Lissabon
Städtereise vom 26.08. bis 29.08.2005

Ein Gutschein der Lufthansa im Wert von 350,00 Euro bescherte uns das Vergnügen, ein Ziel für eine neue Reise herauszusuchen. Schnell entschieden wir für einen Städtetrip und schon wurde der Gutschein eingelöst, für eine Reise in die Hauptstadt Portugals.

1. Tag
Im Vergleich zu unseren bisherigen Reisen konnten wir diesmal richtig lange schlafen, nämlich bis 7:00 Uhr. Da der Flieger erst 11:15 Uhr startete, besuchten wir den Bäcker um die Ecke und frühstückten dort ausgiebig. Unser Gepäck hatten wir, wie immer, am Vorabend eingecheckt, so mußten wir uns damit nicht unnötig abmühen. Eine Stunde zu früh am Flughafen angekommen, besorgten wir uns noch Zeitung und Buch, damit der Flug nicht zu langweilig wird. Pünktlich hob der Flieger im wolkenverhangenem München ab und brachte uns in 3 Flugstunden ins sonnige Lissabon.

Der Anflug auf den Lissabonner Flughafen war einer der schönsten bisher, denn wir drehten eine große Schleife, sahen dabei die Stadt und einen endlosen Sandstrand von oben (Foto rechts). Knapp über die roten Dächer hinweg, setzten wir um 13:15 Uhr Ortszeit auf.

Nachdem wir unsere 8 Kilogramm leichte, mit Sommersachen nur halb gefüllte, Reisetasche bekamen, wollten wir schnell mit dem Taxi zum Hotel fahren, ohne viel Zeit zu verlieren. Doch aus "schnell" wurde nichts, statt dessen standen wir ca. 20 Minuten an der Taxi-Warteschlange, bis wir in eines dieser scheinbar unendlich vielen Taxis einsteigen durften.

Am Hotel angekommen, eingecheckt, umgezogen und los ging die Entdeckertour. Die Sonne brannte auf uns herunter, ca. 30°C mit wolkenlosem Himmel.

Wir liefen die Avenida Almirante Reis, in der sich unser Hotel (Hotel Travel Park) befand, hinunter und überquerten wenig später den mit Springbrunnen geschmückten Platz Martim Moniz. Hier befindet sich auch das bekannte Hotel Mundial, an dem es Haltestellen für Bus und Straßenbahnen (eléctricos) gibt.

Wenige Schritte weiter gelangten wir auch schon zur Praça de Figueira. Doch vorerst ließen wir den Platz aber noch unbeachtet. Vielmehr fiel uns sofort links oben auf dem Hügel das thronende Castelo de São Jorge auf. Wir bahnten uns also den Weg da hoch, doch das war gar nicht so einfach. Der Richtung folgend, verliefen wir uns in den schmalen und einsamen Gassen, die Häuser sind sehr alt, die Fenster sehen wir angemalt aus und an vielen Häuserwänden kleben Kacheln, der Isolierung wegen, wie wir später herausfanden. Ein bißchen komisch kam uns das schon vor, so viele Treppen, die wir hoch und wieder hinunter laufen mußten, um dem Castelo ein Stückchen näher zu kommen. Schließlich sahen wir, wie zwei andere Touristen die Einheimischen nach dem Weg fragten, so brauchten wir den beiden nur unauffällig zu folgen. Und siehe da, bald waren wir nicht mehr so alleine. Noch ein paar Meter und wir erreichten den Eingang.

Die Aussicht über die gesamte Stadt konnten wir gar nicht so schnell verarbeiten, wie wir sie hier oben zu sehen bekamen. Wohin wir nur über die Mauern blickten, überall Häuser, Brücken, Kirchen, Denkmäler, Ruinen, Nobelbauten, alles auf einem Fleckchen Erde. Den Tejo erblickten wir in seiner vollen Pracht. Wir waren überwältigt! (Foto links).

Das Burggelände ist riesig, aber wir hatten ja viel Zeit. Stufen führen zu einem Rundgang hinauf auf die Burgmauern mit den wuchtigen Türmen, von wo aus wir immer wieder Ausblicke auf die verschiedenen Stadtteile genießen konnten.

