Straßburg
Mädels-Wochenende
6. Mai - 8. Mai 2022


Ein Bild im WhatsApp-Status einer Bekannten und mir war klar, da muss ich auch hin. Mehr scherz- als ernsthaft fragte ich meine Freundin, ob sie mitkommen will. Sie sagte ja und so wurde der Trip zu einer ganz pragmatisch beschlossenen Sache. Wir wählten das Wochenende an Muttertag, buchten Zugtickets mit dem ICE/TGV und das ibis-Style-Hotel im Osten der Stadt.

1. Tag

Dann war endlich der Freitag unserer Abreise gekommen. 7:30 Uhr trafen wir uns an der U-Bahn, jede einen kleinen Trolli und einen kleinen Rucksack. Es hatte geregnet, ich verzichtete aber auf einen Schirm, den ich nicht unnötig herumschleppen wollte. Schließlich wären wir immer in Innenbereiche und in Straßburg schien die Sonne. Wir zwei aufgeregte Hühner fuhren schnatternd zum Hauptbahnhof und deckten uns dort mit Verpflegung und Wasser für die Zugfahrt ein.

Der ICE fuhr überpünktlich ab und kam auch pünktlich in Stuttgart, unserem Umsteigeort, an. Der nächste ICE nach Straßburg raste mit 248 km/h unserem Ziel entgegen. Doch 3 Minuten vor offizieller Ankunft blieb der Zug einfach auf der Strecke stehen und dann war's das mit der Pünktlichkeit der Deutschen Bahn. Signalstörung. Klar auch, denn Signalstörung ist schließlich immer der Grund für Zugverspätungen. Die Deutsche Bahn sollte mal ihre Signale überprüfen. Aus diesem Grund hatte der Zug dann doch noch 45 Minuten Verspätung.


Egal, unsere Stimmung ließen wir uns nicht vemiesen. Vielmehr staunten wir erstmal nicht schlecht, als wir den Zug verließen und durch das Bahnhofsgebäude uns den Weg nach draußen suchten. Modern und hübsch sieht es hier aus, sauber und viel Grün rund um den Bahnhof. So kenne ich Bahnhofsviertel gar nicht.

Unser Hotel liegt außerhalb des Stadtzentrums, aber die Tram D in Richtung Kehl (Deutschland) sollte uns auf direkten Weg dahin bringen. So kauften wir ein Ticket am CTS-Automat, welches 24 Stunden lang gültig ist und womit 2 oder 3 Personen fahren können, für 6,90 €. Tickets müssen vor jeder Fahrt an den roten Automaten entwertet werden. Kontrolliert wurden wir allerdings in den drei Tagen nicht.

An der Tram-Haltestelle Aristide Briand stiegen wir aus, liefen drei Meter über die Straße und standen auch schon vor dem Hotel. Die Franzosen mögen es anscheinend klein und eng, denn nach dem Check-In fanden wir uns in unserem Zimmer wieder, in dem ein Doppelbett stand und wir gerade genug Platz hatten, uns einmal um die eigene Achse zu drehen :-)

Für uns reichte das aber völlig aus. Zumal wir auch mit Preis-Leistung sehr zufrieden waren. Das Zimmer ist fischmäßig dekoriert und optisch daher ansprechend. Das Fenster geht leider zur Hauptstraße raus, nachts wurde es somit laut und wir mussten das Fenster schließen, was im Sommer sicherlich nicht von Vorteil ist.

Nachdem wir uns umgezogen hatten und bevor wir in die Stadt gehen wollten, empfing uns im Eingangsbereich ein Welcome-Stand mit Espresso, Croissant, Kekse, Tee und alles zur Selbstbedienung. Das kam jetzt gerade im richtigen Augenblick.

Im Fotoalbum zu diesem Bericht gibt es noch mehr Fotos vom Zimmer sowie vom Frühstückbuffet zu sehen.

Nach der kleinen Stärkung stiegen wir wieder in die Tram D und fuhren mit dieser zurück bis zur Haltestelle Étoile Bourse, die auf einer Brücke über dem Fluss Ill liegt. Von hier aus konnten wir die Bootsanlegestellen von Batorama erblicken, die Rundfahrten mit Oben-Ohne-Boote und Boote mit Glasdach anbieten.

Das wäre ein guter Einstieg, dachten wir uns und kauften kurzerhand zwei Tickets für jeweils 14,50 € für die Fahrt um 16:30 Uhr mit dem Oben-Ohne-Boot. Das gefiel uns besser als die Boote mit Glasdach, denn fotografieren durch womöglich verschmierte Glasfenster ist ja bekanntlich nicht so dolle.

