4. Tag - Wanderungen in der Paul da Serra Hochebene

Die Paul de Serra Hochebene passt eigentlich gar nicht ins Landschaftsbild Madeiras. Sie erinnert auch nicht an eine schottische Hochmoorlandschaft, wie es im Reiseführer steht, sondern eher an eine Mondlandschaft, wenn die Windgeneratoren nicht wären.

Wir fanden das jedenfalls sehr einzigartig hier, die rote Erde mit diesen gelben robusten Pflanzen, Gräsern, Ginster und Farn.

Die Gebirgsplatte liegt in 1000 Metern Höhe und ca. 11 Kilometer von Calheta entfernt. Hier wollten wir heute unseren Tag verbringen und wandern gehen. Glücklicherweise strahlte gerade heute die Sonne, am Himmel zogen nur ein paar Wolken vorüber.

Vom Hotel aus konnten wir zum Parkplatz Rabaçal laufen, da er nur 2 bis 3 Kilometer entfernt war. Also Rucksack auf und los. Wir blickten auf die bewaldeten Berge der Ribeira da Janela (Foto rechts).

Zuerst wollten wir zu den 25 Quellen. Der Parkplatz am Ausgangspunkt war so gut wie leer und wir würden fast die einzigen hier sein.

Der romantische aber auch teilweise steile Weg durch Erikabüsche und Lorbeerwald gehört laut Wanderführer zu den schönsten Levadarouten der Insel.

Am Forsthaus Rabaçal zeigten Wanderschilder in die richtige Richtung. Wir folgten dem Schild und trafen auf die Levada do Risco, der wir kurz folgten. Bald ging es nach links zur Levada das 25 Fontes und nun konnten wir uns gar nicht mehr verlaufen. Einfach immer der Levada entlang, hinab in die tiefe Schlucht der Ribeira Grande.

Nach ein paar Kilometern wurde es kurz dunkel, denn wir liefen hinein in ein durch Baumheide geschlossenes Tunneldach (Foto links).

An dem Kaskadenkanal bogen wir rechts ab und nach wenigen Schritten haben wir unser Ziel erreicht. Tatsächlich, wir waren die Einzigen an den wunderschönen Quellen, die in einem Felsenkessel an der von Farnen begrünten Steilwand hinabrieseln (Foto rechts). Es fängt wieder einmal der frühe Vogel den Wurm und wir konnten uns ungestört dieser Naturschönheit erfreuen. Ich hatte außerdem genügend Zeit, ein paar schöne Fotos zu machen und konnte mich ungestört mit meiner Kamera etwas austoben :-)

Wir mussten den gleichen Weg zurück laufen und die steilen Wege wieder nach oben. Jetzt wurde es langsam voll, uns kamen ganze Wandergruppen entgegen, die per Bus bis zum Forsthaus anreisten. Was waren wir froh, so zeitig hier gewesen zu sein.

Aufgrund der sehenswerten Quellen, die Ruhe und Einsamkeit zu unserem Zeitpunkt, der Aussicht auf die umliegenden Berghänge und dem guten Wetter bekam diese Wanderung unsere ganz persönlichen vier von fünf Rucksäcke :-)

An einer Gabelung wiesen uns die Wegweise nach links zum Risco-Wasserfall. Wir folgten dem bequemen und breiten Wanderweg in einen halbkreisförmigen Kessel hinein und standen wenig später auch schon davor (Foto links).

Aber ehrlich gesagt, hätte ich mir diesen Wasserfall spektakulärer vorgestellt. Er ist zwar 200 Meter hoch, führte aber wenig Wasser und kam wohl deswegen nicht richtig zur Geltung. Oder wir haben einfach viel größere Wasserfälle aus Kanada in Erinnerung. Diese Wanderung bekam nur drei von fünf Rucksäcke.

Wir wanderten zurück zum Forsthaus Rabaçal und die steile Straße wieder nach oben. Mittlerweile ist es schon 13:30 Uhr geworden und so langsam hingen uns auch die Mägen zum Fußboden. Bis zum Hotel sind es noch ca. 5 Kilometer und die Sonne brasselte ganz schön herunter. Im Wald haben wir das nicht gemerkt, aber jetzt auf der Straße dafür umso mehr.