Im Burghof machten wir es uns nach dem langen Rundweg bei einem Eis gemütlich und suchten im Reiseführer das nächste Ziel aus. Das sollte der Rossio sein, das Herz Lissabons. Den Weg nach unten fanden wir schnell und es dauerte auch nicht lange, bis wir den Miradouro de Santa Luzia erreichten. Hier blickten wir auf das Viertel Alfama mit ihrem Gassengewirr hinab. Der Weg führte uns nun direkt zur ältesten Kirche Lissabons, zur Kathedrale Sé, denn ihr Bau wurde um 1147 begonnen. Innen ist sie zwar eher schmucklos, strahlt aber eine unheimliche Ruhe aus.

Wir erreichten das Stadtviertel Baixa, dessen 15 schnurgeraden Straßen am Reißbrett entstanden. Erneut kamen wir zum Praça de Figueira und sahen uns diesmal etwas genauer um. In dessen Mitte steht das Denkmal von König Dom João. Unbedeutend für uns, doch nicht für die Portugiesen, denn dieser König sicherte die Unabhängigkeit Portugals von Spanien.

Wenige Meter entfernt, hatten wir unser herausgesuchten Ziel, den Rossio, erreicht (Foto rechts). Nur eine Häuserreihe trennt den Praça de Figueira vom Rossio. Ein wunderschöner und belebter Platz. Auch hier steht in der Mitte ein Denkmal auf einer 27 Meter hohen Marmorsäule, nämlich das von Dom Pedro IV. Kaum zu glauben, dass hier einmal Stierkämpfe stattgefunden haben sollen und bis 1820 Ketzer verbrannt wurden. Die Nordseite des Platzes wird vom Nationaltheater eingenommen.
Ein kleines Stück weiter konnten uns die Füße noch tragen und wir kamen zum Monumento dos Restauradores, drehten dort um, liefen zurück zum Praça de Figueira und nahmen in einem Straßenrestaurant Platz. Der Hunger hatte uns eingeholt, mittlerweile war es 19:00 Uhr geworden.

Als Tagesabschluß wollten wir noch einmal hoch hinaus, und zwar mit dem Elevador de Santa Justa (Foto links), welcher sich unmittelbar am anderen Ende der Querstraße zu unserem Restaurant befindet. Es brachte uns ein Fahrstuhl in wenigen Sekunden zur Aussichtsplattform, bis ganz nach oben führt allerdings nur eine enge Wendeltreppe. Doch die Aussicht ist grandios. Im Halbdunkel wurden die Plätze, Straßen und das Castelo beleuchtet, was wunderschön aussah. Das witzige aber an diesem Elevador ist, dass er sogar zu einem anderen Stadtviertel, nämlich zum 32 Meter höheren Chiado, hinauffährt.

Wieder unten angekommen, gingen wir erneut zum Praça de Figueira, um in den nächsten Bus zum Hotel zu steigen. Zum Laufen wäre es doch etwas zu unheimlich gewesen, zumal das Hotel auch etwas außerhalb des Stadtzentrums liegt und die Gestalten auf den Straßen immer finsterer wurden.

Das Bussystem ist zwar wirklich sehr einfach, doch wir stiegen trotzdem an der falschen Haltestelle aus, weil wir die Gegend im Dunklen nicht richtig wiedererkannten. Also nahmen wir die Beine in die Hand und waren froh, wieder im Hotel zu sein. Ob die Stadt nachts kriminell ist, hatte ich nirgends gelesen, aber wir empfanden den ersten Abnd zwischen aufdringlichen Leuten, die komische Zisch-Geräusche zu uns machten, schon etwas unheimlich. Auch die Tasche und die Kamera krallten sich fest in meine Hände.

2. Tag
Auf dem Weg zum Frühstücksrestaurant fiel uns das etwas futuristische Innendesign des Hotels auf. Marmorstufen führen zum Büfett hinauf, alles ist in glänzendem Schwarz/Weiß und cremefarben gehalten. Das Frühstück selbst fiel reichhaltig aus, danach informierten wir uns beim Hotelportier über die Sightseeing-eléctricos. Man sagte uns, sie würden am Praça de Comércio starten, also begaben wir uns auf den Weg dorthin.