Bis es losging, hatten wir noch ein halbes Stündchen Zeit und verbrachten diese damit, uns etwas Essbares zu organieren. Vor allem aber verbrachten wir die Zeit damit, uns völlig planlos umzusehen. Wir wussten gar nicht, wohin wir zuerst gucken sollten. So viel passierte um uns herum, das war direkt eine kleine Reizüberflutung.

Ein wenig später saßen wir schließlich mit lecker Flammkuchen und Wraps am Ufer der Ill und warteten auf unser Boot. Als dieses zum Einsteigen bereit war, ergatterten wir uns Sitzplätze ganz am äußeren Rand, bekamen Kopfhörer und lauschten während der 70-minütigen Fahrt den Erzählungen. Diese gab es in 10 Sprachen und zusätzlich für Kinder in einer Kinderverison.

So gewannen wir einen ersten wundervollen Eindruck und nahmen uns direkt vor, morgen in diesem Restaurant dort drüber an der Treppe zu essen und über diese Mauer da drüben zu spazieren, und natürlich noch einiges mehr.

Zurück am Bootssteg schlenderten wir noch rund um den Münster durch die Gassen und suchten uns ein Restaurant zum Abendessen.

Während der Bootstour kamen wir vorbei an der Bar/Restaurant Alamy auf dem Boot Le Rafiot, am Rande des Quai des Pecheurs und guckten uns dieses als Abendessenlocation aus. Wir bekamen tatsächlich einen Tisch. Zwar nicht draußen, aber am Fenster, durch die die untergehende Sonne durchschien. Wir bestellten Cocktails und Salate, das reichte uns für heute.

Als die Sonne weg war, wurde es frisch und wir stiegen in die nächstbeste Tram zurück zum Hotel. In der Lobby versackten wir noch mit Tee und schmiedeten einen Plan für den nächsten Tag.

2. Tag

8:00 Uhr standen wir ausgeschlafen auf. Das Bett ist sehr bequem und wir schliefen beide gut darin. 9:00 Uhr standen wir auch schon am Frühstücksbuffet. Für den Preis bekamen wir ein exzellentes französisches Frühstück mit viel Brot, herzhaft wie süß, Müsli und Körner, Kaffee und Tee, frischgepressten Orangensaft, Joghurt und Obst, Käseplatte, Marmelade, Eier und sogar Sojamilch. Selten habe ich so gut in einem Stadthotel gefrühstückt. Vor allem ist alles sehr nachhaltig gestaltet, kein Fitzelchen Plastik konnte ich sehen. Dafür kleine Waffelbecher für Marmelade, Butter in Papier gewickelt und Bambuszangen für das Brot. So schmeckte das Frühstück gleich doppelt so gut.

Gut gestärkt ging’s gegen 10:00 Uhr los, mit der Tram D zum Münster. Wir hatten den Münster ja gestern zumindest schon wahrgenommen, aber uns heute hier viel intensiver umgeschaut, dabei den Kopf in den Nacken gelegt, um 142 Meter entlang des Turms in die Höhe zu schauen. Sehr hübsch. Wir begutachteten die vielen gotischen Elemente und Einzelheiten und ich finde es immer wieder bemerkenswert, wie im Mittelalter solche majestätischen Bauwerke geschaffen wurden. Traurig aber, unter welchen Bedingungen. Arbeitschutz gab es ja nicht und man will lieber nicht daran denken, wie viele Menschen hierfür ihr Leben gelassen haben.

Der Eintritt ins Innere kostete nichts, nur eine kurze Wartezeit von nicht einmal einer Minute mit Taschenkontrolle.

Ich durfte schon so manche Gotteshäuser von innen sehen, das Innere des Straßburger Münsters zählt für mich persönlich allerdings nicht zu den Must Sees an Kirchen weltweit. Es ist sehr schön, ohne Frage. Aber auch sehr dunkel und das mag ich persönlich nicht so sehr.

Beeindruckend und einzigartig hingegen ist aber die anstronomische Uhr im rechten Querschiff ganz hinten. Das 18 Meter hohe Kunstwerk ist geschmückt mit beweglichen Figuren und Planeten. Die Ziffernblätter zeigen von oben nach unten die Mondphasen an sowie die örtliche und mitteleuropäische Zeit. Ein Zahnrad rekonstruiert die Präzession der Erdachse und dreht sich in 25.800 Jahren genau einmal im Kreis.