Am Hotel angekommen, stärkten wir uns erst einmal mit Sandwiches und guckten uns währenddessen die dritte Wanderung für heute hier in der Hochebene aus. Zu Hause hatte ich mir bereits die schönsten angestrichen, so auch von Bica da Cana zum Pináculo. Diesmal fuhren wir aber mit dem Auto zum Parkplatz, da dieser ca. 5 Kilometer weg liegt. Wir nahmen uns noch ein Eis mit und düsten los.

Das Auto mussten wir am Straßenrand parken, genau wie die anderen. Wir wanderten zuerst zur Berghütte Casa de Abrigo und wieder zurück, weil die Wegbeschreibung nicht übereinstimmte und übersahen dabei den beschriebenen Grasweg.

Stattdessen stiefelten wir einen falschen Grasweg hinein, durch Nadelwald auf eine lichte und ausgetrocknete Wiese und plötzlich standen wir vor einem steilen Abhang und es ging ein paar hundert Meter in die Tiefe. Ups! Dafür tat sich vor uns das ganze gigantische Zentralmassiv der Insel auf, verschönert durch die tief hängenden Wolken. Rechts davon steht unser Ziel dieser Wanderung, der Pináculo, eine Miniaturausgabe des brasilianischen Zuckerhuts (Foto rechts). So schön hatten wir die Berge während des ganzen Urlaubs nicht wieder gesehen. Also war das Verlaufen nicht ganz umsonst :-)

Wir warfen noch einmal einen Blick in den Wanderführer, liefen zurück zum Parkplatz und entdeckten dann den richtigen Grasweg ein paar Meter unterhalb. Auch hier waren wir alleine, die Wanderer aus den anderen Autos waren entweder nur an der Aussichtskanzel am Ende der Rundwanderung oder schon viel weiter vorne.

Wir wanderten durch dichten Heidebusch und vorbei an verwachsenen Farnen. Bald fiel der Hang links von uns steil hinab, sicherlich auch ein paar hundert Meter. Teilweise war der Abhang gesichert, aber teilweise auch nicht (Foto links). Immer wieder hatten wir herrliche Ausblicke zum Pináculo und ins Zentralmassiv.

Bald erreichten wir Levada da Serra und mit ihr einige Wasserfälle, die die steilen Wände herunterkamen.

Das spektakulärste Wegstück lag nun vor uns und ich musste die Kamera in Sicherheit bringen. Wir umliefen eine halbkreisförmige Basaltwand. Auch gerade hier stürzen mehrere Wasserfälle in die Levada neben uns und wir bekamen ein paar schöne Duschen ab (Foto rechts).

Nun war der Pináculo nicht mehr weit. An der kleinen Lichtung vor dem Zuckerhut machten wir eine Picknick-Pause und liefen anschließend den Weg noch ein Stück weiter. Wir wussten nicht, wohin er führt, waren aber schnell unterwegs, da sich der Berg immer weiter von uns entfernte. Irgendwann verirrte sich der Wanderweg in Gestrüpp. Also gingen wir zurück zum Picknickplatz und von dort aus zurück zu den Wasserfällen. Und weil es so schön war, wurden wir gleich wieder nass.

Nach einigen Minuten stiegen wir links über die Levada und bogen in einen kleinen unscheinbaren Pfad ein, der uns ziemlich steil hinauf auf einen breiten Sattel führte.

Von hier oben hatten wir wieder eine geniale Aussicht auf die Hochebene sowie auf das Zentralmassiv. Wir wanderten über diese rote steppenartige und beeindruckende Landschaft (Foto links). Die einzigen Bäume, die hier stehen, sind die zwei Erikabäume, auf die wir gerade zuliefen. Wir erreichten somit den Gipfel der Bica da Cana, den trigonometrischen Messpunkt sowie die Aussichtskanzel. Der Blick über die gesamte Insel war beeindruckend. Zu jeder Seite sahen wir das Meer und wir genossen diese Abendstimmung sehr. Die Sonne stand schon tief.

Während der gesamten Wanderung von drei Stunden kam uns nicht ein einziger Wanderer entgegen. Wieder konnten wir ganz alleine die Natur, die Wälder und die fantastische Aussicht genießen. Es war still hier, und einsam. Diese einmalige Wanderung bekam deshalb von uns fünf von fünf Rucksäcke :-)

Gegen 19:00 Uhr waren wir zurück im Hotel und nach diesen insgesamt 22 Kilometern auch ganz schön k.o.

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