Es funktionierte wieder einmal alles hervorragend, denn auf dem Platz angekommen, entdeckten wir zwei Sightseeing-eléctricos (Foto rechts), eine führt durch die engen Gassen der Altstadt und die andere entlang dem Tejo-Ufer bis nach Belém. Wir entschieden uns für die Gassen-Tour, die richtige der zwei Bahnen stand schon zufällig vor unserer Nase. Der Preis dafür könnte einem vom Hocker hauen, 17,00 Euro pro Person für 1 Stunde und 20 Minuten Fahrt, doch die alten eléctricos, die seit 1905 in Betrieb sind und einfach zum Inventar Lissabons gehören, können nur noch schlecht von ihren Betreibern aufrecht erhalten werden und wir wollten ja schließlich mehr von der Stadt sehen.
Die Fahrt war dafür um so amüsanter. Die eléctricos haben keine Fensterscheiben, wir konnten deshalb die Arme ausstrecken und die Häuserwände berühren, so eng sind die Gassen. Zuerst ging es durch das Stadtviertel Baixa, welches wir am Vortag schon ausgiebig erkundschafteten. Die Avenida Almirante Reis hinauf, schlängelte sich die Bahn wenig später wieder hinunter ins Viertel Alfama, am Fuße des Castelos entlang, erneut durch Baixa, weiter in die Straßen von Bairro Alto bis nach Estrela und dann Richtung Süden nach Santos. Wir lernten dabei die gesamte Altstadt kennen, fuhren an wichtigen und geschichtsträchtigen Bauwerken, Denkmälern, Kirchen, Plätze und Straßen vorbei, während über Kopfhörer alles wissenswerte in verschiedenen Sprachen erklärt wurde.

Der Praça de Comércio, wo die Tour auch endete, soll einer der schönsten Plätze Europas sein, in dessen Mitte das Denkmal von König José I. steht. Und schon schlenderten wir los, die Hauptstraße am Tejo-Ufer entlang, die später zur Avenida da India wird und schließlich die imposante Ponte 25 de Abril (Foto links) erreicht. Was für ein Bauwerk wurde hier über dem Fluß geschaffen, eine drei Kilometer lange Hängebrücke, die nur von zwei Pfeilern getragen wird und der Golden Gate Bridge in San Francisco Konkurrenz macht.

Gegenüber, gleich am anderen Ende der Brücke, erhebt sich die 28 Meter hohe Estátua do Cristo Rei, die König-Christus-Statue, die wahrhaftig der Christusfigur in Rio de Janeiro ähnelt. Mich überkommt das Gefühl, in den zwei Städten gleichzeitig zu sein, aber nicht in Lissabon :-) Unglaublich!

Immer noch beeindruckt von der Brücke wollten meine Blicke diese gar nicht mehr loslassen.

Doch dann erhaschten sie in weiter Ferne das Padrão dos Descobrimentos, das Entdeckerdenkmal. Langsam näherten wir uns diesem, bogen aber zuvor noch rechts in ein völlig überteuertes Restaurant ab.

Endlich das Stadtviertel Belém erreicht, besichtigten wir das Denkmal ausführlich. 9 Meter große Figuren verkörpern an der Spitze Heinrich den Seefahrer und weiter die wichtigsten portugiesischen Persönlichkeiten des Zeitalters der Entdeckung. Im Inneren fährt ein Fahrstuhl zur 52 Meter hohen Plattform. Hier oben ließen wir die einfach geniale Aussicht über ganz Lissabon auf uns wirken. Wir blickten zum Torre de Belém, zur anderen Seite des Tejo, zur Ponte 25 de Abril, über die roten Dächer und zum Mosteiro dos Jerónimos, was unser nächstes Ziel sein sollte.

Gesagt, getan, wir überquerten die Hauptstraße und bummelten durch den Praça do Império mit seinem Springbrunnen Fonte Luminosa. Hier bot sich der beste Anblick und das beste Fotomotiv von diesem beeindruckendem Hieronymusklosters. 60 Jahre lang wurde daran gebaut, entstanden ist eine architektonisch wie stilistisch einzigartige Anlage mit dem schönsten Kreuzgang der Welt (Foto rechts). Wir besichtigten zuerst die Kirche Santa Maria de Belém und ihr 32 Meter hohes Südportal, danach den 185 Meter langen ehemaligen Klosterschlafsaal und schließlich den Kreuzgang. Dieser ist doppelstöckig, 55 Meter lang mit filigranen Verzierungen. Wirklich empfehlenswert und ein absolutes Muß beim Besuch dieser Stadt!

Nun wollten wir noch den Torre de Belém, ein Wachturm und gleichzeitig Wahrzeichen Lissabons, von der Nähe betrachten. Während seiner Errichtung von 1515 bis 1520 stand er auf einer Insel mitten im Tejo, doch der Fluß verlandete und nun steht er am Ufer.

