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Coastline-Raodtrip
Mit dem Auto von München nach Griechenland
August - September 2022


Heimreise - mit der Fähre nach Italien

Vom Strand in Korfu aus konnte ich einen Hafen erkennen. Gefühlt gleich nebenan von unserem Hotelstrand. Der ist mir zuvor gar nicht aufgefallen. Zwei Tage vor unserer Abreise fuhr ich da mal rüber, ganze 4 Autominuten dauerte das und siehe da, ich konnte eine kostengünstige Überfahrt von Lefkimmi nach Igoumenitsa direkt hier am Ticketschalter buchen (Igoumenitsa liegt direkt gegenüber von Korfu auf dem Festland, hier würde unsere Fähre nach Ancona abfahren). Abfahrt 15:00 Uhr für 57,00 € inkl. Auto (auf der Webseite hätte ich 41,00 € gezahlt, aber hier war nicht ersichtlich, ob auch Autos transportiert werden). So sparten wir uns direkt am Abreisetag eine Stunde nach Korfu Stadt um von dort wieder nach Albanien auf einer Fähre, die vielleicht unterwegs kaputt geht um in Albanien wieder einzureisen um dann 2 Stunden nach Igoumenitsa mit nochmaliger Einreise in die EU hinter uns zu bringen.

In unserem vorgebuchten Hotel in Ancona konnte ich die zweite Nacht stornieren, da wir nach der ersten Nacht heimfahren wollten anstatt noch einen Tag in Ancona zu bleiben.

Dann ging der Spaß los.

Am Tag vor unserer Abreise bekam ich eine Nachricht per SMS von der Reederei, dass unsere Fähre von Igoumenitsa (Griechenland) nach Ancona (Italien) gecancelt wurde (warum schockieren mich solche Nachrichten eigentlich nie?). Wir hätten nun vier Alternativen. Entweder am gleichen Tag (also morgen) von Patras (auf Peloponnes, also drei Stunden in Richtung Süden) nach Ancona, allerdings schon 16:30 Uhr (die Fähre in Igoumenitsa wäre erst um 21:30 Uhr abgefahren). Oder die Fahrt einen Tag später. Oder zwei Tage später. Oder Geldrückerstattung. Da wir keine Nacht in Korfu verlängern und wir unser Hotel in Ancona heute nicht mehr kostenfrei stornieren konnten, waren Optionen 2 und 3 schlecht. Was tun? Andere Verbindungen gecheckt. Die Fähren nach Brindisi oder Bari fielen aus, da von dort aus der Heimweg jeweils viel zu weit wäre. Rückerstattung des Ticketpreises fiel ebenfalls aus, denn wir müssen ja irgendwie zurück. Also dann Option 1.

Das würde bedeuten, Erstens: die Fähre nach Igoumenitsa, die ich gestern in Lefkimmi gebucht hatte, von 15:00 Uhr auf 09:30 Uhr umbuchen. Das hat funktioniert, indem ich nochmal rüber gefahren bin und die Situation erklärt habe. Ich bekam die Umbuchung kostenfrei und die Fähre wäre dann auch fast leer. Sie verkehrt mehrmals am Tag, hat ein großes Autodeck und anscheinend ist da immer Platz, auch auf dem letzten Drücker.

Zweitens: zeitig aufstehen, um noch im Hotel frühstücken zu können und der letzte halbe Tag im Hotel geht uns damit flöten.

Drittens: eine dreistündige Fahrt nach Patras inkl. Benzin und Mautgebühren über die Brücke. Mit Direct Ferries hatte ich indes ständig Mailkontakt, leider gibt es keinen Telefon-Service und eine Info, ob nun unser gebuchten Fährticket überhaupt für die Abfahrt in Patros gültig ist, bekamen wir nicht.

Erst, als wir am nächsten Tag in Patros ankamen (die Fahrt dahin war übrigens sehr schön, rein landschaftlich und die Überfahrt von Lefkimmi nach Igoumenitsa funktionierte wunderbar und pünktlich) und am Hafen den Schalter von Minoan Lines gefunden, reihten wir uns in der Schlange ein, die immer länger und länger wurde und bald bis raus vor die Tür reichte. In der Warteschlange bekam ich dann endlich mal auf meine erneute Erinnerung eine Antwort, dass unser Ticket gültig ist.

Also gut, wir bekamen am Schalter auch unsere Tickets, aber keine Kabine zum schlafen, die wir ursprünglich gebucht hatten. Fein, 25 Stunden ohne Kabine. Was könnte jetzt noch schief gehen?

Vom unserem Parkplatz am Hafen fanden wir auch die Spur zur Fähre nicht. Alles ist groß und wirr, so viele Autos und Lkw's, zwei Fähren und ich keine Ahnung, wohin. Der Fahrer neben uns lies sein Fenster herunter und erklärte uns, wo wir uns einreihen sollten. Womöglich jemand, der öfter hier abfährt.

