2-tägige Wanderung auf dem Böhmweg durch den Bayerischen Wald
vom 01.10. bis 02.10.2011

Als wir letztes Jahr den Nationalpark Bayerischer Wald besuchten, fanden wir in einem Wanderführer, der im Hotel auslag, eine 52 Kilometer lange Wanderung und wir spielten mit dem Gedanken, doch mal so eine lange Wanderung zu unterehmen.

Ein Jahr später, den Reiseführer gibt's nicht mehr, die Wanderung ist nirgends zu finden. Also habe ich ein wenig gesucht und eine Route gefunden, die der im Wanderführer in etwa entspricht, nämlich den Böhmweg. Er beginnt in Deggendorf, endet in Bayerisch Eisenstein und hat eine Länge von 52 Kilometern. Allerdings wird empfohlen, diesen Weg auf vier Etappen zu wandern. Vier Etappen? Pah! Das geht auch in zwei. Wir wählten ein langes Wochenende mit anschließendem Feiertag zum Erholen.

1. Tag
5:00 Uhr klingelte der Wecker, 6:00 Uhr saßen wir im Auto und fuhren gut vorbereitet mit zwei Rucksäcken, Verpflegung, Wechselsachen und Kamera nach Deggendorf. Dort parkten wir das Auto an einer Infotafel in der Hoffnung, dass es am nächsten Tag noch dort steht. Ein Hotel für die Zwischenübernachtung nach der Hälfte der Wegstrecke hatte ich übrigens am vorherigen Tag noch gebucht.

8:45 Uhr ging's nun los und zuerst mussten wir den Einstieg zum Wanderweg finden. Aber das war kein Problem, denn bei der Parkplatzsuche hatten wir bereits die Wegkennzeichnung, ein schwarzes Rad auf weißem Grund, schon überall gesehen (Foto rechts).

Die erste Etappe führte uns von Deggendorf (Maxhofen, Zwieslerbruck) nach Bischofsmais und gleich einmal durch Mischwald steil nach oben zur Josephsbuche.

Unterwegs legten wir schon den ersten Stopp ein und frühstückten ausführlich. Danach ging's weiter über offene Kulturlandschaft mit schönen Ausblicken und durch ausgedehnte Wälder und Heckenlandschaften.

Nach 17 Kilometer erreichten wir Bischofsmais. Hier haben wir uns das erste Mal verlaufen, denn die Kennzeichnung des Weges war nicht gleich ersichtlich. An der Hauptstraße führt der Wegweiser geradeaus nach unten, aber wir mussten links abbiegen und der Hauptstraße folgen.

Die zweite Etappe nach Weißenstein empfanden wir als die schönste, denn sie ging gemütlich weiter, entlang Felder und Wiesen und selten durch Wald. Die Sonne meinte es gut mit uns und wir genehmigten uns ein längeres Picknick in der Wiese am Waldrand.

Es folgte ein Aufstieg und nach weiteren 7 Kilometern kamen wir bei der majestätischen Burgruine Weißenstein an (Foto rechts). Die Ruine hatte leider schon geschlossen, somit blieb uns nur noch der Abstieg nach Regen in unsere Unterkunft. Für diesen nahmen wir allerdings den längeren Weg, was sich erst später herausstellte und wir wanderten nochmals 3 Kilometer bis in die Pension. Nach 24 Kilometern entlang des Böhmwegs und 7 Kilometer extra waren wir für heute k.o. Ein Stückchen mussten uns die Füße aber noch tragen, denn unsere Getränke neigten sich dem Ende, wir brauchten Nachschub.

Im Gasthaus aßen wir dann noch eine Kleinigkeit und gingen bereits 21:00 Uhr mit schmerzenden Füßen ins Bett.

2. Tag
Die Füße haben sich erholt, es konnte weitergehen. Nach einem kurzen Frühstück liefen wir zurück zur Burgruine Weißenstein, also hinauf auf den Berg, morgens um 9:00 Uhr mit geschätzten 10 Kilogramm schweren Rucksäcken. Endlich wieder on Track suchten wir kurz den Weg und fanden unsere gewohnten Hinweisschilder.

