

Während der Fahrt entlang der dunklen Bergstraßen, wo uns kein Auto begegnete und der Nebel die Sicht erschwerte, machte es Basti irgendwie besonders viel Spaß, mir Gruselgeschichten über Außerirdische zu erzählen. Es war unheimlich und still, den Nebel ließen wir unter uns und da, wo wir täglich die Aussichten ins Tal genossen, fällt nun die Straße senkrecht hinab ins tiefe Schwarz. Ich hatte mich gerade eingegruselt und fing an, mir Bastis Geschichten bildlich vorzustellen als plötzlich ...wwwwwuuuuuuusssssscccccchhhhhhh ... ein Wasserfall von oben auf die Frontscheibe donnerte und uns zum Stillstand brachte. Wow!! Was war das?? Kleiner Schock, der sich gleich wieder legte, aber meine Knie waren eine Stunde später immer noch ganz weich und zittrig. Scheinbar hatte sich tagsüber so viel Regenwasser hier oben angesammelt, dass sich dieser Wasserfall bildete und voller Wucht auf die Straße stürzte.

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