Namibia
Rundreise durch das Sonnenland
3. September 2008 - 22. September 2008



15. Tag - Fahrt zum Fish River Canyon

Um 6:00 Uhr klingelte heute schon das Handy, denn wenn wir uns schon für die lange Fahrt zum Fish River Canyon entschieden haben, wollten wir auch zeitig losfahren.

Wir machten uns an diesem eiskalten Morgen ein schnelles Frühstück und beschlossen, doch die C13 über Rosh Pinah zu fahren anstatt die B4 über Seeheim. Laut Reiseführer soll die Straße entlang des Oranje zu den schönsten Namibias gehören, wie ja auch gestern die nette Dame in der Touristeninfo erwähnte. Und das wollten wir dann doch uns nicht entgehen lassen.

Gegen 8:00 Uhr saßen wir im Auto und düsten davon.

Die C13 bis Rosh Pinar ist eine Teerstraße, auf der wir während der Fahrt 1000 Höhenmeter hinabfuhren, hinter uns ließen wir die Bergkette, die Aus vorgelagert ist. Wir unterhielten uns die insgesamt zwei Stunden lange Fahrt sehr amüsant über unsere alten Schulzeiten :-)

In der kleinen Bergarbeiterstadt angekommen, tankten wir unser Auto ein letztes Mal (oder doch nicht?) voll und es ging weiter nach links. Wir blieben auf der C13. Hier passierten wir eine Schranke sowie eine Brücke, dessen geöffnete Zufahrt wir gestern in der Touristeninfo bestätigen ließen. Denn nach schweren Regenfällen kann diese gesperrt sein.

Die Straße windete sich zwischen den Felsen und entlang des Flusses. Die Gegend ist sehr fruchtbar am Fluss, haben wir doch seit zwei Wochen keinen Fluss oder See oder grüne Wiesen mehr gesehen. Ringsherum ein grüner Farbenflash (Foto rechts) und gegenüber liegt Südafrika. Wunderschön!

Nach den ersten 20 Kilometern wurde die Strecke aber langweiliger. Wir fuhren fast eine Stunde lang nur um die vielen Steinhügel herum, die wie Geröllberge aussehen, als hätten man sie künstlich aufgeschüttet. Vom Oranje und dem Grün keine Spur mehr.

Innerhalb dieser Stunde tauchte er nur zweimal kurz auf und schon verdeckten die Geröllberge wieder die Sicht. Entsprechend lang schien uns auch die Fahrt. Kurz vor der Abzweigung nach Ai-Ais auf die D207 hatten wir zum Glück nochmals eine herrliche Aussicht über den Fluss und die Berge.

Die nächsten 50 Kilometer nach Ai-Ais Hot Springs waren nichts besonderes und da das sehenswerte Restcamp derzeit renouviert wurde, ließen wir es an uns vorbeiziehen, obwohl sich ein Abstecher laut Reiseführer durchaus lohnen würde.

Noch 70 Kilometer bis zum Canyon, wir waren gespannt. Die Fahrt zieht sich.

Endlich! Wir sind da. Der Haupt-Aussichtspunkt liegt genau vor uns. Kamera in die Hand und los ging's.

Das Panorama habe ich mir genauso vorgestellt (Foto links). Ein riesiges Tal öffnete sich vor uns, von der Hochebene hineinblickend. Der Fish River führt nur wenig Wasser und mit dem Fernglas erkannten wir Fußspuren und Teile des 85 Kilometer langen Wanderweges. Wer diese viertägige Wanderung machen möchte, muss sich vorher anmelden und eine ärztliche Unbedenklichkeitsbescheinigung vorlegen. Wir sahen keine Wanderer, die Saison war vorbei.

Dennoch hafteten unsere Blicke in der Schlucht und fanden immer wieder etwas neues. Hier merkwürdige Felsformationen, dort verschiedene Gesteinsschichten, zu erkennen an den verschiedenen Farben und überall dunkles Magma. Wir konnten unsere Blicke so schnell nicht wieder lösen.

