Rothenburg ob der Tauber

Natürlich: Rothenburg ob der Tauber ist weltweit bekannt. Sein mittelalterliches Flair erreicht jeden auf dem Globus, immerhin werden jährlich Zehntausende Besucher aus dem In- und Ausland gezählt. Durch sein Stadtbild und die einzigartige Geschichte ist es aber auch geradezu zur Pflicht geworden, die Tauberstadt als Kulisse für historische Veranstaltungen zu nutzen, so findet z. B. alljährlich zu Pfingsten das Historische Festspiel 1631 „Der Meistertrunk“ statt. Hierin wird gezeigt, wie der Bürgermeister zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges 13 Schoppen Wein auf einen Zug leerte und somit die Stadt vor der Zerstörung rettete.

Gegen 18 Uhr trafen wir in Rothenburg ob der Tauber ein und fanden schnell unser Hotel, ein Best Western, ca. 500 Meter von der Altstadt entfernt. Der Hotelportier schlug uns gleich ein Abendprogramm vor, nämlich zuerst ins Kartoffelhaus zu gehen und anschließend eine nächtliche Stadtführung mit dem Nachtwächter zu unternehmen. Gesagt, getan, ein sehr guter Tipp! Nach dem leckeren und wirklich reichhaltigem Kartoffelessen ging’s auf den Marktplatz, wo auch schon fünf Minuten später der Nachtwächter, original gekleidet und mit heller Stimme eintraf (Foto rechts). Wir fanden das gleich total witzig, zahlten die 5 Euro pro Person für die Stadtführung und los ging’s.
In einer kleinen Gruppe standen wir nun da und der Nachtwächter erzählte und erzählte. Auf eine Art und Weise, die uns immer wieder zum Lachen brachen. So liefen wir durch die Gassen, hielten an jedem Eck, hörten uns Geschichten aus dem Mittelalter an und erfuhren dabei wissenswertes über die Stadt Rothenburg und Ihre Historie. Der Zusatz „ob der Tauber“ stammt aus dem Mittelalter und soll meinen „oberhalb der Tauber“ - die Tauber, ein keiner Fluß am Fuße des 80 Meter hohen Berges, auf dem Rothenburg thront. Nach einer Stunde war der Stadtrundgang auch schon wieder vorbei, unsere Zehen erfroren und wir liefen zurück zum Hotel.
Das Frühstück am nächsten Morgen waren super reichhaltig. Gleich danach machten wir uns auf den Weg, die Stadt bei Tageslicht zu besichtigen. Das Galgentor war unser Eingang in die historische Altstadt. Zuerst liefen wir die Galgengasse entlang bis zum Marktplatz und trafen dabei auf die ersten Schönheiten der Stadt: die wunderschönen Fachwerkhäuser, auch Patriziahäuser genannt (Foto links). In der ehemaligen Ratstrinkstube auf dem Marktplatz befindet sich eine Touristeninformation, in der wir uns mit Stadtplan und Museumsprospekten ausstatteten.

Im Zentrum des städtischen Lebens übersieht man es keinesfalls, das pompöse Rathaus (Foto rechts). Es besteht aus zwei Teilen, einem gotischen Rathausturm aus dem 13. Jahrhundert und der vordere Renaissancebau aus dem 16. Jahrhundert. Das Besondere am Turm besteht darin, dass er kein eigenes Fundament besitzt, sondern nur auf den Giebel aufgesetzt wurde. Natürlich kann der Turm auch von innen besichtigt werde, die Aussichtsplattform erreicht man über den Haupteingang.

Gegenüber befindet sich der Georgsbrunnen, der mit 8 Metern tiefe und einem Fassungsvermögen von
100 000 Litern der Größte der Stadt ist. Schräg gegenüber ist das Histroriengewölbe untergebracht, welches wir aber aufgrund der Öffnungszeiten erst am Nachmittag besuchten.

Weiter ging’s zur St.-Jakobs-Kirche (Foto links). Sie beeindruckte uns schon sehr, wußte zuerst gar nicht, wie ich sie in ihrer vollen Größe auf’s Bild kriegen sollte. Fast zwei Jahrhunderte wurde an der Kirche gebraut, begonnen um 1311. Die Größe der Kirche legt Zeugnis ab für den Reichtum der Stadt. Ganz bedeutend ist sie hauptsächlich wegen des Heilig-Blut-Altars, welcher sogar zu den schönsten Süddeutschlands zählt.

