Good Morning Vietnam
Rundreise durch das nördliche Bergland
29. Oktober 2009 - 15. November 2009




16. Tag - Ha Long Bay, Abreise

Heute war zwar unser letzter Tag in Vietnam, aber an Abreise noch lange nicht zu denken. Wir stellten uns extra den Wecker sehr zeitig, um die Morgenstimmung einzufangen. Wir waren die einzigen an Deck, selbst von der Crew sahen wir noch niemanden. Die Sonne ist bereits aufgegangen, aber die Wolken ließen sie leider nicht durchscheinen. Insgesamt hatten wir trotzdem Glück mit dem Wetter, denn in der Bucht ist es nur selten richtig sonnig mit Strahleblau, meistens vernebelt und dießig, zumal nun auch der "Winter" kommt.

Nach ca. einer halben Stunde kam Tuc vorbei und sagte uns, dass der Morgen in der Bucht immer am schönsten wäre und er sehr oft die Ruhe beim Kajaken sucht, während die Sonne aufgeht. In der Tat war die Stimmung heute morgen schöner als gestern Abend :-)

Um 8:00 Uhr stand das Frühstück auf dem Tisch und danach lud uns Tuc ein, mit Ruderbooten aus Bambus durch ein Floating Village zu fahren, oder besser gesagt, fahren zu lassen. Natürlich nur wer dazu Lust hatte. So stiegen wir wieder auf's Motorboot und, um zum Village zu gelangen.

In der Halong-Bucht gibt es mehrere solcher Floating Villages, in denen um die 1600 Menschen leben, ausgerichtet auf das Wasser und auf Fischfang spezialisiert. Im Gegensatz um Floating Village in der "trockenen Halong-Bucht" schwimmen diese Häuser tatsächlich auf dem Wasser, in dem sie auf Styropor gebaut sind, was nicht untergehen kann (Foto rechts). Es gibt eine Schule, Kirche, Souvenirshop, Fischzuchtanlage und etliche Wohnhäuser.

Wir ruderten fast eine Stunde mit kurzem Zwischenstopp und fanden den Weg zurück zur Tschunke.

Leider mussten wir nun schon aus dem Zimmer auschecken, bekamen noch einen leckeren Lunch serviert und schließlich, gegen Mittag, verabschiedete sich die Crew mit Applaus.

Die Tschunke hatte bereits Halong-City erreicht, wir mussten umsteigen ins kleine Motorboot und wurden zurück ans Ufer gebracht.

Schön war's! Das Geld abholut wert. Eine tolle Erfahrung und zu 100% weiterzuempfehlen.

An Land warteten wir auf den Schuttle-Bus, der uns wieder in vier qualvollen Stunden und Gezuckel zurück nach Hanoi bringen soll. Die Fahrt war genauso langweilig wie gestern und in "Moped City" angekommen, Krach und Gehupe von allen Seiten. Moped's versperrten vorne und hinten die Straße, ließen den Minibus gar nicht mehr weiterfahren und so standen wir erstmal 10 Minuten herum. Nachdem wir ausstiegen, stürzten wir uns schon wieder ins Getummel und Gedränge. Gekonntes Straßenüberqueren durch geschätzte 100 Mopeds, vorbei an Obst- und Gemüseständen, freundliches "No" zu den xe om-Fahrern und schon standen wir vor der Touristeninformation.

Ein Taxi zum Flughafen? Päh! Das ist was für Anfänger :-) Nee, wir wollten's nochmal wissen und uns zwischen die Einheimischen quetschen. In der Touristeninfo ließen wir uns erklären, von wo aus denn öffentliche Busse zum Flughafen starten. Eigentlich von der Oper. Also nichts wie hin, rechts, links, geradeaus, durch Moped's geschlängelt. Doch von der Oper aus fährt der nächste Bus erst in 50 Minuten. Das ist zu spät. Der nette Herr verwies uns zwei Straßen weiter zu einem Bus der Airline Jetstar. Dort herrschte Aufregung, ein Bus stand bereit, alle wollten noch mit, die Dame an der Info mit meinen Fragen überfordert und der Busticketverkäufer gestresst. Kurz vor Abfahrt verkaufte er uns noch zwei Tickets für die zwei letzten freien Plätze. Wir zahlen unschlagbare 50.000 Dong und stiegen zu. Die Fahrt war noch einmal das reinste Vergnügen und eine Stunde später erreichten wir den Flughafen.

Der Check-In funktionierte problemlos, unsere Rucksäcke wogen noch genauso viel wie am Anfang und wir waren ein bisschen traurig, dass die Reise gerade jetzt, nachdem wir uns so richtig ans Backpacken gewöhnt hatten, zu Ende ist.