Unsere Füße hielten nur noch für einen kurzen Spaziergang durch Belém und hinauf ins Viertel Ajuda durch, dann stiegen wir in die nächste Straßenbahn, die uns den ganzen Weg zurück ins Zentrum fuhr, von wo aus wir den Weg zum Hotel ansteuerten. Der heutige Fußmarsch erstreckte sich auf gute 15 Kilometer und die Sonne meinte es zu gut mit uns.

Nach dem gestrigen Abend waren wir schon froh, noch bei Tageslicht am Hotel anzukommen. Der Zimmerservice, der sich auch noch im Preis verrechnete, brachte uns das Abendessen und reichlich Obst und nach der Dusche fielen wir auch gleich ins Bett.

3. Tag
Heute sollte unsere Tour an der Basílica da Estrela beginnen, also liefen wir zur Haltestelle am Hotel Moniz, um dort in die Linie 28 der eléctrico, der nettesten Straßenbahn der Welt, einzusteigen. Eigentlich war sie fast nichts anderes, als die Sightseeing-eléctrico von gestern, sie fuhr sogar 1 Stunde lang die selbe Strecke, nur für 1,25 Euro statt für 17,00 Euro!

Die Basílica da Estrela (Foto links) strahlte uns förmlich entgegen, ihre weiße Kalksteinfassade besteht aus einer Spätbarock- und Klassizismus-Mischung und lud uns ein, hineinzutreten. Das Innere dieses Wahrzeichen des westlichen Lissabons schwelgt in Marmor und es gibt neben dem Kirchenschiff drei Kapellen. Wir blieben nicht lange, da ja heute zum Sonntag die nächste Messe vorbereitet wurde.

Gegenüber der Kirche liegt der gleichnamige Park, Jardim da Estrela. Klein, aber fein und bot mir herrliche Fotoperspektiven.

Nach dem Schlenker durch den schönen Park ging's eine enge Straße bergab, bis links das erdrückend große Palácio de São Bento, das Regierungsgebäude, auftauchte, deren Tore streng von zwei Security-Männern bewacht wird. Gegenüber der riesigen Treppe mit den hütenden Löwenfiguren kamen wir uns schon sehr winzig vor.

Zurück zur engen Straße und dieser folgend begaben wir uns auf den direkten Weg zum Miradouro de Santa Catarina am Stadtteil Bairro Alto. Hier erwarteten wir uns mehr, nämlich das, was der Reiseführer beschrieb. Aber wir hatten nicht wirklich einen tollen Ausblick über den alten Hafen und die 17,2 Kilometer lange Südbrücke sahen wir schon gar nicht. Aber was soll's, vielleicht haben wir nur nicht richtig geguckt und waren zu sehr mit unseren Albernheiten beschäftigt :-) Zwei Colas im Kaffeekiosk erfrischten unsere Hälse bevor wir weiter die engen Gassen entlang schlenderten.

Herausgekommen am Camões, bogen wir links in die Rua da Misericórdia ein und liefen geradezu auf die Igreja São Roque, die Kirche, die als Glanzstück der Gotteshäuser Lissabons zählt. Von außen weniger beeindruckend, doch der Blick ins Innere lohnt am meisten wegen der 8 prächtigen Kapellen. Die vierte auf der linken Seite, die mit dem großen Kerzenleuchter, ist durch Gold, Silber, Elfenbein, Marmor und Alabaster die angeblich teuerste der Welt. König João V. hatte sie von 100 Kunsthandwerkern in Rom anfertigen, vom Papst segnen, wieder zerlegen und schließlich nach Lissabon verschiffen und erneut aufbauen lassen, so schreibt es die Geschichte.