Das Einparken auf dem Schiff dauerte eine halbe Ewigkeit. An der Rezeption konnte man uns schließlich keine Kabine geben, weil die Fähre komplett überbucht wäre. Wir suchten uns also einen Platz für die Nacht, irgendwo ergatterten wir einen Tisch mit vier Sessel. Zwei Sessel schoben wir zusammen, damit zumindest das Kindchen eine Liegefläche hatte.

Als wir anschließend über die Fähre liefen, wurde uns das komplette Ausmaß der überbuchten Fähre aufgrund des Ausfalls unserer anderen Fähre bewusst

Anscheinend sind viele andere Familien von Igoumenitsa nach Patras gekommen. Die Leute saßen und lagen wie in einem Flüchtlingslager über die komplette Fähre verteilt auf dem Boden, den Sitzbänken und den Fensterbänken, auch draußen an Deck. Nicht auszudenken, wenn alle auf die Toiletten müssen oder ins Restaurant gehen. So hatten wir uns das nicht vorgestellt.

Ich schrieb erneut eine Mail an Direct Ferries mit der Bitte um Rückerstattung des zu viel bezahlten Betrages und um Entschädigung.

Um 16:30 Uhr hätte die Fahrt losgehen sollen. 18:00 Uhr stand ich an Deck und es fuhren immer noch Autos drauf. Es kamen unzählige Ansagen, dass die Autofahrer, die auf Deck 3 parkten, die Autos dichter zusammenparken sollen, damit die restlichen auch noch drauf passten. Diejenigen von Deck 3 mussten dann wieder aus der Fähre rausfahren und alles wurde umgeparkt.

Kurz vor 19:00 Uhr fuhren wir dann endlich los, mit zweieinhalb Stunden Verspätung. Die Fähre ist schon in die Jahre gekommen, die Einrichtung ziemlich altmodische, an einigen Wänden ist etwas abgerissen, ein großer flacher Kompass an der Decke, der sich mitdrehte, fiel einfach mit lautem Krach herunter. Die Familien waren gleich erschrocken und suchten ihre Kinder, aber es stand niemand drunter und es wurde niemand verletzt.

Da wir keine Kabine bekommen hatten, bekamen wir als Ausgleich dreimal gratis Abendessen und Frühstück im Self Service Restaurant. Die Schlange dort war zwar lang und es dauerte, bis wir etwas zum Essen bekamen, aber es waren immerhin Sitzplätze frei, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so wirkte. Die Leute schauten auch, dass sie nach dem Essen direkt den Platz verließen um andere essen zu lassen. Man achtete gegenseitig auf andere.

Am Pooldeck (der Pool war leer), fand ein griechischen Abend mit Gyros statt, was auf der völlig überfüllten Fähre mit Flüchlingslagercharakter etwas merkwürdig daherkam. Sogar an Deck, wo der Wind blies, haben sich Familien niedergelassen. Einige bauten ihre Campingausrüstung auf, mit Zelte und Matratzen. Man versuchte eben, dieses Elend irgendwie zu überstehen. Im Shop wurden die Luftmatratzen um 20% reduziert, was für ein Hohn. Die Leute bauten sich aus den Sesseln Schlafplätze, aber ein guter Schlaf war das für niemanden.

Um 1:30 Uhr ging ich an Deck, ein Gewitter wütete über uns und damit prasselte ein Starkregen auf uns ein. Die Menschen, die draußen nass wurden, verließen schlagartig ihre Plätze und flüchteten hinein. Die anderen blieben. Um 5:00 Uhr MEZ ging ich wieder an Deck, weil ich nicht schlafen konnte. Es war kalt geworden und der Wind pfiff. Die Leute zogen alle Decken drüber, die sie hatten.

Camper sind verschiedene Wetter gewohnt. Aber die ohne Zelt und auch noch mit Kindern eben nicht. Grauenhaft, wenn man eigentlich eine Kabine gebucht hat.

Vermutlich wird überhaupt niemand eine angemessene Entschädigung von Minoan Lines erhalten.

(Nachtrag: Einen Monat später bekamen wir den Preis für die Kabine sowie Benzin- und Mautkosten anstandslos zurückerstattet. Zunächst nur einen Teil und auf mein weiteres Drängen hin schließlich auch den Rest).

Am Morgen frühstückten wir gratis und die Fahrt nach Ancona zog sich endlos hin. 16:30 Uhr parkte die Fähre endlich am Hafen ein und wir konnten diese auch zügig verlassen. Das Hotel fanden wir schnell, ich holte uns im dortigen Restaurant drei Pizzen, die wir im Zimmer verspeisten und nach der durchgemachten Nacht schliefen wir alle drei schnell ein.

Die Heimfahrt ab Ancona verlief dafür umso schneller und problemloser. Kein Stau oder sonstige Hindernisse, so dass wir schon nach 9 Stunden daheim ankamen.

Hier gibt es ein Video zur Heimreise, das sagt mehr als alle geschriebenen Worte.

Fotoalbum Heimreise