2. Tag

Die ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages lassen in mir Freude erwecken, als ich den wunderschönen Sonnenaufgang vom Balkon aus beobachte.

Das Frühstück ist echte Klasse! Es wundert uns nichts mehr nach dem gestrigen Abendbüfett. Wir essen reichhaltig und beschließen, uns das Leihauto nicht im Büro neben dem Hotel zu mieten, wie zuerst gedacht, sondern in Santa Cruz, in der Hoffnung, das Auto dort günstiger zu bekommen.

Bevor wir uns auf den Weg machen, schreibe ich noch schnell die Postkarten an die lieben Verwandten und Freunde, die wir mit in die Hauptstadt nehmen und im Hauptpostamt abgeben. Hier landen sie nämlich gleich in der gelben Kiste und kommen hoffentlich noch vor uns zu Hause an.

Im Touristenbüro in Santa Cruz finden wir diverse Flyer, unter anderem von einer Autovermietungsfirma gleich um die Ecke. Dort dauert es auch gar nicht lange und wir können mit einem Citroen Saxo davondüsen. Wir freuen uns, dass wir nun weniger für das Auto gezahlt haben, während es im Büro des Hotels um ein paar Euro teurer ist, aber ohne Vollkaskoschutz! In den nächsten 6 Tage sind wir also mobil und wollen so viel wie möglich von der Insel sehen.

Achtung bei Leihautos: Die Autovermietungen bei den Hotels bieten die Autos ohne Vollkaskoversicherung an. Man muß sich den Flyer genau durchlesen, unten steht dann, dass der Preis zwar freie Kilometer beinhaltet, aber keine Kasko. Außerdem stellen wir nach vier Tagen fest, dass wir gar keinen Ersatzreifen im Kofferraum, geschweige denn entsprechendes Werkzeug und Warndreiecke, haben. Deshalb immer zuerst prüfen, ob alles vorhanden ist, denn falls wirklich das Auto liegen bleiben sollte, steht man wirklich hilflos da.

Nun aber kann die geplante Tour durch La Palmas Süden losgehen ... wenn wir doch nur den Weg finden würden. Nach einer Stunde suchen, zweifel ich an unserer Straßenkarte. Diese Gegend hier kenne ich doch schon ... ja, weil wir vorher erst hier waren. Die letzte Hoffnung stecke ich nun in eine kleine Seitenstraße im winzigen Ort Las Ledas, südlich von Breña Alta, ohne Hinweisschild, wohin sie überhaupt führt. Endlich richtig, geht es auch gleich in Serpentinen bergauf in Richtung Refugio El Pilar.

Nach einigen überwundenen Höhenmetern halten wir rechts an einem herrlichen Aussichtspunkt an (siehe Foto rechts). Die Mühe und Suche hat sich also gelohnt und die Sicht bei dem wolkenlosen Himmel reicht bis zu den Nachbarinseln Teneriffa und La Gomera.

Mich überkommt plötzlich der Gedanke zu wissen, wie dieser Fleck Erde geografisch überhaupt aussieht. Dass diese ganzen Inseln das Archipel der Kanaren bilden, jenseits von Afrika.

Auf dem weiteren Weg durch die Cumbre Nueva beeindrucken uns die Landschaftsabstriche. Am Refugio El Pilar angekommen, wo es einen großen Grillplatz gibt und man sehr gut unter Pinien picknicken kann, stellen wir etwas oberhalb das Auto ab und gehen durch die Pinienwälder spazieren. Wir genießen den Duft der Wälder. Das haben wir damals schon auf Gran Canaria erlebt.

Der weitere Weg durch den Parque Natural de Cumbre Vieja gefällt uns gut und wir lassen uns viel Zeit, bleiben des öftern stehen zum Fotografieren (siehe Foto links).

Im kleinen Örtchen Icona, gleich hinter dem Centro de Visitantes, zweigt eine Straße nach rechts ab zur La Cumbrecita. Wir können bis zum Parkplatz am Mirador de los Roques fahren, weiter geht's nur zu Fuß. Also stellen wir das Auto ab und machen uns auf den Weg zum zweiten Aussichtspunkt hier oben, zum Mirador de las Chozas. Leider müssen wir feststellen, dass der direkte Wanderweg dorthin wegen Erdrutsch gesperrt ist. So wandern wir die große Runde, die zurück zum Parkplatz führt, durch Pinienwälder, entlang kleinen Pfaden mit rechts abfallenden Hängen und immer wieder fällt der Blick auf das Bergmassiv des La Cumbrecita (siehe Foto rechts). Wir sind beeindruckt, bleiben oft stehen. Die Bäume spenden Schatten, denn es ist wieder sehr warm heute, geschätzte 28°C und keine einzige Wolke am Himmel. Nach ca. 4 Kilometern, entspricht etwa eine Stunde wandern, kommen wir auf der anderen Seite des Parkplatzes wieder heraus.