Wenige Schritte weiter erschien wie aus dem Nichts der Elevador da Glória, doch der Miradouro São Pedro de Alcântara gleich nebenan interessierte uns vorerst mehr. Von hier aus hätten wir eigentlich einen Blick auf den Rossio gehabt, doch die vielen Häuser versperrten die Sicht. Dafür sahen wir im Hintergrund herrlich zum Castelo São Jorge rauf und hinunter zum Tejo. Das war jedenfalls einen Abstecher wert (Foto rechts).
Wir gingen die steile Gasse, die der Elevador da Glória fahren würde, zu Fuß, weil wir keine Lust hatten, die 10 Minuten bis zur Abfahrt zu warten. Endlich erreichten wir die wunderschöne Avenida da Liberdade, doch die Champs-Èlysées in Paris übertrifft sie nun doch nicht, so wie es der Reiseführer schreibt. Es ist eine Prachtstraße, kein Zweifel, 90 Meter breit und gute 1,5 Kilometer lang. In der Mitte verläuft ein Grünstreifen für Spaziergänger, fotogen angelegt mit Palmen, Bäumen, Blumen und Brunnen. Wir bummelten gemütlich zum Praça Marquês de Pombal hinauf, alberten herum und ließen unsere Füße an einer der vielen Bänke lange ausruhen.

Am 9 Meter hohen Denkmal (Foto links) nahmen wir die Unterführung zur anderen Straßenseite, denn dort beginnt der Parque Eduardo VII zuerst an einer Baustelle, die wir aber schnell hinter uns ließen und den 16 ha großen Park mit seinen akkurat geschnittenen Sträuchern hinauf gingen. Oben entdeckten wir den Pavilhão Carlos Lopes, dessen blaue Kacheln uns an der Hauswand auffielen, ansonsten ließen wir dieses Gebäude eher unberücksichtigt und kehrten statt dessen in ein nettes Eiscafé ein, die es im Übrigen in Lissabon nicht oft zu finden gibt.

Nördlich des Parks liegt auf der gegenüberliegenden Seite der Hauptstraße ein kleiner Platz mit künstlich angelegtem See und Ausblick über die nördlichen Stadtteile. Den Blick schweifend fiel uns ein paar Meter daneben eine Art kleine Festung mit Turm, Festungsmauern und Gittern auf. Wir scherzten, ob es nicht ein Gefängnis sein könnte, da es sich direkt neben dem Justizpalast befindet. Nach näherem Hinsehen erkannten wir tatsächlich auf dem Schild, dass es sich um Gefängnis, und auch noch um ein optisch sehr schönes, handelt.

Wir drehten eine Schleife durch den Park zurück und kamen zum eigentlichen Aussichtspunkt hier oben, mit dem wir gar nicht mehr rechneten, zur Terraço do Parque Eduardo VII. Überwältigt reichten unsere Blicke bis über das Denkmal hinweg zur Avenida da Liberdade, zum Stadtteil Baixa und weiter bis hin zum Tejo. Einfach gigantisch! (Foto rechts)

Während unseres Aufenthaltes im nördlichen Lissabon bemerkten wir schnell die architektonischen und modernen Unterschiede zu den unteren Stadtteilen.

Denn hier gibt es weniger einfache Bürgerhäuser, an denen die Wäsche an den Balkonen hängen, es verkehren keine eléctricos und überhaupt ist es gar nicht mit dem Lissabon zu vergleichen, wie wir es bisher kennengelernt haben.

Um wieder ins "bekannte" Lissabon zurückzukehren, gingen wir den selben Weg durch den Park und die Prachtstraße hinunter bis zum Rossio, statteten dem Hard Rock Café einen Besuch ab, bummelten durch die Straßen von Baixa, dessen Verläufe wir mittlerweile auswendig kennen und suchten uns eine Pizzaria für das Abendessen heraus. Das Essen war wunderbar, nur die vielen "Straßenkünstler", die sangen und jonglierten um später mit offenen Händen durch die Eßtische zu laufen, empfanden wir nach den 2 Stunden schon etwas nervig.

22:00 Uhr durch die Straßen zu laufen war uns immer noch nicht geheuer geworden, also nahmen wir das nächste Taxi, da sich die Taxipreise nicht viel von den Bus- oder Metropreisen unterscheiden. So ging auch der dritte Tag unserer Städtereise zu Ende und wir hatten nicht mal einen Hauch von Gefühl, irgend etwas verpaßt oder die Zeit nicht richtig genutzt zu haben.

4. Tag
Den Abreisetag wollten wir nicht ungenutzt verstreichen lassen und uns deshalb noch im Viertel Alfama verlaufen. Diesen Teil hatten wir nur während der Sightseeing-Tour kurz kennengelernt. Also standen wir eine halbe Stunde eher auf, hielten das Frühstück kurz und machten uns auf den Weg. Einfach zu finden, da immer nur der Straßenbahnlinie folgend, erreichten wir nach einem 20-minütigen Spaziergang die winzigen und verwinkelten Gassen Alfamas. Es ist der älteste und ärmste Stadtteil, über die Gassen spannen sich volle Wäscheleinen, Treppen enden vor Mauern und an den Fassaden hängen Vogelkäfige.