Es ging zuerst über Poschetsried durch offene Landschaften, Felder, Wiesen mit tollen Ausblicken und vorbei an einem Rehgehege (Foto links), bis wir nach 12 Kilometern Zwiesel erreichten. Dort war erneut die Beschilderung etwas fragwürdig, denn wir überquerten die Brücke über den Fluss und erkannten nicht gleich, wohin das Schild zeigte. Wir mussten rechts abbiegen und direkt dem Flusswanderweg folgen.

In einem Park am See machten wir ausgiebigeres Picknick, denn uns steht nun noch die letzte Etappe bevor.

Unsere Füße begannen wieder zu schmerzen, aber abbrechen kam gar nicht in Frage, der Weg ist das Ziel! Auch wenn wir hier einfach zum Bahnhof gehen und zurück fahren hätten können.

Durch Zwiesel liefen wir eine halbe Ewigkeit, der Weg zog sich in die Länge und wir waren froh, endlich aus der Stadt herauszukommen und in den Wald zu flüchten.

Ohne größere Höhenunterschiede, zumindest die nächsten Kilometer, wanderten wir durch ausgedehnte Bergwälder nach Ludwigsthal und kamen zum Tierfreigehege, in dem wir letztes Jahr schon gewesen sind.

Da fragte ich mich sogar, wo dieser Wanderweg am Luchsgehege wohl langführen wird. Heute, ein Jahr später, sind wir hier, um diesen Wanderweg ins Unbekannte zu beschreiten. Er führte steil nach oben und durch Laubwald zum Zwieslerwaldhaus.

Von hier aus war bereits unser Ziel, Celesna Ruda in Tschechien ausgeschildert. Wir folgten den Beschilderungen nun noch die letzten Kilometer durch die Grenzwälder, die uns unendlich vorkamen.

Ein kleiner Bach symbolisiert die Grenze, Hinweisschilder machten uns darauf aufmerksam und schwups waren wir in Tschechien mit im Böhmerwald Šumava. Die Stimmung hier war uns irgendwie gleich unheimlich. Die Wälder sehen plötzlich anders aus, die Bäume kahl und insgesamt wirkte alles dunkler. Wahrscheinlich deshalb, weil es schon spät war.

Die letzte Etappe über 16 Kilometern endete somit in Celesna Ruda, allerdings an keinem bestimmten Punkt. Das Ende des Böhmwegs erklärte ich feierlich an einem Schild, auf dem Stand "München 190 Kilometer".

Nun mussten wir aber wieder zurück nach Bayerisch Eisenstein und zum dortigen Bahnhof. Ein Blick auf meine Karten und das Navi verriet uns, dass wir nochmals mindestens 3 Kilometer gehen müssen. Wir konnten langsam nicht mehr, die Beine machten schlapp, die Füße schmerzten und es wurde dunkler und kälter. Aber wir mussten uns beeilen, denn der nächste Zug nach Deggendorf fährt bald. Also humpelten wir etwas schneller, erreichten endlich den Bahnhof, kauften ein Fahrticket zwei Minuten vor Abfahrt und kaum saßen wir drin, fuhr der Zug auch schon los. Glück gehabt.

Insgesamt legten wir in zwei Tagen 65 Kilometer zu Fuß zurück und nun schätze ich diejenigen, die ganze Alpenüberquerungen bewältigen oder den Jakobsweg in mehreren Wochen oder Monaten laufen, mit Rucksack wohlgemerkt. Ich glaube, da schaltet der Kopf irgendwann die Schmerzsignale aus und ignoriert wund gelaufenen Füßen. Wir sind jedenfalls schon über diese 65 Kilometer glücklich. Wie fühlt man sich dann erst nach 1500 Kilometern?

Ich kann diese Tour jedem empfehlen. Die Touristeninformation des Bayerischen Waldes schlägt vor, diese in vier Etappen zu wandern, wobei die zweite Etappe mit 7 Kilometern die kürzeste und die letzte mit 16 Kilometern die längste ist. Der Weg ist hervorragend mit der Beschilderung "Der Böhmweg" gekennzeichnet und ist dieses Schild einmal nicht vorhanden, dann findet man das kleine Hinweisschild mit dem schwarzen Rad auf weißem Grund. Hin und wieder entdeckten wir das Schild nicht gleich, aber dann mussten wir nur ein paar Sekunden länger suchen oder auch mal 100 Meter in eine Richtung laufen, um das nächste Schild zu finden.

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