Ich stehe ja total auf sowas und fand das außerordentlich interessant. Vor allem so eine Uhr in einer Kirche zu finden.

Als wir wieder draußen standen und unsere Augen sich an das grelle Sonnenlicht gewöhnt hatten, sahen wir eine schier endlose Menschentraube vor dem Kircheingang. Was für ein Glück wir hatten, dass wir vor rund 20 Minuten einfach hineingehen konnten.

Einmal ums Kirchengebäude herumgelaufen fanden wir nun auch den Aufstieg auf den Turm und zahlten hierfür 8,00 € pro Person. 332 Stufen führten uns kreisend nach oben auf die in 66 Metern Höhe liegende Plattform. Puh, einmal k.o und schwindelig oben angekommen genossen wir eine wie erwartet herrliche Aussicht über die Stadt, auf die Häuserdächer und bis zu den Bergen des Schwarzwaldes.

Nach vielen Fotos und ausreichend Zeit für weite Blicke stiegen wir die Treppenstufen wieder nach unten.

Nun wollten wir auf Stadterkundungstour gehen und haben uns den vorgegebenen Spaziergang aus dem Reiseführer vorgenommen. Es steht geschrieben, dass man für diesen Spaziergang ca. 1 bis 2 Stunden veranschlagen sollte. Nun ja, wir benötigten 8 Stunden und es dauerte ungefähr schon eine Stunde, bis wir uns überhaupt vom Kirchenplatz mit seinen schönen Fachwerkhäusern loseisen konnten.

Als wir das dann geschafft hatten, verliefen wir uns erstmal in den Gassen, bummelten von einem Schaufenster zum nächsten und schoben uns nur schweeeer an den unzähligen Pâtisserien vorbei. Ihr wisst schon, diese Läden mit Kuchen, Törtchen und Gebäck, wovon man nur eins zu essen braucht und sich danach fühlt, als habe man gerade eine komplette Sahnetorte verspeist.

Wir widerstanden (noch) allen Köstlichkeiten und zogen stattdessen weiter ins Le Petite France, das "kleine Frankreich".

Da standen wir nun, an dem Platz, von dem meine Bekannte ihr Foto für den WhatsApp-Status aufnahm. In Echt sieht es hier noch viel, viel schöner aus. Ist ja klar, in Echt sieht alles schöner aus. Aber das Foto war es doch schließlich, was mich hierhier zog und nun durfte ich mir selbst ein Bild von diesem wunderschönen Ort machen, dem Place Benjamin Zix, dem vielleicht schönsten Platz der ganzen Stadt (nicht nur wegen seines Namens, hihi).

Überhaupt bestehte das ganze Le Petite France aus schmalen Gassen und Fachwerkfassaden, was einen bei dessen Anblick direkt ins Mittelalter zurückversetzt.

In dem Restaurant La Corde à Linge hier auf dem Platz wollten wir eigentlich zu Mittag essen, es war aber leider zu voll. Bei dem Wetter kein Wunder, dass die Tische restlos belegt sind und die Warteschlange lang ist.

Wir ließen meinen Namen auf die Warteliste setzen und nutzten die Zeit, um das Geschehen an den Schleusen zu beobachten, durch die wir gestern auch mit unserem Panorama-Boot durchgefahren sind.

Leider wurden wir auch 45 Minuten später nicht aufgerufen, um einen Tisch zu bekommen. Wir spickten kurz auf die Warteliste und fanden darauf meinen Namen durchgestrichen. Auf Nachfrage hin hieß es, wir wurden vor fünf Minuten aufgerufen. Wurden wir aber nicht. Wir standen seit 25 Minuten hier herum und ich hätte es wirklich mitbekommen, wenn mein Name gefallen wäre. Zumal ich einen französischen Namen habe und der auch von den Franzosen gut auszusprechen ist. Schade aber auch.

Wir liefen also weiter auf der Suche nach unserem Mittagessen und kamen zum idyllischen Quai de la Petite-France. Hier fanden wir auch das Restaurant an der Treppe wieder, das wir gestern vom Boot aus erblickten, das Au Petit Bois Vert. Wie schön. Dann lassen wir unser Geld eben hier und nahmen an einem Tisch direkt am Rande der Treppen Platz. Es gab lecker Flammkuchen und Kaffee.

Danach setzten wir unser Tour fort den Quai entlang und erblickten durch einen Zaun am Maison des Ponts Couverts eine Art Kindertagesstätte oder Familienbildungsstätte.

