Namibia
Rundreise durch das Sonnenland
3. September 2008 - 22. September 2008



16. Tag - Keetmanshoop, Köcherbaumwald

Heute wollten wir so gerne noch eine Wanderung am Canyon unternehmen, aber bis auf diese Vier-Tages-Wanderung gibt es keine Möglichkeiten. Tagestouren am Canyon sind verboten. Na gut. Nach einem kalten Morgen und täglichem Händeaufwärmen am heißen Kaffeebecher ging unsere Fahrt weiter mit Ziel Keetmanshoop.

Unterwegs machten wir einen Abstecher zum Naute Recreation Resort. Scheinbar verirren sich nur wenige Leute hierher, denn wir waren weit und breit die einzigen hier. Wir fuhren soweit wir durften, offroad über's Gelände, bis hin zum Nautedam und einem kleinen See. Wir hielten an und gingen ein wenig spazieren. Die vollgestopften Mülleimer hier verrieten wohl doch einige Besucher vor uns.

Wir liefen durch hohes Schilf den See entlang, ließen das Auto weit hinter uns, als ich die tierischen Fußspuren entdeckte. Wieder zurück zum Auto fuhren wir die D-Pisten entlang des Resorts und schließlich hinauf auf einen Hügel, den wir nur mit Anlauf und im ersten Gang bewältigen konnten. Der Motor heulte und wegen der vielen Steine befürchteten wir, uns einen zweiten Platten einzufahren. Von oben hatten wir zwar eine tolle Aussicht auf den Nautedam, aber auch ein tolles erhöhtes Adrenalin.

Wir nahmen die D545, die uns zurück auf die B4 führen sollte. Doch unterwegs versperrte plötzlich ein Flussbett unseren Weg. Ups, wie tief das wohl sein wird? Wir fuhren langsam hindurch, ich öffnete die Fahrertür um zu sehen, wie tief wir mit den Reifen bereits im Wasser standen. Naja, nicht sehr tief, wir fuhren lansam weiter und schon war die Stelle "überwunden". Ich fand das aber so toll, dass ich Basti aussteigen ließ, zurückfuhr, umdrehte und mit Vollgas durch das Wasserbett düste, das Wasser links und rechts von mir hoch spritzte ich irre Spaß dabei hatte, hihi (Foto rechts).

Nach Keetmanshoop war es nun nicht mehr weit. Wir parkten unser jetzt noch schmutzigeres Auto gegenüber der Polizeistation, da unser gesamtes Gepäck mit Wertsachen ja offensichtlich auf dem Rücksitz lagerte. Wir wollten einen kleinen Spaziergang durch die Stadt machen, von dem wir allerdings nach einer Stunde zurückkehrten. Denn bis auf das Museum (Foto links), zwei Kirchen und dem Central Park gibt's hier nichts zu sehen. Dieses Museum über die Gründungsgeschichte der Stadt und den Nama-Stämmen der Region hatte um diese Uhrzeit leider geschlossen.

In einem Supermarkt an der Ecke deckten wir uns nochmals mit Kekse, Schokolade, Milch und mit 250 Gramm Boerwors ein, einer 1,50 Meter langen Bratwurst, die wir uns am Abend auf dem Grill legen wollten.

Kaum aus dem Supermarkt heraus, bettelten uns die Einheimischen an. Wir liefen zwischen einer Gruppe Jugendlicher durch, die am Straßenrand stand und winzige rythmische Bewegungen zu lauter Popmusik machten, die aus dem Kassettenrecorder an der gegenüberliegenden Hauswand kam. Wir kamen uns irgendwie fremd und als die einzigen Weißen etwas Fehl am Platz vor. Von allen Seiten nachgeschaut liefen wir zurück zum Auto, luden alles ein und schlenderten nochmals die Straße nach oben.

Danach nahmen wir die C17 und kamen einige Kilometer später am Quivertree Restcamp an, einem Campground direkt beim Gelände des Nationalen Monuments Köcherbaumwald. Seinen Namen hat der endemische Baum, der eigentlich keiner ist, daher, da die San ihre Pfeilköcher aus seinen Ästen gefertigt haben sollen. Er benötigt nur sehr wenig Wasser, überlebt mehrere aufeinanderfolgende Dürreperioden, wächst am liebsten in trockenen Felslandschaften wie diese hier und wird bis zu 300 Jahre alt. Wir stiefelten durch den "Wald" und besichtigten die seltenen Pflanzen mit ihrer rissigen Rinde ausgiebig (Foto rechts).

Wenige Kilometer weiter befindet sich Giant's Playground, ein Irrgarten aus Felsbrocken, die wie hingesetzt aussehen. Tatsächlich hat sich das erodierte Granit auf natürliche Weise geformt. Sie ragen wie Säulen in die Höhe und wir kletterten auf ihnen herum, wie auf einem großer Spielplatz. Es geht nur ein Weg wieder hinaus, immer den Pfeilen folgen.

