Good Morning Vietnam
Rundreise durch das nördliche Bergland
29. Oktober 2009 - 15. November 2009




13. Tag - Umgebung von Tam Coc

Die Nacht war eigentlich ganz gemütlich, nur dass mich ein Scharren oben im Dach weckte. Es klang wie ein Marder, der gerade da oben das Holz durchlöcherte. Die Bungalows sind schon sehr spartanisch, wer hier übernachten möchte, muss sich darauf einstellen.

Pünktlich 8:30 Uhr gab es Frühstück an einem Steintisch mit Steinhockern direkt am See. Theng erwartete uns bereits, gesellte sich dazu und kurz danach düsten wir auch schon los.

Zuerst stand das Endangered Primates Rescue Center auf dem Programm, eine Auffangstation für bedrohte Primaten, das sind verschiedene Affenarten, von einer Spezies gibt es sogar nur noch 65 Stück weltweit. Der deutsche Biologe konfisziert die Affen von den Wildereren, um sie vor dem illegalen Handel mit benachbarten Ländern zu retten.

Das Center wurde 1993 ins Leben gerufen und widmet sich auch der Zucht und Forschung.

Auf dem Gelände besuchten wir die großen Gehege und bekamen wissenswertes von einem Guide erklärt.

Solche Affenarten haben wir zuvor noch nie gesehen, leider konnte ich sie hinter dem Gitter schlecht fotografieren.

Später hörten wir sogar ein paar von ihnen in freier Natur, wie sie sich von einem Ast zum nächsten schwungen und den Baum hinunterzufallen schienen. Ein Blick in die Baumkrone und wir konnten ein niedliches Äffchen da oben sitzen sehen. Zum Glück hatte ich mein Tele dabei :-) (Foto rechts). Das erste Mal, dass wir einen Affen außerhalb eines Zoos gesehen haben.

Wir verließen die Station, liefen die Straße zurück und bogen gleich nach rechts ab zu einer gleichermaßen nützlichen Auffangstation für Schildkröten.

Dieses ist gar nicht im Reiseführer und auch nicht im Infoblatt des Parks erwähnt. Theng erzählte uns davon, nachdem wir fragten, ob es im Park auch Schildkröten gibt. Wir beide finden Schildkröten einfach total süß und fragten, ob wir uns diese Station auch ansehen dürfen. Natürlich durften wir und der selbe Guide begleitete und erklärte uns auch hier einiges. Wir durften eine größere Landschildkröte halten, sahen viele kleine Wasserschildkröten und die meisten ließen sich von mir fotografieren (Foto links). Wir ließen eine kleine Spende da, worüber sich die Mitarbeiter sehr freuten.

Beim Hinausgehen hörten wir plötzlich neben uns im Baum ein lautes Rascheln, als ob ein Vogel darin herumfliegt. Der Guide suchte kurz, sah eine Schlange, die sich gerade von unten einen Frosch schnappte und in die Baumkrone eilte. Nach langem Suchen entdeckten auch wir sie. Wow, die erste Schlange in freier Natur :-)

Wir verließen den Park am späten Vormittag und machten uns auf den Weg nach Khenh Ga. An uns zogen herrliche Landschaftsbilder vorbei (Foto rechts) und bei einem kurzen Fotostopp konnten wir eine rote Libelle sehen und fotografieren.

Kurz vor Khenh Ga parkte Theng das Auto an einem unscheinbaren Häuschen und bat uns hinein zum Lunch. Wir hatten noch keinen großen Hunger, bekamen daher auch nur einen kleinen Snack und fuhren weiter.

Khenh Ga ist bekannt als das schwimmende Dorf. Ich hatte mir darunter Stelzenhäuser im Wasser vorgestellt, aber die Häuser stehen ganz normal am Rande eines Flusses, doch die Einwohner des Dorfes haben ihr Leben ganz auf das Wasser ausgerichtet.

