Nationalpark Bayerischer Wald
vom 18.10. bis 21.10.2010

Die Idee, in den Bayerischen Wald zu fahren, kam mir spontan. Ich hatte viel über die Wandermöglichkeiten und Tierbeobachtungen gelesen, so dass wir beschlossen, uns den ersten deutschen Nationalpark selbst einmal anzusehen.

Ich buchte uns das nette kleine Hotel Waldblick in St. Oswald, mit Halbpension und Parkplatz, welches wir zu 100% weiterempfehlen können.

1. Tag

Wir scliefen erstmal lange aus, frühstückten gemütlich und machten uns gegen 11:00 Uhr auf den Weg nach St. Oswald, ca. 2 Fahrstunden von München entfernt. Dort angekommen, begrüßte uns gleich die Gastgeberin des Hotels und bat uns, eines der zwei zu Verfügung stehenden Zimmer auszusuchen. Wir nahmen das Größte :-) Außerdem deckten wir uns mit Wandermaterial und Prospekten ein und fuhren erst einmal zum Infozentrum Hans-Eisenmann-Haus im nahegelegenen Neuschönau.

Für eine ausgiebige Wanderung war es leider zu spät, denn das Abendessen im Hotel wurde nur zwischen 18:30 Uhr und 19:00 Uhr reserviert, also mussten wir pünktlich zurück sein. Daher entschieden wir uns für zwei kurze Wanderungen direkt am Hans-Eisenmann-Haus, nämlich dem Pflanzen- und Gesteins-Freigelände (Foto rechts). Die Runde ist nicht sonderlich groß, aber versucht, die heimischen Pflanzen- und Gesteinsarten zu erklären. Im Herbst ist der Weg natürlich nicht sehr informativ, da die meisten Pflanzen verblüht und die Bäume fast kahl sind.

2. Tag

Den nächsten Tag widmeten wir voll und ganz dem nahegelegenen Tier-Freigelände. Mit Kamera und sämtlichen Objektiven zogen wir gegen 10:00 Uhr los und ließen uns auf diesem 7 Kilometer langen Rundweg ganz besonders viel Zeit. Das Gelände misst eine Größe von 200 Hektar mit weitläufigen Landschaftsgehegen.

Wir hatten Glück und konnte fast alle dort lebenden Groß- und Kleintierarten beobachten und fotografieren, wie Braunbären (Foto links), Wölfe, verschiedene Vogelarten und Wildschweine. Leider blieb uns der Luchs verborgen, der als größte europäische Wildkatze heute wieder im Bayerisch-Böhmischen Grenzgebiet zugewandert ist. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass Braunbären in natürlichen Waldlebensgemeinschaften in Deutschland wiederangesiedelt werden (sollen), nachdem bei Sichtung von Bruno gleich ein panikartiker Aufstand gemacht wurde.

Wie dem auch sei, das Tier-Freigelände erklärt den Besuchern, wie die Lebensweise und ökologische Bedeutung speziell der Großtiere, wie dem Bären, aussehen könnte, wenn sie in frei in den Wäldern leben würden. Zumindest vermittelt das Tier-Freigelände ein artgerechtes Halten der darin lebenden Tiere und man könnte fast annehmen, sich auf einer Fuß-Safari zu befinden.

Nach 5 Stunden kamen wir wieder am Parkplatz an, mit einer Vielzahl an gelungenen Fotos. Gegen 17:00 Uhr liefen wir noch einmal in den Wald hinein und direkt zum weitläufigen Luchsgehege, denn der lässt sich, erfahrungsgemäß, am liebsten zur Dämmerung in den frühen Morgen- oder Abendstunden blicken. Wir fahren alleine auf der Aussichtsplattform, die Kamera klickbereit und immer in Position. Nach einer halben Stunde in-den-Wald-gucken bewegte sich plötzlich ganz hinten etwas. Blöderweise hatten wir kein Fernglas dabei, so benutzte ich mein Tele und siehe da, der Luchs durchstreifte sein Revier. Leider konnten wir ihn nur schemenhaft erkennen, was auch gut so ist, denn ein einziger Luchs bräuchte alleine für sich ein Revier, was mindestens zweieinhalb Mal so groß ist wie der gesamte Nationalpark. Eine weitere halbe Stunden warteten wir und lauschten der Stille. Hier und da knackte es im Gebüsch, aber der Luchs war nicht mehr zu finden. Also verließen wir gegen 18:00 Uhr unseren Aussichtspunkt und liefen durch den fast finsteren Wald zurück.

3. Tag

Glücklicherweise lag im Hotel ein Rother Wanderführer, den wir uns ausleihen durften und wählten die Route zu den Rißlochfällen in der Nähe von Bodenmais. Bis dahin fuhren wir ca. eine halbe Stunde.