Zuerst besichtigten wir die Kirche Igreja de São Vicente de Fora, die sich von außen eher schlicht zeigt. Leider haben komischerweise die Kirchen montags beschlossen, so dass wir weitergingen ohne das Innenleben gesehen zu haben. Auch den Eingang zum angrenzenden Park fanden wir nicht. Was soll's, so ging's weiter die Gassen auf und ab, ein leichter Muskelkater machte sich bemerkbar. Aus den Gassen bellten Hunde, weiter unten war alles bunt geschmückt, am Wochenende muß ein Fest stattgefunden haben. Da wir zur Igreja-Panteão de Santa Engrácia wollten, bahnten wir uns den Weg, ohne zu wissen, ob wir richtig oder falsch lagen, bis wir plötzlich direkt davor standen (Foto links). Auch diese Kirche konnten wir nicht betreten. Schade!

Wenige Minuten vergingen bis wir feststellten, dass wir eine große Schleife gelaufen sind, denn wir kamen am Ausgangspunkt, der Kirche Igreja de São Vicente de Fora, wieder heraus.

Wir liefen zur eléctrico-Haltestelle Graça zurück, und somit zum gleichnamigen Stadtteil, denn von da aus fährt die eléctrico 28 zur Haltestelle am Hotel Moniz und wir wollten eine letzte Fahrt mit dieser amüsanten Bahn genießen. Am Praça de Figueira ließen wir uns in einem Straßencafé nieder, tranken Cappuccino und erinnerten uns mit viel Freude zurück an die letzten Tage.

Zum Flughafen brachte uns das Taxi, welches der Hotelportier freundlicherweise bestellte. Kleiner Tipp, je mehr Gepäck im Kofferraum des Taxis verstaut wird, um so mehr kostet der Transfer! Das Handgepäck nahm ich somit zu mir und schon bezahlten wir 2,50 Euro weniger. Lächerlicher Preis, aber wir wollten's ausprobieren :-) Am Flughafen angekommen mußten wir feststellen, dass unser Flug 50 Minuten Verspätung hatte, also war warten angesagt. Gute Sitzplätze ergattert, hob der Flieger um kurz vor 15:00 Uhr Ortszeit ab.

Unsere Meinung zu Lissabon:
Ehrlich gesagt, ist diese Stadt sicher nicht für jeden etwas. Wir hatten vorher überhaupt keine Ahnung, was uns erwarten wird. Gibt es so viel zu sehen, um 4 Tage von morgens bis abends auszufüllen? Wie sind die Verhältnisse im Vergleich zu Rom oder Paris?

Über Lissabon hört oder sieht man wenig oder sogar gar nichts. Nichts über berühmte und weltweit bekannte Bauwerke, Monumente oder Denkmäler. Nicht wirklich viel über die Historie oder Künstler. Hier gilt es, sich selbst ein Bild zu machen. Die vielen alten Bürgerhäuser, die teilweise schon etwas heruntergekommen aussehen, lassen schließen, dass in einigen Stadtvierteln nicht viel Geld fließt und die Altstadt macht ihrem Namen alle Ehre.

Andererseits fanden wir die Stadt absolut toll! Ihre prächtigen und prunkvollen Kirchen, die hübschen Plätze, auf denen überall Denkmäler stehen, der Kreuzgang, das Castelo mit Blick über die ganze Stadt, die gigantische Brücke über dem Tejo, die doch faszinierten engen Straßen mit ihren alten electricos, die vielen fotogenen Parkanlagen, die unvergessliche Sightseeing-Tour, die man sonst nirgendwoanders so erleben wird ...

Lissabon bietet sehr viel für das Auge und Fotografen kommen, in welcher Hinsicht auch immer, voll auf Ihre Kosten. Überall gibt es etwas neues zu entdecken.

Wir haben in den 4 Tagen so gut wie alles, außer Museen, dieser einfachen aber gleichzeitig genialen Metropole zu Fuß und mit den eléctricos entdeckt und werden immer bleibende Erinnerungen haben, da sich diese Stadt von allen anderen grundlegend in ihrer Art unterscheidet.

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