Good Morning Vietnam
Rundreise durch das nördliche Bergland
29. Oktober 2009 - 15. November 2009




7. Tag - Trekking in Sa Pa

Good Morning Vietnam! Die wundervolle Kulisse des nördlichen Berglandes begrüßte uns, als wir vor die Tür unseres Zimmers traten. Herrlich! Die Sonne schien, kein Wölkchen am Himmel, so soll es sein.

Der Blick fiel von den Bergen hinunter in die auf 1600 Meter hoch gelegene Stadt und auf die Frühstücksterrasse, die wir als nächstes ansteuerten. Wir aßen das Gewöhnliche und machten uns 9:00 Uhr fertig für unsere heutige Wanderung.

Pünktlich 9:30 Uhr erschienen wir im Travelbüro nebenan, der Guide war bereits da, stellte sich mit Kim vor und schon durften wir in den Minivan steigen, der uns zum Ausgangspunkt der Tour brachte. Unterwegs stiegen noch zwei Israelis zu, so waren wir nur zu viert, was eigentlich schon sehr privat ist, wir aber trotzdem nur den Gruppenpreis zahlten. Hach toll :-)

Die Fahrt in die Nähe des Dorfes Lao Chai dauerte nur ein paar Minuten. Während der Tour sollten wird durch verschiedene Dörfer der Schwarzen Hmong und Roten Dao wandern, zwei der 54 ethnischen Minderheiten.

Sobald der Bus anhielt, standen bereits die ersten Dao-Frauen mit ihren Waren bereit. Wir wussten nicht, dass sie uns begleiten würden, um etwas zu verkaufen. Entsprechend überraschte mich das und es schien von den Touranbietern so gewollt zu sein. Und dass sie so gut englisch sprechen, hätte ich nie gedacht.

Beim Austausch netter Sätze, wie wir heißen, wie sie heißen, wie alt wir sind, wie alt sie sind, wo wir herkommen, ob wir Geschwister haben, viele Kinder sie haben, ob wir verheiratet sind usw. begleiteten sie uns in Scharen, was uns aber keinesfalls unangenehm war, sondern wir dabei vielmehr die Chance bekamen, endlich die kulturelle Grenze zu überwinden.

Sie blieben immer dann stehen, wenn ich Fotos machte oder mir die Schuhe zuband. Sie liefen niemals vor uns, immer an der Seite oder hinter uns. Sie waren nett und leise, wenn sie sprachen, mussten wir genau hinhören. Irgendwann begannen sie trotzdem, ihre Waren feilzubieten und wir begannen, mit ihnen zu handeln und das Handeln auch zu üben. Aufdringlich fanden wir das nicht, weil sie nie laut wurden, immer leise und bedacht. Laute Diskussionen werden äußerst ungern gehört und sind unüblich.

Von den Dao leben etwa nur 470.000 ausschließlich hier in der nördlichen Grenzregion Vietnams und kommen ursprünglich aus dem ca. 40 Kilometer entfernten China. Zu erkennen sind die Dao-Frauen an ihrem großen roten Turban, die die rasierte Stirn, als Zeichen einer verheirateten Frau, verdeckt und ihre Kleidung ist mir fünffarbigen Stickereien versehen (Foto rechts). Vor dem Fotografieren haben wir natürlich gefragt.

Ich mochte sie. Sie waren teilweise noch recht jung, 26 Jahre, erzählte mir eine. Wir kauften von ihr zwei kleine Taschen. Die Preise sind für uns wahnsinnig gering, aber für sie ein kleines Vermögen.

Nach ca. zwei Kilometern erreichten wir ihr Dorf, Lao Chai. Dieses liegt im langgestreckten Muong Hoa-Tal, eines der landschaftlich reizvollsten Gegenden um Sa Pa (Foto links).

Der Weg führte uns weiter über die endlosen Reisterrassen und mehrmals mussen wir den Ta Van-Fluss überqueren. Von der Landschaft bekam ich nicht genug und machte unmengen Fotos. Auch die Dao-Frauen ließen sich immer wieder gerne fotografieren.

Unterwegs legten wir eine Rast ein und Kim ließ uns für längere Zeit mit den zwei Israelis allein. Wir kamen ins Gespräch und unterhielten uns nett. Die Dao-Frauen immer an unserer Seite. Sie saßen abseits unseres Tisches und als der Israeli sein Geld zückte, waren sie sofort zur Stelle. Eine ältere Frau kam zu uns, wir mussten lachen, bekamen sie nicht wieder los, bis wir ihr noch ein kleines Täschchen für wenig Geld abnahmen.