Sie gelten als die höchsten Wasserfälle des Nationalparks und die wollten wir natürlich sehen. Wir folgten also dem Wanderweg Nummer 2 und bogen an einer Gabelung nach links ab, um entlang der Rißlochschlucht zu den Fällen zu gelangen.

Es ging steil bergauf, auf dem nassen Laub war äußerste Vorsicht geboten. Nach einer Stunde wandern durch den wunderschönen Herbstwald, vorbei an herrlich grünem Moos, hörten wir das Rauschen und kamen am 15 Meter hohen Wasserfall an (Foto rechts).

Mehrere Wanderwege zweigen oberhalb des Wasserfalls ab, unter anderem auch auf den den großen Arber. Wir wären weitergelaufen, wenn uns der Nebel nicht die Sicht versperrt hätte. Stattdessen wählten wir einen Weg hinab nach Bodenmais über einen Aussichtspunkt, drehten aber aufgrund des Nebels wieder um und folgten der Nummer 2 auf der anderen Seite des Rißbach zurück in den Ort.

Wenn wir schon mal hier im nördlichen Teil des Bayerischen Waldes waren, machten wir am Nachmittag noch einen Abstecher in das nahe gelegene Tier-Freigelände.

Es ist um einiges kleiner, als das andere und hier leben "nur" Luchse, Wölfe, Rotwild und Wisent. Wir versuchten unser Glück nochmals bei den Luchsen und kaum standen wir 10 Minuten am Aussichtspunkt, huschte etwas hinten herum. Nach genauem Hinsehen erkannten wir gleich drei Luchse. Ich blieb eine Weile in Fotografier-Position bevor wir den Weg weiter hinaufliefen. Oben angekommen sahen wir, wie die Luchse nach unten liefen. Also wieder zurück zum Aussichtspunkt und von hier konnte ich die schönsten Fotos schießen :-) (Foto links).

4. Tag

Heute morgen guckte ich nicht schlecht aus dem Fenster als ich sah, wie der Hotelgarten und die Dächer weiß überzogen waren. Es hat geschneit. Für heute hatten wir uns aber eine längere Wanderung herausgesucht und hatten zunächste Bedenken, ob es nicht zu kalt werden würde. Aber was soll's, das würden wir nicht herausfinden, wenn wir die Wanderung nicht unternehmen würden. Also packten wir uns in warme Sachen, Schal, Mütze und Handschuhe hatten wir dabei und fuhren zum Parkplatz an der Fredenbrücke bei Waldhäuser.

Zuerst wanderten wir an der Kleinen Ohe entlang einem Bachlehrpfad, der uns zur Martinsklause führte. Dort nahmen wir den Weg zum sagenumwobenen Teufelsloch und stiegen im tiefsten Winter einen steilen schmalen Pfad hinauf.

Der Weg führte uns weiter durch abgestorben wirkenden Wald, in dem neue junge Bäume heranwachsen. Die blätterlosen alten Bergfichten bewegten sich im Wind so sehr, dass das Holz aneinanderkrachte und unheimliche Geräusche im stillen Wald verursachten.

An einer großen Infotafel liefen wir geradeaus den Sommerweg entlang, der über die "Himmelsleiter" direkt auf den 1373 Meter hohen Lusen führt. 500 Steinstufen führen hinauf zum Gipfelkreuz. Bei der Kälte und dem Schneesturm eigentlich kein Vergnügen und als wir oben ankamen, blies uns der Wind häftig um die Ohren. Das Gipfelkreuz erkannten wir kaum und meine Hände froren beim Fotografieren sofort ein. Der Wegweiser war uns keine Hilfe, weil er eingeschneit war und durch den Nebel konnten wir nur drei Meter weit gucken. Das Lusenschutzhaus erkannten wir daher auch erst, als wir ein Stück nach rechts liefen, einfach den Fußspuren hinterher.

Zum Glück, die Hütte hatte geöffnet. Wir holten uns einen heißen Tee und Kuchen. Der musste sein, der Weg hierher war anstrengend. Es lagen noch 7 Kilometer vor uns und gestärkt ging's weiter über den Winterweg hinab zum Lusenparkplatz. Der Weg über Waldhäuserriegel führte uns durch einen einsamen Wald, der Schnee wurde weniger und die Sonne kam sogar heraus. Im Wald war der Weg nur spärlich gekennzeichnet.

In Waldhäuser angekommen, durchliefen wir den Ort und bogen schließlich ab in Richtung Fredenbrücke. Nach 12,2 Kilometern und 5 Stunden kamen wir wieder am Parkplatz an.

Am nächsten Tag traten wir gegen 11:00 Uhr die Heimfahrt an und freuten uns, endlich einmal im Bayerischen Wald gewesen zu sein.

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