Nach einem kleinen Abendessen stiegen wir in den Flieger.

Über Bangkok brachte uns die Thai Airways mit 1 Stunde Verspätung nach Frankfurt und weiter mit der Lufthansa nach München.

Fazit: Letzte Urlaubstage sind nie schön, aber trotzdem freuen uns wir uns und sind total happy. Denn diese Reise hat unsere Erwartungen bei Weitem übertroffen, denn wir haben aus dieser Reise mehr gemacht, als wir uns vorgestellt hatten. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit Mensch und Kultur, was uns total überrumpelte, gewöhnten wir uns daran und fanden schließlich das Reisen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln interessant, abwechslungsreich und abenteuerlich. Am Anfang fanden wir das alles gar nicht so wirklich witzig. Die Hektik in Hanoi, die tausenden Mopeds mit ihrem Gehupe und die kulturelle Grenze galt es zu überwinden. Das war nicht so einfach, wie in anderen Ländern. Die meisten Reisenden, und auch alle, die wir unterwegs getroffen haben, gehen in ein Reisebüro und buchen sich dort alles, was sie brauchen. Klar ist das der einfachste Weg, aber wir wollten doch mal etwas anderes ausprobieren. Die erste Fahrt mit den öffentlichen Bussen war unser „Testobjekt“, nachdem wir entscheiden wollten, ob wir weitermachen. Die Entscheidung zu fällen hatten wir aber wegen der ganzen Eindrücke vergessen -und reisten per Bus weiter, ohne an etwas anderes zu denken. Ab dann konnte die Individualität nicht aufregend genug sein, bis hin zum Bustrampen waren fast alle Fortbewegungsmöglichkeiten vertreten. Dies war die allerbeste Möglichkeit, das Land und seine Leute intensiv kennenzulernen und wir sind sogar ein klein wenig stolz auf uns, dass wir es überhaupt als Backpacker gewagt haben.

Das Land faszinierte uns während der Reise jeden Tag ein bisschen mehr, jeder Tag hatte neue Überraschungen parat, neue Abenteuer und neue Eindrücke. Gegenüber den Menschen waren wir anfangs ziemlich skeptisch. Jeder wollte was von uns, waren regelrecht aufdringlich. Zumindest zeigten sie sich so. Im Laufe der Reise aber stellten wir fest, dass sie doch einfach nur helfen und nett sein wollen. Die Mitfahrer in öffentlichen Bussen und Zügen machten extra Platz, dass wir nebeneinander sitzen konnten, quetschten sich zusammen, dass zumindest einer unserer Rucksäcke Platz auf einem Sitz hatte und wenn wir die Dienste der Taxifahrer nicht in Anspruch nahmen, waren sie trotzdem freundlich und hilfsbereit und lachten die ganze Zeit. Es hat leider zu lange gedauert, dies herauszufinden, aber woher sollten wir das auch wissen, wenn wir zuvor noch nie in Asien gewesen sind?

Überrascht waren wir, wie wenige Vietnamesen Englisch sprechen können. Wir hatten teilweise ziemliche Schwierigkeiten, uns zu verständigen und klar zu machen, was wir wollten. Die Leute sind eben noch nicht wirklich überall auf Tourismus eingestellt, zumindest dort, wo nicht all zu viele Touristen hinkommen. Trotzdem wird immer höflich gelacht und die Verständigung erfolgt dann mit Händen, Füßen und Gesten. Natürlich gibt’s auch in Vietnam touristisch überfüllte Ecken, wo wirklich alles auf den Tourismus ausgelegt ist und wo sogar die seltenen Bergvölker Hmong und Dao Englisch sprechen können. Das wirkt sehr seltsam, ist natürlich für diese aber ein gewinnbringendes Geschäft für ihren Schmuck, Tücher, Taschen, Armbänder und was sie alles herstellen und anbieten. Aber wir verbrachten auch viel Zeit in Gegenden, wo die Menschen sogar so selten Touristen sehen, dass sie regelrecht „Angst“ bekommen. Kinder wiederum freuen sich, Langnasen zu sehen, wollen fotografiert werden, sind schüchtern, trauen sich dann aber trotzdem heran, kichern und toben, sobald westliche Touristen da sind.

Alles in allem war die Vietnam-Reise ein voller Erfolg mit vielen tollen, unvergesslichen Eindrücken und Augenblicken. Würden wir die gleiche Reise auf die gleiche Weise noch einmal machen, würden wir daran nichts ändern wollen. Es war besser, als wir es uns vorstellten und wir sind glücklich, mit diesem tollen Gefühl wieder zu Hause angekommen zu sein, in der gewohnten Welt, die so anders ist aber wohl niemals so herzlich sein kann, wie Vietnam.

 

Fotoalbum Ha Long Bay