Nach fast einer Stunde Amüsieren auf dem Spielplatz der Riesen fuhren wir die Straße noch weitere 20 Kilometer, bis wir den Mesosaurus Park erreichten. Hier gibt es einen zweiten, viel größeren Köcherbaumwald.

Wir fuhren zum Restcamp und wurden von seinem Besitzer empfangen. Er fragte, ob er uns eine Tour zu den Versteinerungen anbieten darf. Wir willigten ein, waren doch etwas neugierig, was das zu bedeuten hat und folgten mit dem Auto dem älteren Herren, der vornewegfuhr. Es ging einige Kilometer bergauf und plötzlich hielt er an. Wir stiegen aus und er fing an zu erzählen.

Der Sohn des Farmbesitzers entdeckte eines Tages auf seinem Grundstück Verteinerungen von 280 bis 320 Millionen Jahre alte Reptilien. Sie waren nur ca. 35 cm lang und die Versteinerungen wurden zufällig gefunden, als der Farmersjunge zwei Steine aufklappte und darin die Umrisse eines Mesosaurus fand (Foto links).

Einige der Steine liegen heute auf dem Grundstück des Farmers, der uns von einem Stein zum nächsten brachte. Das sah wahnsinnig beeindruckend aus.

Wir fuhren weiter zu dem Köcherbäumen, auch hier gibt es Felsbrocken wie in Giant's Playground, nur dass man auf diesen hier sogar noch Musik spielen kann. Der Farmer zeigte es uns, und wir machten es nach. Das klangt lustig, jeder Stein gab einen anderen Ton von sich, als wir mit einem anderen Stein draufschlugen.

Danach meinte der Farmer, wir dürfen uns noch ruhige alleine hier umsehen, er fährt schon mal wieder zurück auf seine Ranch. Auf unsere Frage hin, ob nicht Touristen versuchen, einfach einen Stein mitgehen zu lassen, meinte er ganz lässig, dass er dafür sein Gewähr habe und auch von ganz weit weg sehr gut zielen könne... Naaaja.

Er fuhr davon und wir blieben noch eine Weile im Köcherbaumwald. Ich fühlte mich irgendwie beobachtet nach diesem Kommentar.

Auf dem Rückweg dachten wir mal wieder, wir hätten uns verfahren. Der Weg zur Straße war plötzlich viel länger geworden. Keine Ahnung, wir kamen jedenfalls dort heraus, wo wir hineingefahren sind und fuhren nochmals zur Ranch um unseren Ausflug zu bezahlen. Der Farmer zeigte uns noch Fossilien, die er als Ausstellungsstücke in seiner Ranch hergerichtet hat. Die waren natürlich noch viel besser erhalten. Sein schönstes Stück hat er an ein Museum verkauft.

Den Besuch im Mesosaurus Park können wir auf jeden Fall weiterempfehlen. Leider, so meinte der Farmer, kommen nicht sehr viele Gäste, da die meisten Touristen schon 20 Kilometer weiter vorne an beim Giant's Playground wieder umdrehen. Und folgt man der Pad hinter dem Mesosaurus Park weiter geradeaus, kommt man nach ca. 200 Kilometern nach Südafrika. Dazwischen ist nichts.

Hier geht's zur Webseite des Mesosaurus Parks.

Nach diesem beeindruckenden Erlebnis fuhren wir zurück ins Quivertree Restcamp. Dort angekommen, suchten wir uns ein ruhiges Plätzchen, legten unser Lagerfeuer, dass dann fröhlich vor sich hinbrannte, während wir in den Köcherbaumwald gingen um dort einen romantischen Sonnenuntergang zu beobachten (Foto links).

Jetzt gaben sie erst recht ein dekoratives Fotomotiv ab und im Licht der untergehenden Sonne leuchteten die Rinden fast schon golden.

Sofort wurde es dunkel und zurück am Camp ist unser Lagerfeuer bereits zur perfekten Glut geworden und die konnten die Boerwors geschickt auf das Rost befördern. Das Wenden dieser 1,50 Meter langen Wurst war dann nicht mehr so einfach. Aber sie schmeckte sehr lecker, dazu gab es passende Chilisauce.

Wir speißten nun die vorletzte Nacht unter dem gigantischen Sternenhimmel auf namibianischen Boden und als wir fertig waren, blickten wir fast eine Stunde lang hinauf, erkannten den weißen Streifen der Milchstraße, ein paar Planeten unseres Sonnensystems (haben wir ja während der Reise gelernt) und auch endlich das Kreuz des Südens. Nie zuvor hätte ich gedacht, dass ich wirklich einmal die Faszination Afrikas kennenlernen und die Sterne der Südhalbkugel bewundern darf. Einfach ein tolles Gefühl, hier zu sein :-)

Die Grillen zirpten, wir saßen noch eine Weile, die Glut ist längst erloschen, der Abend einfach nur perfekt.

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Fotoalbum Keetmanshoop, Köcherbaumwald