Einmal die Rue Ste. Marguerite überquert standen wir vor dem Musée d'Art Moderne et Contemporain, dem wohl bedeutendsten Museum des Elsaß. Ich alter Kunstbanause habe für derart Museum jetzt nicht sooo viel Zeit übrig, meine Freundin auch nicht, weshalb wir es ungeachtet hinter uns ließen und stattdessen lieber über die Stufen auf die Überreste der Stadtmauer stiegen und eine wunderschöne Aussicht über die Ponts Couverts genossen.

Nach unzähligen Fotos von uns und der Aussicht zogen wir weiter die Rue du 22 Novembre entlang bis zum Place Kléber.

Nachdem wir ja jetzt nun wirklich an unzähligen Pâtisserien vorbeispazierten, als ob nichts wäre, ging es irgendwann nicht mehr anders. Wir mussten einfach so ein Törtchen probieren. In der Pâtisserie Christian in der 12 Rue de l'Outre, nahmen wir Platz und schlemmten vorzüglich.

Ein paar Schaufenster weiter gelangten wir zum Place Broglie mit seinem mächtigen Opernhaus. Hier verweilten wir ein wenig und gönnten unseren Füße eine kleine Verschnaufpause.

Die Route laut Reiseführer ist hier zu Ende, ich wollte sie aber gerne noch erweitern mit einem Stop an der Kirche St.-Pierre-de-Jeune protestant. Nicht, dass ich ein großer Kirchenfan wäre. Das Innere finde ich nach wie vor nicht so ansprechend, aber vor allem die Kreuzgänge finde ich immer sehr fotogen. So auch hier.

Unsere Füße trugen uns noch vorbei am Justizpalast und über die hübsche Pont de la Fonderie zurück in Richtung Münster, unserem Ausgangspunkt von heute Vormittag. Die Sonne stand schon etwas tiefer und wir waren k.o. für heute. Obwohl der Schrittzähler eine für mich normale Schritteanzahl zeigte. Aber das Stop und Go und die ungewohnte Wärme erschöpfte uns dann doch ziemlich.

Ein großes Abendessen brauchten wir nach der (Fr-)esserei heute nicht. Stattdessen kauften wir uns jeweils einen Salat to go und machten es uns damit auf zwei Parkbänke gemütlich.

Mittlerweile ist es auch schon 20:00 Uhr geworden und von daher suchten wir die nächste Tram-Station, die uns zurück ins Hotel bringen sollte. Den abendlichen Lobby-Absacker ließen wir uns trotz Müdigkeit aber nicht nehmen und so beschlossen wir diesen schönen, sonnigen und rundum gelungenen Tag mit einem Becher Tee.

3. Tag

Wir schliefen wieder gut nach so viel Sonne und Sightseeing, was wir nicht gewohnt waren und starteten mit unserem leckeren Hotelfrühstück gut in den Tag.

Unser Zug zurück nach München würde heute erst am Nachmittag abfahren und so blieb uns noch ein bisschen Zeit für einen kleinen Bummel im Parc de l'Orangerie.

Ausgecheckt und ab zum Bahnhof verstauten wir unser Gepäck in ein Schließfach, dann wollten bzw. mussten wir den Bus in den Park nehmen, da einige Tram-Strecken aufgrund eines Marathons heute gesperrt waren. Natürlich stiegen wir prompt in den falschen Bus und fuhren zwei Stationen in die verkehrte Richtung. Umgestiegen und zurückgefahren erreichten wir den Park am späten Vormittag, aber es lohnte sich.

Es gibt eine Aufzuchtstation für Störche, die wir bei ihren majestätischen Flügen über das Parkareal beobachten konnten. Wir fotografierten ein bisschen, genossen die Stille und das satte Grün, die vielen bunten Blumen und die Sonne. Das war ein schöner Abschluss unseres Mädels-Kurztrips.

Wieder zurück am Bahnhof stand unser TGV bereit zur Abfahrt. Überpünktlich rollte er los und auch der Umstieg verlief ohne Verzögerungen. Leider gab es dann auf dem Weg nach München doch noch die obligatorische Versptätung und so kam ich erst gegen 21:30 Uhr zu Hause an. Erst dann wurde mir bewusst, wie kurz dieses Wochenende eigentlich war. Ich fühlte mich tatsächlich nicht bereit, mich jetzt ins eigene Bett zu legen. Wie man so aushungern kann, wenn man 8 Monate lang nicht weggewesen ist.

Fotoalbum Straßburg