Die Fahrt geht weiter durch El Paso nach Los Llanos, als uns nun doch der Hunger überkommt. Wir müssen gar nicht lange Ausschau halten, finden schnell eine kleine Snackbar. Wir sind hier irgendwie die einzigen Touristen zwischen den Einheimischen. Es verirren sich wohl nicht so viele Leute in diese Bar. Wir bestellen uns, auf spanisch versteht sich, ein tortilla española (Kartoffelomelett), dazu ein Donut. Gestärkt kann's weitergehen.

In Los Llanos ist diesmal alles gut ausgeschildert, so dass wir schnell den Weg in Richtung La Laguna, Todoque, Las Manchas und Jedey finden, vorbei am Volcán San Juan.

Bei seinem letzten Ausbruch 1949 wurde die ganze Gegend mit Lava überschwemmt. In dem Zeitraum, den die Lava zum Erkalten brauchte, haben sich skurrile Formen herausgebildet, die ehemals flüssige Gesteinsmasse hat sich zu regelrechten Zöpfen verflochten. Das beeindruckt uns sehr, genau wie die getrocknete Gesteinsmasse, die wie eine Lavine am Berg klebt (siehe Foto links). Das sind also die Überreste eines Vulkanausbruchs, dessen Lava-Lawine deutlich zu erkennen ist. Unterhalb der Lawine, also an der Straße, erschließen sich zu beiden Seiten immer wieder

Ausblicke auf die geflochtene Lava. Wir bleiben natürlich stehen um die Lava einmal zu betreten. Sie klingt, als wäre sie hohl und die Steine sind sehr leicht.

Die folgende Strecke Richtung Süden ist einsam und kurvenreich, es bietet sich ein phantastischer Blick über den endlos scheinenden Altantik, bis hin zu der Insel El Hierro. In Fuencaliente kommen wir nach ca. 20 Minuten an und nehmen die Seitenstraße zum Volcán de San Antonio. Auf dessen Parkplatz werden wir gleich abgefangen und es werden 3,50 Euro pro Person abgeknöpft für die Besichtigung des Vulkankraters.

Doch zuvor bietet uns der Herr an, sich doch den 15-minütigen Film (in deutscher Sprache) über die Geschichte des San Antonio sowie La Palma anzusehen. Also nahmen wir in einem kleinen Kino Platz. Vom Film ansich sind wir begeistert und erfahren Neues über die Vulkane der Insel. Das ist das Geld dann schon wert!

Anschließend steigen wir hinauf auf den Kraterrand und blicken in die Tiefe des Berges. Mich beeindruckt einfach der Gedanke, auf einem Vulkan zu stehen, dessen letzter Ausbruch ins Jahr 1677 zurückreicht.

Am Aussichtspunkt genießen wir die Ruhe, denn es waren nur eine Hand voll andere Besucher da, Nebensaison eben. Auf dem Foto rechts ist der zweite Vulkan, der Teneguia, zu sehen und im Hintergrund auf dem Meer die Insel El Hierro. Der letzte Ausbruck des Teneguia ist noch jung, denn der war erst 1971. Die Lavaströme dieses Vulkans haben sich bis an den Ozean geschoben und die Insel dadurch sogar vergrößert.

Zurück am Auto fuhren wir wieder nach Fuencaliente, wo wir auch gleich nach rechts abbiegen zu den zwei Leuchttürmen. Aber mehr auf gut Glück, als gewußt, denn das war wieder einmal nicht ausgeschildert. Im Tal an den Leuchttürmen weht ein heftiger Wind und die ersten Wolken ziehen über den Atlantik an die Küste. Deshalb halten wir uns nicht lange auf und nehmen den selben Weg zurück in die Stadt. Dabei gefallen mir die leuchtend grünen und gelben kleinen Büsche auf den schwarzen Lavaströmen. Ein herrlicher Kontrast!

Es ist bereits Abend geworden und wir fahren die Ostküste Richtung Norden, währenddessen sich wieder schöne Aussichten auf das Meer ergeben. Die Wolkendecke liegt nun schon flach über dem Wasser, im Hintergrund sehen wir Teneriffa und La Gomera. Die Wolken haben sich an den Bergen verhangen und hüllen die Dörfer ein. Noch wenige Kilometer und wir erreichen gegen 20:00 Uhr unser Hotel.

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