Wir parkten an einem Ziegelhaus und stiegen in ein knatterndes Motorboot. Der Wasserkanal führte uns vorbei an den Häusern und den Menschen, die Fischzucht und Bootsbau betreiben. Nur eine Hand voll andere Touristen kamen uns entgegen, hier ging es deutlich ruhiger zu als in Tam Coc.

Schon bald war das Ende des Dorfes erreicht und die fantastischen Landschaftsformationen der trockenen Halong-Bucht machten sich breit. Nach ca. 10 Minuten drehte das Boot um und würde normalerweise zurückfahren, wir aber stiegen aus und liefen den Weg zurück nach Khenh Ga. Auf diese Weise gewannen wir einen direkten Einblick in das Leben der Leute. Wir wurden als die einzigen Touristen überall nett begrüßt und auch die Kinder rannten aus dem Schulhof und fragten, ob ich ein Foto von ihnen machen kann. Das tat ich natürlich und zeigten es ihnen, sie lachten ganz begeistert und wollten noch mehr. Die Lehrerin stand grinsend daneben.

Da drüben schnitzte ein Mann gerade den Bambus zurecht für sein Boot. Wenn der Fluss in der nächsten Regenzeit ansteigt, erreicht er die Höhe des Bootes und schon liegt es im Wasser. Jeder Haushalt muss zumindest ein kleines Ruderboot besitzen und einige Familien ziehen für ein paar Monate los, um Handel zu betreiben. Wenn durch Taifune das Wasser so hoch ansteigt, dass es die Häuser völlig überflutet, packen die Leute ihr Hab und Gut, ziehen sich in ihre Unterkünfte in die Berge zurück, um die Zeit ausharren, bis sie wieder in ihr Dorf zurückkehren können.

Der interessante Besuch endete hinter der Brücke in einem Haus, in dem drei ältere Männer saßen und uns zum Tee einluden. Sie lachten alle so herzlich, steckten uns mit ihrer Freude an. Sie haben wohl auch nicht jeden Tag Touristen im Haus.

In diesem sporadisch eingerichten Ein-Zimmer-Haus ließen wir uns auf Plastikstühlen nieder, tranken den leckeren vietnamesischen grünen Tee und lachten sehr viel.

Sie wollten wissen, wie alt wir sind, ob wir Kinder haben oder verheiratet sind, machten uns Komplimente und auch Fotos wurden geschossen. Ihr Lachen hörte man wohl 100 Kilometer weiter immer noch und beim Verabschieden mit Händedruck wollten mich einer gar nicht mehr loslassen. Das war ein Spaß bei den drei Gesellen (Foto links).

Der nächste Weg führte uns über enge Straßen, Dämme und Brücken, vorbei an Reis- und
Gemüsefeldern sowie Fischer in ihren Booten, bis wir Bai Dinh erreichten, der einmal der größte Tempel von Vietnam im Tràn An-Gebiet werden soll. Er taucht in (noch) keinem Reiseführer auf, war ein Tipp des Holländers und auch westliche Touristen sahen wir hier überhaupt keine. Es gibt auf einem 187 Meter hohen Berg bereits eine kleine alte Bai Dinh Pagode in einem Felsen. Nun aber soll eine neue Bai Dinh Pagode erreichtet werden. 2004 wurden das Projekt gestartet, Tràn An soll einmal das größte Naherholungsgebiet mit Wasserstraßen, Grotten und die Bai Dinh Pagode werden und soll 2015 fertig sein.

Absoluter Größenwahn!

Etliche Stufen führen hinauf, an der Wand stehen eine Reihe Buddhas aus Stein. 500 Stück gibt es bereits und alle sehen anders aus. Wir traten in den ersten Tempel ein, in dem die größte Buddha-Statue von Vietnam sitzt, aus Bronze und 100 Tonnen schwer (Foto links). An den Wänden wurden unzählige kleine gleichartige Nischen eingelassen, in welcher jeweils ein Buddha seinen Platz gefunden hat, die im Dunklen alle einzeln beleuchtet werden.