Wir liefen die Herrngasse hinunter, wie am Abend zuvor mit dem Nachtwächter und passierten nach kurzer Zeit die älteste Kirche der Stadt, die Franziskanerkirche aus dem Jahre 1285.

Noch ein paar Schritte und wir erreichten das Burgtor. Am Tor hängt eine Maske, aus deren Öffnung heißes Pech auf die Angreifer geschüttet wurde. Im inneren Torflügel ist eine kleine Tür eingebaut, welche Einmanntür oder auch Nadelöhr genannt wurde. Das ist ein Durchstieg nur für eine Person, die es abends vor Torschluß nicht rechtzeitig schaffte, zurück in die Stadt zu kommen. Eine Öffnung des großen Tores wäre viel zu gefährlich gewesen. Benutzte man die Einmanntür, mußte natürlich kräftig Strafe gezahlt werden. Deshalb auch der Begriff „Torschlußpanik“. Jaja, kommt aus dem Mittelalter :-)

Vom Burggarten aus genossen wir kurz eine schöne Sicht über die Hügel und hinunter zur Tauber.

Über die Burggasse zurück und vorbei am Puppen- und Spielzeugmuseum und am Deutschen Weihnachtsmuseum kamen wir wieder am Marktplatz heraus. Jetzt wurde es aber schleunigst Zeit, uns kurz aufzuwärmen, denn es war nicht gerade warm an diesem Tag. Wir suchten ein Café, in welchem wir die Rothenburger Schneeballen probierten.

Die Schmiedgasse hinunter liefen wir eines der schönsten mittelalterlichen Stadtbilder Deutschlands entgegen, dem Plönlein. Ein süßer Name! Er stammt aus dem lat. „kleiner Platz“. Durch zwei wichtige Zufahrtswege aus dem Taubertal und aus der Vorstadt, bildet sich ein kleiner, dreieckiger Platz, daher auch der Name. Der Turm im Hintergrund heißt Siebersturm und stammt aus der Zeit um 1385 (Foto rechts).

Wir liefen noch hinter zur Spitalbastei, der südliche Abschluß der Stadtmauer, dann wieder ein Stück zurück zu einem kleinen Mauerdurchbruch, den wir zum Aufstieg auf den Wehrgang nutzten. Also spazierten wir auf der Stadtmauer entlang, wobei wir uns immer wieder über die kleinen Schilder mit Namen und Meterangaben wunderten. Jetzt weiß ich, was sie zu bedeuten haben, nämlich Spendentafeln für den Wiederaufbau dieses Teils des Wehrgangs, der 1945 zerstört wurde, ebenso wie die gesamte östliche Altstadt.

Jetzt ist die Zeit aber vergangen, die Museen öffneten. Also begaben wir uns auf den direkten Weg zum Historien-Gewölbe und Staatsverlies. Kurz gefaßt enthält das Historien-Gewölbe eine anschauliche und eindrucksvolle Darstellung der Gesamtsituation der Stadt Rothenburg ob der Tauber in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Sieben Gewölbe erzählen eine Geschichte von damals. Von den Gewölben ist auch das Verlies des früheren Stadtstaates unterhalb des Rathauses zu erreichen. Dazu gehören eine Wachstube, ein Folterraum und drei Gefängniszellen.

Zwischenzeitlich hat auch das Mittelalterliche Kriminalmuseum wieder geöffnet, es liegt auch fast gleich um die Ecke. Das bedeutende Museum zeigt 1000 Jahre europäische Rechtsgeschichte auf 2000 qm und in 4 Stockwerken verteilt. Hier kann man sehen, unter welchen rechtlichen Verhältnissen die Menschen früher lebten und welche Strafen sie für zum Teil nur geringfügige Übertretungen zu erwarten hatten. Das hat uns schon etwas nachdenklich gestimmt, aber ein Besuch ist es wert!

Und so haben wir auch die wunderschöne Stadt oberhalb der Tauber kennen und mögen gelernt und können sie an dieser Stelle auch wirklich weiter empfehlen.

Am Abend fuhren wir weiter zur nächsten Stadt, nach Nördlingen.

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