Wir trafen auf ein Pärchen, die meinten, dieser Canyon sei gar nichts im Gegensatz zum Grand Canyon, aber da wir weder den noch einen anderen derartigen Canyon jemals gesehen haben, waren von diesem hier schon sehr beeindruckt.

Wir fuhren noch zu zwei weiteren Aussichtspunkten und am dritten, nur zur erreichen über eine längere Piste voller riesiger Steine, war schließlich irgendetwas seltsam. Wir guckten genauer hin und sahen an einem Kaktus ein Fahrrad lehnen, abgespeert und mit einer Straßenkarte im Lenker. Wir gingen den kleinen Pfad weiter und an der Klippe lagen herrenlos eine Zigarettenpackung sowie ein Feuerzeug. Was hat das denn zu bedeuten? Mein erster Gedanke war natürlich, dass hier jemand übermütig geworden ist. Die Klippen sind nicht nur sehr steil, sondern auch verdammt hoch und ehe man sich versieht, stürzt man da schnell hinunter, so ganze ohne Absperrung. Wir beschlossen bei der Rückfahrt im Camp unseren Fund zu melden.

Die Aussicht genossen wir trotzdem und fuhren noch einmal zurück in die andere Richtung zu einem fünften Aussichtspunkt, wo sich auch der Wegeinstieg der Wanderung befindet.

Die Faszination des Canyons ließ uns doch glatt die Zeit vergessen. Soetwas haben wir schließlich noch nie zuvor zu Gesicht bekommen und die lange Fahrt hat sich doch gelohnt.

Sicherlich hätten wir auch über Seeheim hierher fahren können, das würden wir wohl anders machen, wenn wir die Reise noch einmal planen und durchführen würden.

Wir verweilten hier den ganzen Nachmittag und später kam uns auch das Fahrrad samt Besatzung entgegengefahren.

Zurück am Campground beschlossen wir heute mal nicht draußen Abend zuessen, sondern ins Cañon Roadhouse zu gehen. Außerdem reichten unsere Vorrate nur noch für zwei Abende.

Ich machte mich noch hübsch und verschwand nichtsahnend in eine der Duschhäuser. Die waren ja eigentlich ganz sauber, auch das Wasser war ausnahmsweise mal richtig heiß. Als ich hinaus aus der kleinen Duschkabine in den noch kleineren "Vorraum" treten wollte, krabbelte plötzlich von links eine Mischung aus Spinne, Käfer und Kakalake hervor. Richtig schön groß und richtig ekelig (Foto rechts). Jawohl, das ist was für mich! Und ich wäre auch fast noch draufgetreten. Beim Abtrocknen behielt ich dieses Etwas ganz genau im Auge. Es krabbelte am Boden entlang, kam die Wand nicht hoch, krabbelte in Richtung meine Füße und ich nichts wie raus aus diesem Duschhaus... Natürlich bekleidet :-)

Ich erzählte Basti von meinem "Erlebnis" und musste dann doch nochmal zurück, um ein Foto davon zu machen, so als Andenken.

Es ist Abend geworden, wir nahmen Platz im Canyon Roadhouse und studierten die Speisekarte, die ausschließlich aus afrikanischen Spezialitäten bestand. Wir bestellten geschmorte Tomaten mit Feta, Springbock- und Oryx-Spieße sowie Couscous mit Gemüse und Amarula Cheesecake. Amarula ist ein Wildfrucht-Creme-Likör aus Südafrika. Dazu gab es Apeltizer und Savanna Dry. Bezahlt haben wir umgerechnet nur ca. 24,00 € und wir waren pappsatt. Nicht, dass wir sonst nicht satt werden, ganz im Gegenteil. Aber so ein Menü war auf dieser Reise gerade mal etwas Besonderes.

Jetzt mussten wir nur noch unser Auto wiederfinden. Stockfinster, kein Mond in Sicht, keine Taschenlampen dabei aber dafür herrlich leuchtende Sterne. Irgendwie mussten wir den Weg finden. Das war gar nicht so einfach. Unheimlich fand ich es im Dunklen dagegen schon längst nicht mehr.

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Fotoalbum Fish River Canyon