Im zweiten Tempel, der über einen sehr steilen Weg erreicht wird, stehen drei weitere goldene Buddhas. Im Laufe der Jahre werden hier wohl um die 100.000 Buddhas in verschienen Formen und Farben zu finden sein. Allein von der Buddha-Figur mit den „tausend Armen“ sollen 5000 entstehen, außerdem ein liegender Buddha mit 8 Metern Länge. Faszinierend. Sollte diese "Anlage" tatsächlich fertig werden, wäre sie wohl dann auch die größte Tempelanlage in ganz Südost-Asien, die in mehreren 100 Jahren immer noch steht.

Zum Abschluss des heutigen Tages fuhr uns Theng weiter nach Hoa Lu, die Reste der alten Hauptstadt, die einmal Machtzentrum des Landes gewesen ist. Beide Tempel konnten wir besichtigten, Dinh Hoang sowie Le Dai Hanh, beide ähneln sich. Mir gefallen die Tempel, auch wenn sie immer gleich aussehen, trotzdem auch immer wieder faszinierend. Wir zündeten Räucherstäbchen an und spendeten Geld.

Nach dem Besuch stiegen wir noch die angeblich 200 Steinstufen hinauf zum Grab von Dinh Tien Hoang, in Wirklichkeit 270 Stufen. Theng wartete unten und passte auf unseren Rucksack auf. Kurz nach der Hälfte saß eine alte Dame am Rand und drängte uns förmlich ihre Getränke auf. „Cola, Cola!“. Nein danke, wir haben bereits zwei Wasserflaschen dabei. Als wir vorbeiliefen, rannte uns die alte Dame mit einem Fächer hinterher und wollte uns befächern. Es war ja so anstrengend. Mehrmaliges freundliches verneinen und bedanken brachte nichts, sie lief uns weiter hinher. „Cola! Cola!“ Komisch wie schnell ältere Frauen plötzlich rennen können, vor allem auch noch ellenlange Stufen hinauf, immer mit dem Fächer hinterher um uns Geld abzujucksen.

Wir stiegen weiter, dachten, hätten sie abgehängt, plötzlich wurde es wieder windig von hinten, stand sie schon wieder da. „Cola! Cola!“ Nein danke, wir haben Wasser. Danke auch für's fächern, aber wir brauchen keinen Wind, es ist windig genug hier oben. Es wartete bereits eine zweite ältere Dame, sie gab uns zwei Räucherstäbchen, wir steckten sie zu den anderen, sie betete und wir spendierten wieder etwas Geld. Auf dem Weg nach unten lief uns die Fächerfrau wieder hinterher. Wir bogen kurz ab zu einer winzigen Aussichtsplattform mit herrlichem Blick in die Landschaft und sie wartete brav auf uns. Bis wir an ihrem „Getränkestand“ ankamen, wollten wir immer noch keine Cola. Sie eilte voraus, stand aber schon mit drei Dosen in der Hand da, die sie uns über den Weg reichen wollte. Wir liefen vorbei und unten angekommen, erzählten wir Theng davon, der sich darüber amüsierte und von anderen, teilweise nervigen, Verkäuferinnen und Händlerinnen erzählte. Sie können den Touristen komischerweise in drei Sprachen ihre Sachen aufschwatzen, besitzen alle Mopeds und Handys und haben teilweise Goldzähne im Mund. Später kam uns die alte Dame auf dem Weg zum Auto entgegen und guckte uns böse an. Also zwei Dosen Cola hätte sie auch nicht reich gemacht.

Unser zweitägiger Natur- und Kultur-Trip endete hier, Theng fuhr uns zurück ins Hotel nach Tam Coc, wo uns bereits der nette Holländer auf der Straße erwartete. Wir verabschiedeten uns und bezogen für die nächste Nacht unser Zimmer. Diesen abwechslungsreichen, sehr heißen und sonnigen Tag ließen wir bei einem Abendessen im Bamboo-Restaurant langsam ausklingeln.

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Fotoalbum Umgebung von Tam Coc