In der Zwischenzeit wurde uns grüner Tee gereicht, der sehr bitter schmeckte, aber so muss er sein. Daraufhin folgte ein leckeres Mittagessen, bestehend aus einer Suppe mit frischem Gemüse, Nudeln und Ei, dazu gab es Obst. Äußerst lecker. Das Essen teilten wir uns mit den Dao-Frauen, die dankend annahmen, auch das Obst wurde auf alle verteilt. Danach verabschiedeten sie sich herzlich und zogen davon.

Wir schritten unseres Weges weiter, bergauf über Reisterrassen zum zweiten Dorf Giang Ta Van (Foto rechts), wo uns schwarze Hmong-Frauen begrüßten. Von den Hmong leben nur noch 558.000 vorwiegend in den Hochlandregionen des Nordens und gehören zu den ärmsten Minoritäten Vietnams. Es gibt fünf Untergruppen der Hmong, jede hat einen eigenen Dialekt und auch die Kleidung sowie die Haartracht sind verschieden. Sie sind wenig gebildet, 90 % der Frauen können nicht lesen oder schreiben. Sie leben sehr zurückgezogen, eine schlechte Krankenversorgung und hohe Kindersterblichkeit sind die Folgen.

Sie bestreiten ihren Lebensunterhalt als Jäger und Sammler und haben ein eigenes Kalendersystem entwickelt, mit denen sie ihren Reisanbau organisieren. Sie züchten unter anderem Wasserbüffel, von denen wir einer ganzen Menge begegneten. Sie verarbeiten Hanf und Baumwolle und färben diese mit Indigo, was Kim ausführlich erklärte, als wir im Dorf standen. Die Indigo-Pflanze ist ein kleiner unscheinbarer Baum, der hier überall wächst.

Von den Frauen ließen sich nur wenige blicken und die wenigen versuchten, ihren Silberschmuck zu verkaufen. Alles kaufen kann man hier natürlich nicht, am Ende hat man dann selbst kein Geld mehr und so viel Geld trägt man auf einer Wanderung auch nicht mit sich. Nein sagen ist zwar äußerst unhöflich, gerade bei den ethnischen Minderheiten, aber ein freundliches nein und lächeln ist allemal besser, als ein böses Gesicht zu machen. Ein bisschen auf die Menschen und deren Kultur einzugehen gehört in Vietnam dazu und wer das nicht tut, verpasst das halbe Land.

Als dritte Minderheit lernten wir noch die Giay kennen, wovon es nur 38.000 gibt, die in Gesellschaften in engen Siedlungen mit Pfahlbauten leben und im Auftrag der reichen Familien das Land bearbeiten.

Die Wanderung ging weiter nach oben und unten, über den Fluss und durch einen Bambuswald. Eigentlich ganz nett, aber mein Blick musste ja unbedingt nach oben schweifen, als ob sich im Himmel sonstwas auftut. Als ob ich es geahnt hätte, denn ich entdeckte eine Spinne unvorstellbaren Ausmaßes in einem riesigen Netz. Wieso sehe ich eigentlich so etwas immer?

Nach dem Wald ging es wieder bergab und wir kamen ins dritte Rote-Dao-Dorf Giang Ta Chai, wo wir fast keine Dao-Frauen sahen.

Gleich danach, noch ein Stückchen bergab kamen wir an einen wunderschönen hohen Wasserfall und wenig später zur Rattanbrücke. Eigentlich heißen alle Brücken cau may, Rattanbrücke, aber diese hier ist die größte Hängebrücke, leider auch kaputt und unpassierbar.

Wir folgten einem Weg nach oben, vorei an spielende Kinder, die gerne ein paar Süßigkeiten abnahmen und weiter zu einer Hütte, in der ein kleines Äffchen als Haustier gehalten wird. Es bekam vom Israeli eine Banane und ließ sich sogar streicheln. Die Affen leben in den Bergen und kommen in die Dörfer. Dieses Äffchen hier war leider an eine Kette gebunden, aber keine Sorge, sie gelten hier nicht als Spezialität und landen daher nicht im Kochtopf wie in China.

Am Ende der Wanderung hatten wir insgesamt 12 Kilometer zurückgelegt, was uns gar nicht so weit vorkam. Wir wurden vom Minibus abgeholt, verabschiedeten uns von Kim, der ein äußerst angenehmer, freundlicher und lustiger Guide war und fuhren zurück nach Sa Pa. Dieser Trip hat sich sehr gelohnt und hat vor allem viel Spaß gemacht.

Den restlichen Nachmittag ließen wir auf dem breiten Balkon vor unserer Zimmertür bei den letzten Sonnenstrahlen ausklingen, bevor es frisch wurde und wir die Pullover herausholen mussten.

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