Was isst man in Rom?

Essgewohnheiten und Essenszeiten in Rom unterscheiden sich in mancher Hinsicht von den in Mittel- und Nordeuropa üblichen. Das Frühstück wird oft im Stehen an der Theke einer Espresso-Bar eingenommen und besteht nur aus einem Hörnchen oder einem tramezzino, einem weichen, dreieckigen Toastbrot, das mit Thunfisch, Schinken und Käse oder Gemüse belegt ist. Mittags und abends setzt man sich später zu Tisch als im Norden, zu Mittag frühestens gegen 13:00 Uhr, am Abend kaum vor 20:30 Uhr. Die fehlende Frühstücksgemütlichkeit ist in gewisser Weise typisch für den mediterranen Raum. Dafür geraten die beiden Hauptmahlzeiten zu recht ausführlichen und opulenten kulinarischen Ereignissen.

Ohne ein mehrgängiges Menü am Tag fehlt dem Durchschnittsrömer etwas, und die Gastronomen der Stadt erwarten von ihren Gästen, dass sie sich an diese »Regel« halten. Das Mittagessen (pranzo) dauert daher im Restaurant schon mal eineinhalb Stunden, das Abendessen (cena) auch 2-3 Std. Einen Bruch dieser Esskultur stellen die auch in Rom zu findenden fast food-Lokale dar, und es gibt natürlich auch Römerinnen und Römer, die sich mittags mit einem Hamburger bei einem der einschlägigen Kettenrestaurants oder aber mit einer pizza al taglio, einem rechteckigen Pizzenstück aus einem Stehimbiss, begnügen.

Römische Restaurant-Kultur:
Rom bietet Restaurants für jeden Geschmack und jeden Geldbeutel. Taverna und Osteria waren früher einmal einfachste Wirtschaften, in die man mitunter sogar sein Essen mitbringen konnte, um dazu nur einen Wein zu bestellen. Die Trattoria galt als gehobene Wirtschaft und das Restaurant als vornehmste kulinarische Einrichtung. Diese Unterscheidung gilt heute nicht mehr: Während sich manches Nobelrestaurant in feinem Understatement Osteria nennt und horrende Preise verlangt, kann ein als Ristorante ausgewiesenes Lokal einer Spelunke ähneln. Die Bezeichnung Taverna, Trattoria, Osteria oder Ristorante lässt schon gar keinen Rückschluss auf die Güte der Speisen zu. Auch hinter dem Begriff Pizzeria, vordem ein Synonym für fast food all'italiana, kann sich durchaus ein besseres Lokal verbergen, eine Pizzeria-Ristorante. Die Enoteca ist ein Weinlokal, in dem man in der Regel auch einen Happen zu essen bekommt.

In einigen Restaurants gehört es zum Stil des Hauses, keine feste Speisekarte zu haben, allenfalls handgeschriebene Zettel. Hier pflegt man die gute alte Tradition, dem Gast das tagesaktuelle Speisenangebot vorzustellen, ihn zu beraten oder seine besonderen Wünsche entgegenzunehmen. Diese Lokale erfreuen sich meist vieler Stammgäste.

Ein italienisches Menü setzt sich aus drei bis vier Gängen zusammen, bestellt wird selten in einem Zug, eher in Etappen, von Gang zu Gang. Für Vorspeise - antipasto - und den anschliessenden Nudelgang - pasta - halten die Kellner oft Empfehlungen je nach Tagesangebot bereit. Anstelle von pasta kann man eine minestra wählen, eine reichhaltige Gemüsesuppe, die durch Zwiebeln sowie Bauch- und Räucherspeck ihren Geschmack erhält. Wer nicht allzu hungrig ist, wird auf einen dieser Gänge verzichten, um den Hauptgang zu bewältigen.

In der cucina romana bzw. cucina laziale, der rustikalen regionalen Küche, ist abbacchio, Milchlamm, ebensowenig von den Speisekarten wegzudenken wie Kalbsbraten, Schweinsfüsse oder Ochsenschwanz, aber auch Fisch. Innereien - Zunge, Hirn, Kutteln, Leber, Nieren - galten früher geradezu als Symbol für die römische Küche. Traditionell werden donnerstags gnocchi, kleine Kartoffelnockerl, mit Tomatensoße frisch zubereitet.

Dessert:
Zur Nachspeisenpalette gehören crostata, ein marmeladenbelegter flacher Kuchen, zuppa inglese (sehr süsser Kuchen), tiramisù und nicht zuletzt Obst und Käse, wie Gorgonzola, zu dem sich Kenner eine Birne bestellen.